Gewässerweihe der Orthodoxen Christen

Weihe der gesamten Schöpfung

Wasser hat im christlichen Glauben eine eminente Bedeutung. Am Freitag wurde in München die Isar gesegnet: eine beindruckende Liturgie bei Schnee und Minusgraden.

© Robert Kiderle

München – Bei Minusgraden in die Isar springen? Bei der traditionellen Gewässerweihe der Griechisch-Orthodoxen Metropolie ist das ein fester Bestandteil der Liturgie an Epiphanie. In München wird dabei alljährlich ein geschmücktes Kreuz dreimal von der Ludwigsbrücke in die eiskalten Fluten der Isar geworfen, von jungen Männern geborgen und dem Priester wieder übergeben.

Auch heuer waren trotz der sehr frostigen Temperaturen, Wind und Schneefall viele Münchner gekommen, um der Weihe beizuwohnen. Einige hundert Zuschauer und Gläubige säumten die Ludwigsbrücke und beide Ufer der Isar. Dompfarrer Hans-Georg Platschek, der den erkrankten Weihbischof Rupert Graf zu Stolberg vertrat, überbrachte die Neujahrswünsche von Erzbischof Reinhard Kardinal Marx an alle Anwesenden. Bei der Andacht in ökumenischer Gesinnung warf Platschek das Kreuz ebenso in die Isar wie die evangelische Münchner Stadtdekanin Barbara Kittelberger. Der Metropolit Augoustinos Labardakis stand der Feier vor und segnete als erster mit diesem Gestus die Isar.

Nicht nur das Wasser, die ganze Schöpfung wird geweiht

Mit der Großen Gewässersegnung erinnert die Griechisch-Orthodoxe Kirche an die Taufe Jesu am Tag der Erscheinung des Herrn (griechisch: Epiphanie). Dieser Festtag markiert den höchsten Feiertag der Orthodoxen Kirche. Im Glaubensverständnis der orthodoxen Kirche steht das Wasser für die ganze Schöpfung. Bei dem Ritus wird daher nicht nur das Wasser gesegnet, sondern eine Weihe der gesamten Schöpfung vorgenommen. Dabei wird das Kreuz dreimal ins Wasser getaucht. Dies muss nicht unbedingt an einem Fluß gemacht werden, in Geretsried wird am 7.1.2017 im dortigen Hallenbad das Wasser geweiht. In München war es heute die Wasserwacht, die den Umständen geschuldet die Schimmer stellte: Die jungen Männer waren mit professionellen Taucheranzügen gegen die Kälte geschützt. So konnten sie das Kreuz dreimal sicher aus der Isar holen und den Zelebranten übergeben. Sie erhielten dafür ein kleines Kreuz als Präsent. (kid, gw)