„Dem Kaiser, was dem Kaiser ist!“ – Frei nach diesem Motto schoben wir unsere standesamtliche Hochzeit trotz vollem Terminkalender noch in den Dezember 2019, nur ein paar Monate nach unserer Verlobung. Natürlich war dies ein besonderer Schritt für uns beide: Die Familien trafen erstmals in voller Größe aufeinander, die Frage nach dem Nachnamen stellte sich und ein besonderer Tag sollte es schon sein.
Aber unterm Strich war es ein Vertrag, mehr eben auch nicht. Jedem gehörte nun die Hälfte, eine Steuerersparnis gab’s obendrauf und einen neuen Nachnamen für Katharina – ein Verwaltungsakt mit einer Prise Romantik. Die „richtige“ Hochzeit würde im Mai folgen. Da konnte der bürokratische Termin im Standesamt ruhig kürzer ausfallen. Denn in diesem Punkt waren wir uns beide von Beginn unserer Beziehung an einig: „Nur“ standesamtlich zu heiraten, war uns nicht genug.
Langes Warten auf die kirchliche Hochzeit
Natürlich waren wir schon im Dezember 2019 rechtlich verheiratet, aber gefühlt eben noch nicht so richtig. Die Eheringe wollten wir erst in der Kirche tauschen, gesellige Feierlichkeiten wie ein Polterabend standen als Auftakt für „die Standesamtliche“ gar nicht zur Debatte. Der Mai würde schnell genug kommen, dachten wir. Stattdessen kam Corona, und ein familiärer Schicksalsschlag jagte den nächsten. Aus Mai 2020 wurde (nach vielen halbherzigen Ersatzterminen zwischendurch) Juni 2022. Lange mussten wir auf unsere „richtige“ Hochzeit warten und freuen uns nun umso mehr, in der Kirche zu heiraten, in der wir uns kennengelernt haben und in der schon Katharinas Oma geheiratet hat.
Freie Trauungen als starke Konkurrenz
In unserem direkten Freundeskreis sind wir mit der kirchlichen Hochzeit keine Ausnahme. Auch hier wurde die standesamtliche Hochzeit meist eher im kleinen Kreise abgehakt und das „große“ Fest fand in der Kirche statt. Aber nicht bei allen Paaren ist die kirchliche Trauung ein Muss. Wir kennen viele, denen eine standesamtliche Trauung genug ist und die ganz bewusst keine kirchliche Hochzeit wollen. Viele haben der Kirche trotz Taufe schon längst den Rücken gekehrt.
Andere stören sich an den kirchlichen Vorgaben und Vorschriften für Zeremonie und Trauung. Die liturgisch festgelegte Feierlichkeit und die Enge eines Kirchenraums können kaum mit den Möglichkeiten einer freien Trauung am Seeufer, unter Bäumen oder im Gewächshaus mithalten. Der Priester schaut neben der freien Traurednerin, die aus „Momo“ und dem „kleinen Prinzen“ zitiert, ziemlich alt aus. In unseren überinszenierten Zeiten, wo es Schlösser und toskanische Weinberge sein können, wer will da in seiner kleinen Stadtteilkirche nach den Regeln des Pfarrers heiraten?