Evangelium zum zweiten Advent

Wenn Johannes der Täufer Fußball spielen würde...

Eigentlich hängen Chefreporter Alois Bierl die ständigen Fußballvergleiche zum Hals heraus. Doch bei seinem Blick auf das zweite Evangelium im Advent musste er selbst darauf zurückgreifen. Denn die Sechser-Position passt einfach auf Johannes der Täufer.

Johannes der Täufer predigt vor Menschen – ein Gemälde von Jacob de Gheyn II, zu sehen im Kunsthistorischen Museum in Wien. © Adam Ján Figeľ - stock.adobe.com

Er verrichtet im Hintergrund entscheidende Arbeit auf dem Platz. Grätscht und räumt Gegenspieler ab. Scheut sich nicht vor Drecksarbeit. Bereitet den Weg zum Tor vor, gibt dabei lautstarke Kommandos. Er ist dafür da, dass der Mitspieler glänzen kann. Ich gebe es zu, mir hängen diese ständigen Fußballvergleiche auch schon zum Hals heraus. Aber beim Evangelium zum zweiten Adventssonntag ist die Beschreibung der Sechser-Position im hinteren Mittelfeld einfach passgenau und treffsicher.

Johannes der Täufer ist der Sechser der Frohen Botschaft. Der „aggressive leader“, wie Trainer so jemanden gerne nennen. Ist nicht zimperlich, rempelt seine theologischen Gegner in Mt 3, 1-12 an, oder haut sie um, wie das im Fußball-Jargon heißt: „Als Johannes sah, dass viele Pharisäer und Sadduzäer zur Taufe kamen, sagte er zu ihnen: Ihr Schlangenbrut, wer hat euch denn gelehrt, dass ihr dem kommenden Zorngericht entrinnen könnt?“

Ein „aggressive leader“

Ein guter Sechser macht gleichzeitig der eigenen Truppe klar, auf wen ihr Spiel zuläuft. Nicht immer kann er das direkt in die Wege leiten, darum braucht er Anspielstationen. Die hat er im Blick und bewahrt dabei die Übersicht. Und er findet harsche Worte für diejenigen, die da zu lasch oder unaufmerksam sind. „Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt; jeder Baum, der keine gute Frucht hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen.“ Da droht der „aggressive leader“ unverblümt, der Trainerbank eine Auswechslung dieser Mitspieler zu empfehlen. 

Diener der Mannschaft

Ein nicht unbedingt sympathischer, aber unentbehrlicher Typ, der auch in der Frohen Botschaft vorkommt. Uneitel, mannschaftsdienlich. Ein Typ, der nicht das Gefühl hat, zu kurz zu kommen, weil er nicht selbst das Tor schießt. Johannes der Täufer weiß, für die Vollendung ist ein anderer zuständig und auf den muss sich das eigene Handeln ausrichten. „Der aber, der nach mir kommt, ist stärker als ich und ich bin es nicht wert, ihm die Sandalen auszuziehen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.“

Evangelium zum zweiten Advent: Matthäus 3,1-12


In jenen Tagen trat Johannes der Täufer auf und verkündete in der Wüste von Judäa: 2 Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe. 3 Er war es, von dem der Prophet Jesaja gesagt hat: Stimme eines Rufers in der Wüste: / Bereitet den Weg des Herrn! / Macht gerade seine Straßen! 4 Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften; Heuschrecken und wilder Honig waren seine Nahrung. 5 Die Leute von Jerusalem und ganz Judäa und aus der ganzen Jordangegend zogen zu ihm hinaus; 6 sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm taufen. 7 Als Johannes sah, dass viele Pharisäer und Sadduzäer zur Taufe kamen, sagte er zu ihnen: Ihr Schlangenbrut, wer hat euch denn gelehrt, dass ihr dem kommenden Zorngericht entrinnen könnt? 8 Bringt Frucht hervor, die eure Umkehr zeigt, 9 und meint nicht, ihr könntet sagen: Wir haben Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott kann aus diesen Steinen dem Abraham Kinder erwecken. 10 Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt; jeder Baum, der keine gute Frucht hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. 11 Ich taufe euch mit Wasser zur Umkehr. Der aber, der nach mir kommt, ist stärker als ich und ich bin es nicht wert, ihm die Sandalen auszuziehen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. 12 Schon hält er die Schaufel in der Hand; und er wird seine Tenne reinigen und den Weizen in seine Scheune sammeln; die Spreu aber wird er in nie erlöschendem Feuer verbrennen.

Der Autor
Alois Bierl
Chefreporter Sankt Michaelsbund
a.bierl@michaelsbund.de