Integration

Vom Flüchtling zum ausgezeichneten Bäckergesellen

Wie wichtig individuelle Integrationshilfe ist, zeigt die Erfolgsgeschichte des Idemudia Trust Osadolor. Mit Hilfe des Kolping-Bildungswerks ist der junge Nigerianer endgültig in Oberbayern angekommen.

v.l.: Roswitha Triller, Idemudia Trust Osadolor © Hasel/SMB

Bad-Tölz - Es klingt fast wie im Märchen: ein junger Mann aus Nigeria schlägt sich alleine unter Lebensgefahr nach Europa durch, landet in Oberbayern in einer fremden Kultur, ohne deutsch zu sprechen und natürlich auch ohne deutschen Schulabschluss. Sechs Jahre später gehört dieser Mann zu Bayerns besten Bäckergesellen. Idemudia Trust Osadolor hat im vergangenen September die Gesellenprüfung im Bäckerhandwerk mit Bestnoten bestanden. Für seine herausragenden Leistungen hat der 26jährige sogar den Bayerischen Staatsehrenpreis des Staatsministeriums für Ernährung erhalten.

Hartnäckige Prüfungsvorbereitungen

Geholfen hat ihm dabei Roswitha Triller. Sie ist Lehrerin für berufsbegleitenden Förderunterricht beim Kolping-Bildungswerk in Bad Tölz. Zwei Jahre lang hat sie sich zwei Mal die Woche mit Trust in den Räumen des Kolping-Bildungswerkes getroffen, um mit ihm den Lehrstoff aus der Berufsschule zu büffeln. Besonders intensiv seien die Wochen vor den Prüfungen gewesen, erinnert sich Triller. Da steige der Druck, Lernlücken zu schließen. Auch bei Trust habe sie in dieser Zeit strenger sein müssen als sonst. Manchmal sei es so spät geworden, dass kein Bus mehr gefahren sei und er ein Taxi genommen habe, um nach Hause zu kommen, ergänzt Trust.

Trust lässt sich nicht unterkriegen

Heute kann Trust lachen, wenn er an den Förderunterricht denkt. Denn der war verglichen mit seinen sonstigen Lebensumständen eher harmlos. Nur ungern erinnert sich Trust daran, wie er zusammen mit anderen Flüchtlingen das Mittelmeer in einem Boot überquert hat. Dabei habe er mit ansehen müssen, wie andere sterben. Und auch als er seine Bäckerlehre beginnt, muss er Widrigkeiten in Kauf nehmen. Trust wohnt in einer Asylunterkunft. Wenn er am frühen Nachmittag aus der Backstube nach Hause kam, habe er nicht richtig schlafen können, weil seine Zimmernachbarn keine Rücksicht auf ihn genommen hätten. Trust lässt sich davon aber nicht beirren und beißt sich durch. Mittlerweile ist er aus dem Asylbewerberheim ausgezogen, lebt in seiner eigenen Wohnung und schickt sich gerade an, den PKW-Führerschein zu machen. In der Bäckerei, in der er gelernt hat, ist er nun fest angestellt. Jetzt brauche Trust zu seinem Glück nur noch eine nette Freundin, fügt Roswitha Triller hinzu. Der nickt zustimmend, stellt aber auch klar, dass er es die nächsten Monate eher langsam angehen möchte. Zu aufregend seien die letzten Jahre gewesen. Trust braucht Zeit zum Durchatmen und zum Ankommen in seinem neuen Leben.

Der Autor
Paul Hasel
Radio-Redaktion
p.hasel@michaelsbund.de