Sakramente empfangen trotz Corona-Krise

Was ist die "geistliche Kommunion"?

Schon kurz nachdem die Gottesdienste auf Grund der Corona-Krise abgesagt wurden, verwies das Erzbistum München und Freising auf auf die geistige oder auch geistliche Kommunion. Diese lässt sich ohne den tatsächlichen Empfang praktizieren.

Kommunion muss unter solchen Bedingungen nicht physisch erfolgen. © LUKAS HODON - adobe.stock

Es war eine einschneidende Nachricht für das kirchliche Leben: Am Freitag, den 13. März, sagte das Erzbistum München und Freising alle öffentlichen Gottesdienste für die folgenden Wochen ab. Gleichzeitig mit der Absage kamen zahlreiche Anregungen, wie die Gläubigen das eigene geistliche Leben dennoch weiter pflegen können: durch das persönliche Gebet, Impulse und natürlich durch Gottesdienste im Fernsehen oder im Livestream.

Alte, spirituelle Tradition

Doch gerade letzteres ist in der Praxis gar nicht so einfach: Zur Herausforderung, dass der Gottesdienst plötzlich auf der Couch stattfindet, kommt vor allem die Tatsache, dass man durch den Bildschirm nicht die Kommunion empfangen kann. Daher machte das Erzbistum gleich in der ersten Pressemeldung zur Absage der Gottesdienste auf eine alte spirituelle Tradition aufmerksam: den Empfang der „geistigen/geistlichen Kommunion“, auch „Begierdekommunion“ genannt. Was verbirgt sich dahinter und wie kann man sich diese Art des Kommunionempfangs vorstellen?

Das Verlangen ist entscheidend

In einem Schreiben der Glaubenskongregation aus dem Jahr 1983 heißt es, dass Gläubige, die zum Beispiel wegen Christenverfolgung keine Eucharistie feiern können, nicht auf die Gnade verzichten müssen, die mit der Kommunion einhergeht. „Wenn sie, zutiefst vom Wunsch nach dem Sakrament geleitet und im Gebet mit der ganzen Kirche vereint, den Herrn anrufen und ihre Herzen zu ihm erheben, haben sie in der Kraft des Heiligen Geistes Gemeinschaft mit der Kirche, die der lebendige Leib Christi ist, und mit dem Herrn selbst. Durch ihr Verlangen nach dem Sakrament mit der Kirche vereint, sind sie, wenn auch äußerlich von ihr getrennt, zuinnerst und wirklich ganz mit der Kirche verbunden und empfangen daher die Früchte des Sakraments“.

Mit Christus und der Kirche verbunden

Ähnlich formuliert schon das Konzil von Trient im 16. Jahrhundert, die „geistliche Kommunion“ sei die Weise des Kommunionempfangs, bei der man das „himmlische Brot dem Verlangen nach“ esse. Schon im Verlangen nach dem Empfang der Kommunion sieht die Kirche also das entscheidende Moment. Wer sich wirklich danach sehnt, die Kommunion zu empfangen und sein Herz dafür öffnet, dem werden im Heiligen Geist auch ihre „Früchte“ zuteil. Diese bestehen darin, mit Christus und der ganzen Kirche verbunden zu sein.

Das passende Gebet

Eine solche Sehnsucht kann beim Verfolgen des Livestreams ebenso spürbar sein wie beim persönlichen Gebet in der Kirche oder zu Hause. Die Kirche will mit der geistlichen Kommunion zum Ausdruck bringen, dass auch Gläubige, die aus äußeren Gründen nicht den Leib Christi empfangen können – wie in der gegenwärtigen Zeit durch das Corona-Virus –, innerlich dennoch die Gnade dieses Sakraments empfangen können.

Um diese Form zu praktizieren, hilft es, in dem Moment, wenn man sich – zum Beispiel beim Schauen des Fernsehgottesdienstes – nach dem Empfang der Heiligen Kommunion sehnt, ein entsprechendes Gebet zu sprechen, etwa: „Komm, Herr Jesus!“ (Offb 22,20). (Theresia Kamp)

Aktuell wird täglich ein Gottesdienst aus der Sakramentskapelle des Münchner Liebfrauendoms live im Internet und im Radio übertragen, jeweils sonntags um 10 Uhr sowie montags bis samstags um 17.30 Uhr. Die Live-Übertragung kann auf der Homepage des Erzbistums München und Freising abgerufen werden. Eine reine Tonübertragung ist zudem im Münchner Kirchenradio oder über das Digitalradio DAB+  zu hören. Alle Gottesdienste finden Sie auch auf youtube.

Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Corona - Pandemie