Priesterweihe in Freising

Von der Sehnsucht der Menschen nach Brückenbauern

26 Männer sind am Wochenende in Bayern zu Priestern geweiht worden, insgesamt sind es dieses Jahr sogar 30. Damit ist es der stärkste Weihejahrgang seit fünf Jahren. Im Freisinger Mariendom weihte Kardinal Reinhard Marx acht Männer zu Priestern, die für ihn Brückenbauer in "eine andere Welt" seien.

Acht Männer wurden im Freisinger Mariendom zu Priestern geweiht. (Bild: Kiderle) © Kiderle

Freising – „Auf einmal bist du es selber, der am Altar steht“. Philipp Werner kann es noch nicht fassen. Der 40-Jährige steht im Innenhof des Kardinal-Döpfner-Hauses in Freising, soeben zum Priester geweiht durch Kardinal Reinhard Marx. „Ich glaube, ich werde erst in einer Woche beginnen, das alles zu realisieren“, denkt Werner inmitten seiner Familie und Freunde nach. Neben dem Jurist hat der Erzbischof von München und Freising am Samstag sieben weitere Diakone zu Priestern im Freisinger Mariendom geweiht.

 

„Ich stelle in den vergangenen Jahren ein neues Interesse an Priestern fest“, sagt Kardinal Reinhard Marx in seiner Predigt, „Filme oder Literatur erwecken die Neugierde, was das für Menschen sind.“ In der heutigen schnelllebigen Zeit suchten die Menschen nach dem, was Halt gebe, was bleibe, wenn alles vorbei ist. Priester seien diejenigen, erklärt der Kardinal, welche die Brücke bauen in „eine andere Welt, die unabhängig von Stimmungen und von der Wirtschaft ist, immer da und treu ist und den Weg eröffnet in die ewige Freude.“

 

Diese Grundsehnsucht der Menschen sollten die acht Neupriester niemals vergessen, fordert der Erzbischof von München und Freising sie direkt auf – trotz aller Kompetenzen und Techniken, die sie in der sieben Jahre dauernden Ausbildung erworben hätten, um eine Gemeinde zu leiten. „Die Menschen vertrauen darauf, dass Euer Herz und Ohr auf die Stimme Jesu ausgerichtet und sensibel sind und sein Wort so offenbar wird.“ Denn, so führt der Kardinal mahnend fort, „ohne dieses Zeugnis, dass hier ein Mensch Gottes ist, wird das keine Frucht bringen und nicht nachhaltig sein.“

 

Gott, der einzige Maßstab

Immer wieder wendet sich der 62-Jährige direkt an die acht Diakone, die in seiner Nähe gespannt seinen Worten lauschen. Mal nachdenklich, mal leidenschaftlich, mit Verve. Mit der Weihe drücke „Gott euch damit ein Brandzeichen auf: Ihr gehört zu Gott und seid für das Volk Gottes und alle Menschen da“. Das priesterliche Leben vollende sich erst, „wenn wir sagen: Mein Leben gehört nicht mir, sondern den Menschen.“

 

Aber, beruhigt der Kardinal die Neupriester, wisse er selbst auch, dass das anspruchsvoll sei, sich immer wieder aufs Neue an Gott zu messen, der schließlich der „einzige Maßstab“ sei. „Ich kenne die eigene Diskrepanz zwischen dem, was wir sind und was wir sein wollen.“ Darum sei es immer wichtig, um Vergebung und Erbarmen zu bitten. Und verrät: „Ich bin jetzt seit 37 Jahren Priester und das ist doch eine große Freude bei aller Belastung und auch Sorgen. Diese Freude wird uns nicht genommen, wenn wir bei ihm bleiben.“

 

