Neuer Freisinger Dommusikdirektor

Vom Rosendorf in die Rosenstadt

Nach 40 Jahren hat Freising einen Neuen. Am 1. August tritt Matthias Egger seine Stelle als Dommusikdirektor an. Seit Mitte Juli wohnt der Südtiroler mit seiner Frau Verena bereits am neuen Wirkungsort. Pünktlich zum Altstadtfest konnten sich die beiden noch fast unerkannt einen Eindruck von ihrer neuen Heimatstadt machen. Bei Steckerlfisch, Brezn und einer frischen Maß Bier.

Matthias Egger vor seiner neuen Wirkungsstätte, dem Freisinger Dom (Bild: Stadlbauer) © Stadlbauer

Sieben ist eine Zahl, die Matthias Egger bislang im beruflichen Umfeld begleitet hat. Sieben Jahre Studium der Kirchenmusik mit Konzertfach Orgel und Chordirigieren in München, sieben Jahre hauptberuflicher Kirchenmusiker an der Jesuitenkirche in Innsbruck.

Aus Innsbruck bringt er die Liebe zur Alten Musik mit. Bei den hier stattfindenden Festwochen der Alten Musik, die jedes Jahr im August veranstaltet werden, hat er als Kirchenmusiker zusammen mit dem Tiroler Landesmuseum besondere Stücke beigesteuert.

Fragt man ihn nach seinem persönlichen Schwerpunkt, so liegt der in der Interpretation von Bach. Hierin kennt Egger sich gut aus – aufgrund seiner persönlichen Vorliebe für den Komponisten und auch wegen des hohen Zeit- aufwands, den Matthias Egger in das Studieren seiner Musik gesteckt hat.

Max Reger ist sein zweiter Lieblingskomponist. „Leider ist seine Orgelmusik so schwer, man kann nicht das ganze Repertoire spielen“, bedauert Matthias Egger. Regers Responsorium „Dein Wort, o Herr, wohnt weit und ewig“ hatte auf Pergament gedruckt einen Ehrenplatz in seinem Innsbrucker Büro. Hier in Freising bekommt es auch wieder einen.

Aufgewachsen ist der 34-Jährige in Nals an der Weinstraße (zwischen Bozen und Meran), das bekannt ist für seine prächtige Rosenvielfalt, seine Weingüter und Kellereien, auf einem Obst- und Gemüsebauernhof. Die Familie ist sehr musikalisch, der Vater Organist und Chorleiter in der Blasmusikszene, die Schwester Violinistin. Zur Schule ging Matthias Egger in Bozen, am Konservatorium lernte er Klavier und wurde dann in der Kirchenmusik heimisch. In seiner „Sturm-und-Drang-Zeit“ lernte er Schlagzeug, das er dann aber verkaufen musste, als er zum Studium nach München ging. In Freising will er sich wieder eines anschaffen. Nach dem Diplom in Bozen ging er für sieben Jahre zum Studium nach München. Hier lernte er auch seine Frau Verena kennen, eine Allgäuerin, die selbst Chordirigentin und Leiterin des Uni-Chors München sowie Musiklehrerin ist. Die erste Kirchenmusikerstelle hatte Matthias Egger bereits in St. Christoph in der Münchner Fasanerie.

Bayern ist für ihn daher auch ein wenig wie Heimkommen. Ganz besonders freut ihn, dass er seine Mundart nicht zu verstecken braucht und ihn die Freisinger bestimmt verstehen, ohne dass er Hochdeutsch sprechen muss. Die Domstadt ist ihm schon seit seiner Studienzeit in München sehr gut bekannt: „Als Kirchenmusikstudent hat man immer bissl geschaut, was dort passiert.“

Ob er in große Fußstapfen tritt? „Sehr große Fußstapfen“, antwortet Matthias Egger. Es erfülle ihn mit großem Respekt, wie viel sein Vorgänger Wolfgang Kiechle aufgebaut und geleistet habe. Als Last empfindet das der Nachfolger aber nicht. Er ist glücklich, dass er auf so viel Vorarbeit zurückgreifen darf.

Selbstverständlich wird er nicht sofort alles umkrempeln. „A bisserl an frischen Wind möchte ich aber schon mit reinbringen.“ Ein Augenmerk legt Matthias Egger hier zusammen mit seiner Kollegin Angelika Sutor von St. Georg auf die Nachwuchsförderung. „Wichtig ist, dass Kinder rechtzeitig die Erfahrung machen, im Chor zu singen.“ Die Lieder, die im Gottesdienst gesungen würden, eigneten sich dafür wunderbar. Der neue Freisinger Dommusikdirektor wünscht sich, dass „Kinder in Berührung kommen mit dieser Musik und damit schätzen und lieben lernen, was es heißt, in der Kirche zu musizieren“.

Für Matthias Egger war es schon immer wichtig, sich zweigleisig aufzustellen. Er wollte einerseits an der Orgel ein ansprechendes Niveau erreichen, ihm ist aber auch die Chorleitung wichtig. Am liebsten dirigiert er Stücke von Felix Mendelssohn Bartholdy. Freuen würde es den jungen Direktor, wenn die Freisinger durch seine Musik zu „erhabenen, schönen und tiefen Erlebnissen“ kommen könnten. In Gottesdiensten möchte er die Menschen berühren und versuchen, über die Musik ein tieferes Verständnis zu vermitteln, von dem, was gerade im Freisinger Dom gefeiert wird. Sakrale Musik ist für Matthias Egger besonders wertvoll. Künstler, die sich dorthin gewagt und versucht haben, etwas Tieferes auszudrücken, was nicht in Worte gefasst werden kann, hätten ihn schon als Jugendlicher fasziniert.

Deshalb ist es auch seine Wesensart, sehr professionell, gründlich und akkurat zu arbeiten, wenngleich er gerne seine eigene Interpretation eines Stücks einbringt. „Die Qualität muss einfach hoch sein, dann kann man Menschen begeistern.“ Deshalb ist er auch ein leidenschaftlicher Künstler und sehr dankbar, dass er diesen Beruf, der für ihn sein größtes Hobby und Berufung zugleich ist, ausüben darf.

Worauf er sich nun in Freising am meisten freut? Auf die Atmosphäre im Freisinger Dom, erfüllt mit vielen Menschen, Gesängen und Gebet. „Das ist etwas Unbeschreibliches, da gibt es sehr, sehr schöne, fast glückliche Momente.“

Mit seinem Motorrad erkundet Matthias Egger schon ein wenig die Umgebung und ist gerne mit seiner Frau Verena in Freising unterwegs, um die Rosenstadt kennenzulernen. Der Ehemann sitzt immer ganz vorne, wenn seine Frau ein Konzert dirigiert. Seinen ersten großen eigenen Auftritt hat er am Sonntag, 7. August, beim Gottesdienst um 10.30 Uhr an der Orgel. Das erste große Konzert unter seiner Leitung findet am Mittwoch, 7. September, statt mit den Cantores de Monte Docto. Ein weiteres Highlight, ein gemeinsames Konzert von Domchor und Kammerorchester, folgt am Sonntag, 23. Oktober. (Margarethe Stadlbauer)

Audio

Interview mit Dommusikdirektor Matthias Egger