Brauchtum zu Ostern

Warum ein Hase die Ostereier bringt

Die Frage, wie der Hase zum Osterhasen wurde und damit zum christlichen Osterfest kam, ist gar nicht so leicht zu klären.

Der Brauch, vom Osterhasen gelegte Eier zu suchen, entwickelte sich im 17. Jahrhundert. © A_Bruno - stock.adobe.com A_Bruno - stock.adobe.com

München – Der Hase taucht immer wieder im Frühlingsbrauchtum vieler Völker auf, auch als „Eier-Leger“. Er ist ein Zeichen der Fruchtbarkeit und des neuen Lebens in der Natur im Frühling. In den griechischen Göttersagen ist er ein Fruchtbarkeitssymbol, denn der Hase ist das heilige Tier der Liebesgöttin Aphrodite.

Christlich gedeutet wurde der Hase erstmals im vierten Jahrhundert von Bischof Ambrosius als Sinnbild der Wandlung und Auferstehung. Auf diese Deutung geht auch ein „Hasenbild“ im Kreuzgang des Liboriusdoms in Paderborn zurück. Dieses Dreihasenfenster wurde zum Wahrzeichen der Stadt Paderborn. In der Ostkirche begegnet uns der Hase als Symbol für Christus.

Ostereiersuche in Goethes Garten

In einer mittelalterlichen Handschrift aus dem zwölften Jahrhundert, die in der Bayerischen Staatsbibliothek in München aufbewahrt wird, findet sich ein Sakramentarblatt zur Osterliturgie, in dem ein Hase in die Initiale D Eingang gefunden hat. Das kann als ein Beleg dafür gewertet werden, dass der Hase schon im Mittelalter als Symbol der Auferstehung bekannt war.

Der Brauch, vom Osterhasen gelegte Eier zu suchen, entwickelte sich im 17. Jahrhundert im evangelischen Raum wohl als Gegenstück zur Eiersegnung in den katholischen Kirchen am Ostersonntag. Erste Belege gibt es aus dem Elsaß und in der Pfalz. Es wird von einer Ostereiersuche im Garten von Goethes Landhaus in Weimar 1783 berichtet. Dass der Hase die Ostereier versteckt, wurde unter anderem mit seiner Schnelligkeit erklärt. Er sollte wohl für den Überraschungseffekt sorgen.

Andere Regionen, andere Tiere

In anderen Regionen werden die Eier von anderen Tieren gebracht: in der Schweiz vom Kuckuck, in Westfalen vom Fuchs, in Thüringen vom Storch. In Oberbayern und Österreich brachte die Henne die Ostereier. Hier setzte sich auf dem Land der Brauch des Osterhasen erst allmählich im vergangenen Jahrhundert durch.

Lange Zeit waren Eier oder Hasen zu Ostern als Abgabe und Zins der Schuldner und abhängigen Bauern an die Gutsherren üblich. Mit dem Färben sollten die „gewöhnlichen Eier“ von den Ostereiern unterschieden werden können. Gefärbte Eier waren immer ein beliebtes Geschenk für Patenkinder, Dienstboten sowie unter Liebenden.

Ostereier ganz ohne Farbe bekamen in nicht geringen Mengen früher die Pfarrer von den Bäuerinnen bei der Abgabe des österlichen Beichtzettels, der ein Dank für die abgenommene Osterbeichte sein sollte. Die Eier waren eine willkommene Beigabe, im Vordergrund stand aber das Interesse am Beichtzettel, stellte er doch für den Pfarrer eine Kontrollmöglichkeit über die pflichtgemäße Erfüllung der jährlichen Beichtpflicht dar. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil gehören die Beichtzetteln wie auch die Eiergaben an die Pfarrherrren der Vergangenheit an. (Albert Bichler)

Dieser Artikel erschien erstmals am 19. April 2019.

Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Ostern