Amtswechsel

Welskop-Deffaa als neue Caritaspräsidentin eingeführt

Als erste Frau in der Geschichte der Caritas übernahm Eva Maria Welskop-Deffaa das Präsidentenamt des Sozialverbands. Ihr Amtsvorgänger Peter Neher wurde gebührend verabschiedet.

Eva Maria Welskop-Deffaa ist die neue Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes. © Harald Oppitz/KNA

Freiburg – Eva Maria Welskop-Deffaa ist neue Caritaspräsidentin. Die 62-jährige Volkswirtin wurde am Dienstag bei einem Festakt in Freiburg vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, offiziell in ihr Amt an der Spitze des größten deutschen Wohlfahrtsverbands eingeführt. Damit hat die Caritas erstmals in ihrer 125-jährigen Geschichte eine Präsidentin. Der bisherige Präsident Peter Neher (66) wurde bei dem Festakt und Gottesdienst im Freiburger Münster verabschiedet.

Caritas vor großen Herausforderungen

Bätzing sagte, Caritas als "Streiterin für die Anliegen von Menschen in Sorgen und Nöten" und Kirche seien untrennbar verbunden. Für die anstehenden Herausforderungen wünsche er Welskop-Deffaa "Erfolg, Tatkraft sowie das nötige Quäntchen Glück".

In ihrer Antrittsrede beschrieb Welskop-Deffaa die Caritas als "Gottes Dolmetscherdienst", der sich beispielsweise "an den Krankenbetten, in der Stromsparcheck-Beratung, in den Bahnhofsmissionen und an vielen anderen Orten" zeige. Mit Sorge schaue sie auf die aktuelle Corona-Lage: "Die vierte Corona-Welle erwischt uns mit voller Wucht."

Die Verdienste des scheidenden Caritaspräsidenten Neher

Zugleich würdigte der Bischofskonferenz-Vorsitzende Bätzing den bisherigen Präsidenten Peter Neher. Ihm gebühre für "kluges, verbindliches und aufopferungsvolles Handeln als Präsident" großer Dank, Respekt und Anerkennung. Als wichtige Leistungen Nehers nannte Bätzing die Unterstützung von Menschen in prekären Lebenssituationen, die Aufnahme und Integration von Migranten besonders nach 2015, das Abfedern der sozialen Folgen der Corona-Pandemie sowie die Forderung, dass Klimaschutzpolitik nicht zulasten der ohnehin Schwachen gehen dürfe.

Auch habe sich Neher, der die Caritas seit 2003 leitete, "deutlich gegen Parteien und gesellschaftliche Strömungen positioniert, die nach nichts anderem als der Zerstörung des gesellschaftlichen Zusammenhalts und der freiheitlich-demokratischen Grundordnung in unserem Land trachten", sagte Bätzing. Herausragend seien Nehers Verdienste zudem bei Lebensschutzfragen gewesen, etwa zuletzt bei der vom Bundesverfassungsgericht angestoßenen Neuregelung der Suizidbeihilfe.

Dank an die Mitarbeiter der Caritas

Hierauf bezog sich auch Caritasbischof Stephan Burger in seiner Festpredigt im Freiburger Münster. Es dürfe nicht der "letzte Maßstab" sein, am Lebensende die Autonomie des Einzelnen über alles zu stellen. "Immer noch leben wir in Beziehungen und sind aufgerufen, einander in existenziellen Situationen beizustehen und Menschen nicht alleine zu lassen. Der Tod darf nicht zur Lösung für mangelnde Solidarität werden", sagte Burger.

Neher bedankte sich insbesondere bei den Mitarbeitern der Caritas. "Was Sie als Mitarbeitende und Ehrenamtliche national und international leisten, ist Teilhabe am Sendungsauftrag der Kirche", so Neher. "Und das in einer Zeit, die viele als Krise der Kirche und des Glaubens erfahren."

Reiche berufliche Erfahrung der neuen Caritaspräsidentin

Neher war 18 Jahre lang Caritaspräsident. Zuvor war er Leiter der Caritas Augsburg, Krankenhausseelsorger und Gemeindepfarrer. Im vergangenen Jahr hatte er entschieden, nicht für eine weitere Amtszeit zu kandidieren. Bei der Wahl durch die Caritas-Delegiertenversammlung Mitte Oktober hatte sich Welskop-Deffaa dann gegen den Stuttgarter Stadtdekan Christian Hermes und den Trierer Theologen Markus Leineweber durchgesetzt.

Sie saß bereits seit 2017 im Vorstand des Caritasverbands. Zuvor arbeitete die Duisburgerin im Vorstand der Gewerkschaft Verdi und leitete von 2006 bis 2012 die Gleichstellungsabteilung im Bundesfamilienministerium. Auch für das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und den Katholischen Deutschen Frauenbund (KDFB) engagierte sich Welskop-Deffaa. (kna)

Deutscher Caritasverband


Der Deutsche Caritasverband (DCV) ist der größte Sozialverband in Deutschland und Europa. Die Dachorganisation katholischer Sozialeinrichtungen setzt sich für Menschen in Not ein. Mit rund 690.000 hauptamtlichen Mitarbeitern - 80 Prozent sind Frauen - ist die Caritas zudem der größte private Arbeitgeber in der Bundesrepublik. Sitz des 1897 gegründeten Verbands ist Freiburg. Die Organisation engagiert sich auf allen Gebieten der Gesundheits-, Jugend- und Sozialhilfe. Rund 8.000 rechtlich eigenständige Träger unterhalten bundesweit mehr als 24.000 Einrichtungen wie Kindertagesstätten, Altenpflegeheime, ambulante Pflegedienste oder Beratungsstellen. Die Caritas finanziert sich durch die öffentliche Hand, Beiträge und Spenden sowie durch kirchliche Zuschüsse. Dabei ist der Verband kein zentral organisierter Sozialkonzern, sondern der Dachverband von rechtlich selbstständigen Caritasverbänden in den bundesweit 27 Bistümern. Hinzu kommen Verbände wie der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) oder der Malteser Hilfsdienst (MHD) sowie karitativ tätige Ordensgemeinschaften. Teil des Verbands ist die Hilfsorganisation Caritas international, die Katastrophen- und humanitäre Hilfen organisiert. (kna)