Tradition in der Kritik

Warum die Sternsinger nicht mehr schwarz geschminkt werden

Lange war es üblich, das Gesicht eines der Kinder, die als Sternsinger die Heiligen Drei Könige darstellen, schwarz anzumalen. Seit einigen Jahren wird diese Tradition kritisiert.

"Kommt so, wie ihr seid!", sagt das Kindermissionswerk zur Frage der geschminkten Sternsinger. © Martin Steffen / Kindermissionswerk

Rund um den 6. Januar sind die Sternsinger unterwegs, um ihren Segen zu bringen und Spenden für Menschen in Not zu sammeln. Angelehnt an die klassischen Darstellungen der heiligen Drei Könige war es lange üblich, einen von ihnen schwarz zu schminken. Was für viele Menschen eine geliebte Tradition ist und als Würdigung schwarzer Menschen verstanden wird, sehen andere heute eher kritisch. Von Rassismus und der Verbreitung von Vorurteilen ist die Rede.

Heilige drei Könige in Bibel nicht erwähnt

In der Bibel sucht man die Heiligen Drei Könige vergeblich. Dort ist, je nach Übersetzung, von Weisen, Magiern oder Astrologen die Rede. Erst der Volksglaube machte aus ihnen Könige, gab ihnen Namen und ordnete sie unterschiedlichen Erdteilen zu. In der Kunst ist meist Caspar der afrikanische König, der Myrrhe als Geschenk mitbringt, Melchior der Europäer mit Gold im Gepäck und Balthasar der Weihrauch schenkende Asiate. Diese Darstellung nahmen sich die Sternsinger zur Vorlage und schminkten einem der Kinder das Gesicht schwarz.

"Blackfacing" ist eine rassistische Tradition

Was im besten Fall als Ehrung der afrikanischen Kultur gedacht ist, bekommt in Zeiten von steigendem Rassismus und der Black Lives Matter Bewegung einen faden Beigeschmack. Zu sehr erinnert die scheinbar harmlose Schminke an die rassistische Tradition des „Blackfacing“. In den sogenannten „Minstrel Shows“ im 18. und 19. Jahrhunderts malten sich weiße Menschen in den USA schwarz an, um Menschen mit schwarzer Hautfarbe abwertend darzustellen. Stereotypen und Klischees wurden reproduziert und in den Köpfen der Menschen verstärkt. Unterdrückung und Gewalt gingen mit dieser Diskriminierung einher. 

Klare Empfehlung gegen das Schwarzschminken

Das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ und der Bund deutscher katholischer Jugend (BDKJ) sprechen sich als Träger der Aktion Dreikönigssingen klar dagegen aus, Kinder und Jugendliche fürs Sternsingen zu schminken. Diesen Entschluss hätten intensive Gespräche mit Sternsingern, Begleitern und Verantwortlichen, aber auch schwarzen Menschen gefestigt, teilten sie auf der Homepage des Kindermissionswerks mit.  Mit ihnen sprachen sie darüber, wie sie es erleben, wenn weiße Menschen sich schwarz schminken. Von vielen würde diese Tradition als rassistisch empfunden werden. Die Reduzierung auf die Hautfarbe wiederhole und verstärke Klischees und Vorurteile gegenüber schwarzen Menschen. Schwarze Haut bedeute nicht automatisch, dass eine Person aus Afrika komme.  Das Kindermissionswerk möchte, dass Kinder so zum Sternsingen kommen, wie sie sind, vielfältig in ihrem Aussehen.