München/Freising - Als Schüler des Dom-Gymnasiums bin ich mehr als 2.000 Mal den Freisinger Domberg hinaufgestiegen. Als Pilger noch nie. Das soll sich heute ändern: Zu Fuß von München nach Freising, von Dom zu Dom – so sieht mein Plan aus. Dabei will ich nicht die kürzeste Route nehmen, sondern unterwegs ein bisschen „irrlichtern“ und einige Abstecher zu Orten des Glaubens einlegen. Indem sich unzählige Schritte, Bilder und Gedanken zu einer Linie fügen, soll ein persönlicher Pilgerweg entstehen. In der Krypta des Freisinger Mariendoms soll er enden.
Mein Weg beginnt vor verschlossenen Toren: Der Münchner Liebfrauendom ist so früh am Tag (halb acht Uhr morgens) noch nicht geöffnet. Noch ein Blick himmelwärts zu den berühmten Doppeltürmen, dann suche ich das Weite. Müllfahrzeuge und Lastwagen, Bagger und Straßenbahnen, Hupen und Sirenen hüllen die Innenstadt in Lärm, und ich bin froh, als ich an der Ludwigsbrücke erstmals die Isar und damit einen Ausweg aus dem morgendlichen Verkehrsinferno sehe. München dröhnt! Kommt mir heute alles besonders laut vor, weil ich ausnahmsweise mal nicht selbst Teil dieses Betriebs bin, sondern als Pilger meine Umgebung mit größerer Empfindlichkeit wahrnehme?