Dann wird es ernst. Die acht Diakone erklären sich bereit, sich zu Priester weihen zu lassen, den Glauben zu hüten und in Wort und Tat zu verkünden, den Bedürftigen zu helfen, allezeit für die anvertraute Gemeinde zu beten. Sie treten nacheinander vor den Bischof und versprechen ihm Ehrfurcht und Gehorsam. Nachdem die Gläubigen im Dom die Heiligen zur Fürsprache für die Kandidaten angerufen haben und die Diakone zum Zeichen ihrer Hingabe an Christus ausgestreckt auf dem Boden liegen, folgen Handauflegung und Weihegebet, zunächst durch Kardinal Reinhard Marx, anschließend durch alle anwesenden Geistlichen, darunter Kardinal Friedrich Wetter, Prälat Markus Graulich, Untersekretär des Päpstlichen Rates für die Gesetzestexte im Vatikan in Rom sowie Monsignore Thomas Frauenlob aus Berchtesgaden. Während dieser guten Viertelstunde bleibt es ruhig im Dom, man hört nur hustende Gläubige oder Kinderstimmen.

 

Gefühl der Freiheit

Ganz anders als die Neupriester mit den anderen Geistlichen aus der Kirche ziehen. Diese bilden ein Spalier, spenden den „Neuen“ Beifall. Im Innenhof des Kardinal-Döpfner-Hauses herrscht kurz darauf etwas Chaos nach dem Gruppenfoto mit Kardinal Marx. Umziehen, Glück- und Segenswünsche entgegen nehmen, kurz mit Familie und Freunden reden. „Ich fühle mich frei“, beschreibt Philipp Werner seinen Zustand, „die Last der Vorbereitung ist abgefallen, nun habe ich die Zielgerade erreicht.“ Sein Kollege Rohan Lobo aus Indien strahlt ebenfalls. „Es ist eine große Freude, vor allem gerade beim Auszug aus der Kirche, wenn man all die Gläubigen sieht.“ Es sei ein unglaublicher Moment des Glücks, fügt der 34-Jährige hinzu, „ich freue mich, dass der Herr mich begleitet hat.“ War er nicht nervös? „Nein“, entgegnet er entschieden, „ich war friedlich und entspannt.“

 

Auch Thomas Barenth berichtet, dass er mit „innerer Ruhe in den Weihegottesdienst“ gegangen sei. „Wir hatten sehr gute Exerzitien in Ettal“, erklärt der 36-Jährige, „wir sind sehr gut vorbereitet worden.“ Nun habe er das Ziel eines langen, sieben Jahre langen Weges erreicht, „es ist einfach wunderbar, und dann noch in Freising, wunderbar.“ Er sei einfach nur dankbar und glücklich. „Vergelt’s Gott, dass ich diesen Weg gehen darf.“ (Susanne Hornberger)

 

 

Zu Priestern geweiht wurden:

Thomas Barenth (36) aus der Pfarrei St. Kastulus in Moosburg: Seinen Pastoralkurs absolvierte Barenth im Pfarrverband Bergkirchen-Schwabhausen, seine erste Kaplansstelle tritt er in der Stadtkirche Wolfratshausen an. Die Primiz feiert er am Sonntag, 3. Juli, um 9 Uhr im Kastulusmünster Moosburg, Nachprimiz am Sonntag, 10. Juli, auf dem Kirchplatz in Bergkirchen. Als Primizspruch wählte Barenth „Mein Herr und mein Gott“ (Joh 20,28).

Benjamin Bihl (28) aus der Pfarrei St. Johannes in Fellbach (Baden-Württemberg): Für den Pastoralkurs war Bihl in der Stadtkirche Traunstein, als Kaplan geht er in den Pfarrverband Bad Tölz. Bihl feiert Primiz am Sonntag, 10. Juli, um 10 Uhr in der Kirche Mariä Verkündigung im Traunsteiner Ortsteil Haslach, Nachprimiz eine Woche später in Maria Regina in Fellbach. Sein Primizspruch lautet: „Ihr seid vielmehr zum Berg Zion hingetreten, zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem.“ (Hebr 12,22)

