Frauen und Kirche

Wenn die eigene Berufung nicht ausgelebt werden darf: „Das tut weh“

Die Berufswahl ist für viele Menschen nicht einfach. Doch besonders schwer wird es dann, wenn einem der Traumberuf verwehrt bleibt. Zum Beispiel von der katholischen Kirche. Wir haben mit drei Frauen gesprochen, die sich von Jesus berufen fühlen, das aber nicht ausleben dürfen – mit Folgen.

Urlike Leininger, Rosi Bär-Betz und Jacqueline Straub können ihre Berufung in der katholischen Kirche nicht leben. © privat/privat/Meli Wetzel

"Ich glaube, dass die Zeit reif ist, dass es für Männer und Frauen offenstehen muss und soll", sagte Münchner Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx Anfang Juli bei einem Gottesdienst im Münchner Liebfrauendom, wie das Erzbistum mitteilte. Es brauche "einen neuen Ansatz“. Damit positionierte sich Marx öffentlich und deutlich, was Menschen wie Ulrike Leininger gefreut hat. Sie ist Gemeindereferentin in München und fühlt sich zur Diakonin berufen. Das hat sie in ihrer Ausbildung gemerkt, in der Männer zeitgleich zum Diakonat vorbereitet wurden. Da sei ihr klar geworden, dass sie den gleichen Weg gehe und gleiche Ziel habe. „Nur habe ich das Problem, dass ich eine Frau bin. Ich werde diese Anerkennung der Kirche nicht bekommen. Das tut weh. Ich war bei der Weihe meiner Kurskollegen und es hat jedes Mal wieder weh getan. Freilich kann ich meine Berufung als Auftrag für mich allein leben, wenn mir der schon von der katholischen Kirche versagt bleibt. Aber das geht auf Dauer nicht“, sagt Leininger.

Keine Hoffnung mehr

Es sei eben etwas anderes, wenn man ganz für die Evangelium und die Verkündung einstehen kann und dazu von den katholischen Kirchen öffentlich beauftragt und bestätigt wurde. Und somit auch Stärke und Rückhalt im Amt bekommen würde. Die Zulassung der Frau zum Diakonat fordert Leininger schon seit Jahren, für sich selbst sieht sie mittlerweile wenig Spielraum: „Ich habe die Hoffnung mittlerweile nicht mehr. Das ist eine Frage des Alters. Das ist, wie wenn eine Frau in einem bestimmten Alter keine Kinder mehr bekommen kann. Diese Neugeburt eines Weiheamtes, die ist dann irgendwann im Alter vorbei. Es bleibt letztlich eine Machtfrage, eine Ausgrenzung und Bestärkung des Weiheamts.“

Sakramenten-Spende für Frauen

Trotzdem wünscht sich Leininger, dass die katholische Kirche Frauen wie ihr irgendwann zugestehen, dass sie auch ohne Weihe bereits dieses Amt ausgelebt hat. Außerdem hoffe sie, dass jüngere Frauen irgendwann zur Diakonin geweiht werden dürfen. Der Gemeindereferentin Rosi Bär-Betz vom Pfarrverband Geisenhausen bei Landshut geht es zum Beispiel nicht direkt um die Weihe zur Diakonin, sondern um die Spende von Sakramenten, die ihr verwehrt bleibt. „Natürlich empfinde ich das durchaus als Defizit meines Berufes, dass ich diese Vergegenwärtigung Gottes mit den Menschen nicht feiern darf. Das macht mich natürlich auch traurig und lässt mich manchmal enttäuscht zurück“, erklärt Bär-Betz. Sie fühle sich zur Seelsorgerin berufen und wolle die Menschen, die ihr vertrauen, die sie teils über Monate begleitet hat und mit auch sie eine enge Beziehung aufgebaut hat, bei jedem Schritt begleiten dürfen. Daher fordert die Gemeindereferentin für die Zukunft, „dass ich ihnen dann auch an den Lebenswenden mit ihnen die Gegenwart Gottes feiern kann. Das wäre mein Wunsch für mich und für alle Seelsorger und Seelsorgerin, die das genauso sehen. Dass wir bis zum Ende diesen Weg mitgehen können und nicht kurz vorm Höhepunkt einen Priester oder Diakon hinzubitten müssen.“

Kampf für das Frauen-Priestertum

Für das und ein paar weitere Schritte kämpft auch Theologin Jacqueline Straub. Sie hofft auf das Frauen-Priestertum in der römisch-katholischen Kirche. „Ich möchte Priesterin werden, schon seit meiner Jugend und über 15 Jahren“, sagt Straub. Sie wolle diese Berufung eines Tages leben können. „Und zum anderen ist es auch eine Frage der Gleichberechtigung. Wenn wir zurückblicken zu Jesus, dann hat er die Menschen auch gleichbehandelt, obwohl er in Strukturen gefangen waren, die alles andere als gleichberechtigt waren und trotzdem hat er ganz andere Signale gesetzt, auf die wir heute als katholische Kirche auch noch hören sollten“, argumentiert die Journalistin.

Weiheämter für Frauen ist auch beim Synodalen Weg ein großes Thema. Das lässt hoffen, dass in Zukunft vielleicht auch berufende Frauen als Diakonin oder Priesterin werden dürfen und somit auch gleichberechtigter Teil der katholischen Kirche sein können. (Anna Parschan, Radioredakteurin beim Sankt Michaelsbund)

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