Islands katholische Kirche

Wenige Fußballer - wenige Katholiken

Island hat am vergangenen Montag im Achtelfinale gegen England Fußballgeschichte geschrieben. Das Land mit seinen gut 330.000 Einwohnern ist schwach besiedelt, der Anteil an Katholiken liegt unter drei Prozent. Doch obwohl die katholische Kirche in Island klein ist, blickt sie auf eine eindrucksvolle Geschichte zurück.

Die Landakotskirkja ist die Kathedrale des katholischen Bistums Reykjavik (Bild: Fotolia) © Fotolia

Reykjavik – In Island, dem großen kleinen Überraschungsland der Fußball-EM, leben nur etwa 12.000 Katholiken. Fast 80 Prozent der gut 330.000 Einwohner des vulkanischen Inselstaates gehören der evangelisch-lutherischen Staatskirche an. Wie die meisten seiner Vorgänger in der Stadt an der "Rauchbucht" stammt auch der katholische Bischof von Reykjavik, der slowakische Kapuziner David Bartimej Tencer (53), aus dem Ausland. 2015 löste er den Schweizer Bischof Pierre Bürcher (70) im nördlichsten Bistum der katholischen Weltkirche ab.

Erster regulärer Ortsbischof der Neuzeit in Island war ein Deutscher. Den aus Hillensberg im Rheinland stammenden Montfortanerpater Martin Meulenberg (1872-1941) berief Papst Pius XI. zum ersten Leiter der 1923 errichteten Apostolischen Präfektur Island. Mit der sechs Jahre später erfolgten Aufwertung zum Vikariat war die Ernennung Meulenbergs zum Bischof verbunden. Ihm folgte 1942 als bislang einziger einheimischer Bischof nach fast 400 Jahren Johannes Gunnarsson (1897-1972), Sohn eines Konvertiten. In seine bis 1967 dauernde Amtszeit fiel die Erhebung der Ortskirche zum Bistum Reykjavik durch Papst Paul VI.

Gott Thor wurde verehrt

Erster Bischof der Diözese Reykjavik war dann der niederländische Montfortaner Hendrik Frehen (1917-1986). Sein Nachfolger wurde ein weiterer Niederländer, Joannes Gijsen (1932-2013), den Papst Johannes Paul II. nach Querelen in seinem Bistum Roermond im Mai 1996 in das "Eisland" versetzte. Auf ihn folgte 2007 der Schweizer Bürcher.

Auch wenn archäologische Forschungen belegen, dass bereits vor den Wikingern irische Mönche in Island wirkten, ist die Insel erst seit 874 ständig besiedelt. Die damaligen Bewohner verehrten vor allem den heidnischen Gott Thor. Die ersten christlichen Missionare rief der norwegische Königs Olaf Trygvasson (968-1000) Ende des 10. Jahrhunderts in das "Eisland" - den sächsischen Missionsbischof Friedrich, den Isländer Stefnir Thorgilson sowie den deutschen Priester Dankbrand. Doch sie konnten nur wenig ausrichten, weil sie zu unsensibel vorgingen.

Einführung des Christentums

In der Folgezeit führten die Isländer das Christentum auf ihre eigene Weise ein. Auf dem Althing, der obersten politischen Versammlung des demokratisch-patriarchal organisierten Landes, riefen im Jahr 1000 die beiden Männer Gizur und Hjalti, die Steifnir getauft hatte, zur Annahme des Christentums auf. Fast drohte an dieser Frage die Einheit der Inselbewohner zu zerbrechen.

Erzbischof Adalbert von Bremen-Hamburg weihte 1056 Isleif, den Sohn von Gizur, zum ersten katholischen Bischof für Island. Dieser errichtete seinen Bischofssitz auf seinem Hof Skalholt. Das Bistum Holar wurde 1106 mit Bischof Jon Ögmundsson errichtet. Die bis 1103 dem Erzbistum Bremen-Hamburg unterstehende Kirche fiel 1142 an das schwedische Erzbistum Lund und 1152 an die norwegische Erzdiözese Trondheim.

Radikale Reformation

Bis 1264 blieb Island eigenständig. Als dann im Zuge interner Streitigkeiten der politisch aktive Dichter Snorri Sturluson erschlagen und auch Bischof Sigurd von Skalholt bedroht wurde, wandten sich die Isländer an das Königreich Norwegen, das die Insel kurzerhand seinem Machtbereich einverleibte. Im 15. Jahrhundert unterstand Island dann dem Königreich von Dänemark.

Eine neue Krise bescherte der Kirche Islands im 16. Jahrhundert die Reformation Martin Luthers auf dem Festland. König Christian III. wollte die katholische Kirche als unkontrollierbare Institution ausschalten. Bischof Jon Arason von Holar rief seine Landsleute zum bewaffneten Widerstand gegen die Dänen und die lutherische Lehre auf. Durch Verrat fiel Arason in die Hände seiner Feinde und wurde am 8. November 1550 hingerichtet. In der Folgezeit setzte Dänemark die Reformation auf der Insel sehr radikal um. Erst 300 Jahre später betraten wieder katholische Geistliche isländischen Boden. (kna)