Bischof Voderholzer über christliche Identität

Was heißt es Christ zu sein?

Wann bin ich ein Christ? Wenn ich sonntags in die Kirche gehe? Wenn ich meine Altkleider bei der Caritas abgebe? Oder reicht es, dass ich getauft bin? Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer gibt Antworten.

Der Fisch war früher ein Erkennungszeichen für Christen. (Bild: fotolia/ChristArt) © fotolia/ChristArt

Frauenwörth - Was macht einen Menschen zum Christen? Der bunte Fisch-Aufkleber am Auto? Der sonntägliche Messbesuch? Oder die Spende an ein Hilfswerk? Auf die Suche nach Antworten hat sich der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer am vergangenen Freitag bei einer Veranstaltung des Wirtschaftsrats Bayern und des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU) gemacht. Unter dem Titel „Christliche Identität zeigen!“ begab er sich bei den „20. Frauenwörther Gesprächen“ auf der Fraueninsel am Chiemsee zunächst auf Spurensuche in der Geschichte.

Christen sollen anderen dienen

Hinweise über die Identität früher Christen gebe etwa der „Diognetbrief“ aus dem zweiten Jahrhundert. Das erstaunliche Ergebnis: Christen unterschieden sich weder durch ihre Sprache noch durch ihre Gebräuche. Dennoch, hob Bischof Voderholzer hervor, drücke der Verfasser ein besonderes Selbstverständnis der Christen aus, wenn er schreibt: „Was im Leib die Seele ist, das sind in der Welt die Christen.“

Voderholzer wertete dieses Zitat als Echo auf die Aussagen Jesu: „Ihr seid das Salz der Erde! Ihr seid das Licht der Welt!“ Salz und Licht hätten gemeinsam, dass sie nicht für sich selbst da sind. „Ein Pfund Salz kann man nicht essen“, veranschaulichte der Bischof das Beispiel und folgerte daraus: „Christen sind dazu da, anderen zu dienen.“ Wie kann das in einer Zeit aussehen, da soziale Einrichtungen, an deren Ursprung Christen stehen, längst vom Staat übernommen wurden? „Wirklich unersetzlich sind wir dort, wo wir als Christen den Himmel offenhalten“, erklärte Voderholzer.

Der Sonntag ist heilig

Mit drei Beispielen zeigte der gebürtige Münchner, wie man diesen Anspruch leben könne. Da Christsein nicht zuerst Moral, sondern eine neue Existenzform sei, müsse der Tag der Auferstehung besonders gestaltet werden. „Christliche Identität lebt von der Heiligung des Sonntags“, stellte er klar. Dementsprechend forderte er ein klares Nein gegenüber der Lockerung des Sonntagsschutzes. Zweitens zeichneten Christen sich durch eine Sensibilität für schwaches und bedrohtes Leben aus. „Es gab in den allgemeinen Lebensentscheidungen von Anfang an Punkte, wo Christen nicht mitmachen. Hier unterscheiden wir uns positiv“, betonte Voderholzer. Drittens sollten sich Christen in die sogenannte „Gender-Debatte“ einbringen, die inzwischen über das berechtigte Anliegen der Gleichberechtigung von Frau und Mann hinausgehe. Auch wenn es eine Herausforderung sei, brauche der „Schutz von Ehe und Familie als Keimzelle des Lebens den Einsatz von Frauen und Männern, die sich ihrer christlichen Identität bewusst sein wollen“, appellierte der Oberhirte.

Christsein kann man nicht „machen“

Um nicht den Eindruck zu erwecken, man könne sich durch die Befolgung bestimmter Ratschläge selbst zum Christen machen, hob Bischof Voderholzer im anschließenden Gottesdienst hervor, dass man über christliche Identität nicht nur nachdenken, sondern sie empfangen müsse. „Wir werden zu Christen, indem sich Christus in der Eucharistie immer neu von uns aufnehmen lässt und indem er uns zu Gliedern seines Leibes macht“, stellte er klar. (tlp)