Religions for Peace

Weltreligionsführer-Treffen beginnt mit Dialog-Appell

600 Religionsvertreter aus 90 Ländern - in Lindau tagt die Vollversammlung des Weltrats der Religionsführer. Thematisch geht es unter anderem um Umweltschutz und Frieden.

Interreligiöser Dialog steht bei dem Treffen der Religionsvertreter im Vordergrund. © alotofpeople - stock.adobe.com

Lindau – Mit einem Appell für interreligiösen Dialog in der Diplomatie hat die Vollversammlung des Weltrats der Religionsführer im schwäbischen Lindau begonnen. Bis Donnerstag tauschen sich mehr als 600 Religionsvertreter, Diplomaten und Experten aus 90 Ländern aus, wie die Organisatoren erklärten. Die meisten werden angesichts der Corona-Pandemie virtuell teilnehmen. Veranstalter ist die nach eigenen Angaben weltgrößte interreligiöse Nichtregierungsorganisation "Religions for Peace" (RfP). Finanziert wird das Treffen vom Auswärtigen Amt. Im Fokus der Tagung stehen junge Menschen.

Teil der Lösung

Der Augsburger Bischof Bertram Meier wies bei der Eröffnungsfeier darauf hin, dass in den dringendsten globalen Fragen wie dem Klimaschutz Allianzen gebildet werden müssen, einschließlich der Religionen. Meier ist auch Vorsitzender der Unterkommission für den Interreligiösen Dialog der Deutschen Bischofskonferenz.

Der Bischof erinnerte an die gemeinsame Erklärung zur Geschwisterlichkeit aller Menschen von Papst Franziskus und Großimam Ahmad al-Tayyeb im Februar 2019 in Abu Dhabi. "Dieses Zeugnis einer inspirierenden interreligiösen Begegnung beschreibt eine Vision, in der Religionen nicht die Ursache des Problems sind, sondern Teil der Lösung." Gläubige Menschen hätten die von Gott gegebene Mission, Ungerechtigkeiten in ihrer eigenen Form aufzuzeigen und Verantwortung zu übernehmen.

Bedeutung des Glaubens für den Frieden

Die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Anna-Nicole Heinrich, hob die Bedeutung des Glaubens für Frieden hervor. Daher sei der Dialog zwischen den Religionen wichtig. "Ich bin fest davon überzeugt, dass die besten Werkzeuge in unseren unterschiedlichen wertvollen religiösen Traditionen bereits umgesetzt sind." Das Gespräch dürfe aber keine Einbahnstraße sein, weder in Bezug auf die verschiedenen religiösen Traditionen noch auf die Generationen.

Heinrich verwies auf Erfahrungen und Erfolge in Deutschland. Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Holocaust sei klar gewesen, dass kein Mensch mehr wegen seines Glaubens verfolgt, geächtet oder gar hingerichtet werden dürfte.

Teilnehmer aus mehreren Dutzend Ländern

Bei dem Lindauer Treffen geht es unter anderem um Themen wie "Frieden und Sicherheit", "Umweltschutz" und "Humanitäre Arbeit." Als Redner angekündigt sind etwa der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus, UN-Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi und Gilles Carbonnier, Vizepräsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz.

RfP hat bereits mehrfach in Lindau getagt. 2019 hatte dort die Weltversammlung mit rund 900 Teilnehmern stattgefunden. 2020 folgte die größtenteils virtuelle Konferenz "Frauen, Glaube und Diplomatie" mit täglich rund 1.500 Teilnehmern aus mehreren Dutzend Ländern. RfP kooperiert in Lindau mit "Ring for Peace". Unter dieser Marke richtet die örtliche "Stiftung Friedensdialog der Weltreligionen und Zivilgesellschaft" die anstehende Zusammenkunft aus. (kna)