Martin Gehringer (27) aus der Pfarrei Maria Himmelfahrt in Bad Tölz: Er war im Pastoralkurs im Pfarrverband Indersdorf und wird Kaplan in der Stadtkirche Traunstein. Die Primiz findet am Sonntag, 26. Juni, in Maria Himmelfahrt in Bad Tölz statt, Nachprimiz am Sonntag, 24. Juli, in der Klosterkirche Maria Himmelfahrt in Markt Indersdorf. Gehringers Primizspruch ist „Du legst mir größere Freude ins Herz, als andere haben bei Korn und Wein in Fülle.“ (Psalm 4,8)

Rohan Lobo (34) aus der Pfarrei St. Michael in Mumbai (Indien): Seinen Pastoralkurs verbrachte er im Münchner Pfarrverband St. Thomas-St. Lorenz, als Kaplan geht er in den Pfarrverband Vaterstetten. Primiz feiert er am Sonntag, 26. Juni, um 13.30 Uhr in der Stiftspfarrkirche St. Philippus und Jakobus in Altötting, Nachprimiz am Sonntag, 3. Juli um 10.30 Uhr in St. Thomas Apostel in München. Seine Primiz stellt er unter das Motto: „Vater, alles was mein ist, ist dein, und was dein ist, ist mein.“ (Joh 17,10)

Tobias Prinzhorn (37) aus der Pfarrei St. Margaretha, Pemmering: Im Pastoralkurs war Prinzhorn im Pfarrverband Röhrmoos-Hebertshausen, Kaplan wird er im Pfarrverband Partenkirchen-Farchant-Oberau. Seine Primiz feiert er am Sonntag, 26. Juni, um 9.30 Uhr in St. Margaretha in Pemmering, Nachprimiz am Sonntag, 10. Juli, um 10 Uhr in der Klosterkirche St. Josef in Schönbrunn. Als Primizspruch wählte er „Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen.“ (Mk 16,15)

Thomas Weinzierl (31) aus St. Leodegar in Egenhofen: Nach seiner Ausbildung in der Stadtkirche Bad Aibling geht er als Kaplan in den Pfarrverband Velden/Vils. Seine Primiz findet am Sonntag, 3. Juli, um 9.30 Uhr auf der Festwiese in Egenhofen statt, Nachprimiz feiert er am Sonntag, 17. Juli, um 10 Uhr im Kurpark Bad Aibling. Weinzierls Primizspruch lautet: „Keiner, der die Hand an den Pflug gelegt hat und nochmals zurückblickt, taugt für das Reich Gottes.“ (Lk 9,62)

Philipp Werner (40) aus St. Maria Suso in Ulm: Nach seiner Ausbildung im Pfarrverband Oberes Priental wird er Kaplan in der Stadtkirche Landshut. Seine Primiz feiert er am Sonntag, 3. Juli, in St. Leonhard in Passeier (Südtirol), Nachprimizen am Sonntag, 17. Juli, in der Allerheiligenkirche in Ulm und am Sonntag, 24. Juli, um 10 Uhr in Aschau im Chiemgau in der Pfarrkirche Darstellung des Herrn. Als Primizspruch wählte er „Komm und sieh!“ (Joh 1,46)

Adrian Zessin (30) aus St. Maria Thalkirchen in München: Nach seinem Pastoralkurs im Pfarrverband Partenkirchen-Farchant-Oberau tritt er seine Kaplansstelle im Pfarrverband Oberes Achental an. Seine Primiz findet am Sonntag, 26. Juni, um 10 Uhr in St. Maria Thalkirchen in München statt, Nachprimizen am Sonntag, 3. Juli, um 10 Uhr in Maria Himmelfahrt in Partenkirchen und eine Woche später um 17.30 Uhr im Münchner Liebfrauendom. Seine Primiz hat er unter das Motto „Selig die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden“ (Mt 5,7) gestellt. (pm)