Gut betuchte Münchner, die ihre Wochenenden gern bei einem kühlen Tegernseer Hellen im Herzoglichen Bräustüberl zelebrieren, kennen ihn ganz bestimmt, unseren gesuchten Heiligen – zumindest vom Namen her. Denn wer am östlichen Ufer des Sees entlang gen Süden fährt, der durchquert einen kleinen Ortsteil der Gemeinde Gmund, der seinen Namen trägt. Der Gesuchte begegnet einem im Tegernseer Tal vielerorts. Dabei handelt es sich bei dem hochverehrten Heiligen eigentlich um einen römischen Märtyrer.
Römischer Märtyrer für den Tegernsee
Als Siebenjähriger musste er mit seiner Mutter vor der Verfolgung fliehen, wurde später verhaftet und im Jahr 269 unter Kaiser Claudius Gothicus enthauptet. Sein Leichnam wurde in den Tiber geworfen und schließlich auf der Insel Lycaonia geborgen.
Um das Jahr 746 gründeten die beiden adeligen Brüder Adalbert und Otkar am Ostufer des Tegernsees ein Benediktinerkloster. Laut der Legende machten sie sich nach Rom auf, um von dort einige Heiligenreliquien mitzubringen. Das Vorhaben sollte gelingen: Als Dank für ihre Hilfe gegen seine Feinde versprach der Papst ihnen die sterblichen Überreste unseres gesuchten Märtyrers.
Durch diese Reliquien wurde Tegernsee zu einem bedeutenden Wallfahrtsort. Der Heilige wird vor allem wegen vier Wundern verehrt, die sich in Zusammenhang mit der Überführung seiner Gebeine von Rom nach Tegernsee zugetragen haben sollen: Beim neugierigen Öffnen des versiegelten Reliquien-Schreins sei sofort die Majestät Gottes in Gestalt flammenden Feuers hervorgebrochen, und alle, die dabeistanden, wurden wie von einem Blitzstrahl getötet.
Feuer, Wasser, Öl und Blut
Bei einer kurzen Rast zwischen Gmund und Tegernsee sei außerdem an der Stelle, an der die Trage mit den Reliquien gestanden hatte, eine lichte Quelle mit heilendem Wasser hervorgeflossen. Über der Quelle wurde eine Kirche erbaut, in der sich bis heute ein Ziehbrunnen befindet. Bei der Beisetzung in der Klosterkirche soll aus dem Märtyrer-Leib zudem frisches Blut geflossen sein. Bis heute findet sich ein Glasgefäß mit der Blutreliquie im Tegernseer Kirchenschatz. Zu diesen drei Wundern kam 1430 die Entdeckung einer Erdölquelle am Westufer des Tegernsees. Bis ins 19. Jahrhundert wurde das Öl zu Heilzwecken in kleinen Fläschchen verkauft – seine besondere Wirkung wurde der Fürsprache des Schutzheiligen des Tegernsees zugeschrieben.
Wer einen Tag am Tegernsee verbringt, der kommt also kaum an unserem gesuchten Schutzpatron vorbei. Die Gebäude des ehemaligen Benediktinerklosters sind heute Eigentum der herzoglichen Linie der Wittelsbacher und beherbergen neben dem bekannten Bräustüberl das Gymnasium Tegernsee. Im nahe gelegenen Innenhof des Tegernseer Pfarrzentrums erinnert ein vierfarbiger Brunnen an den Heiligen und seine vier Wunder: Feuer, Wasser, Öl und Blut.
Wie heißt der Heilige, dem die ehemalige Benediktinerklosterkirche am Tegernsee und die Filialkirche bei Gmund gewidmet sind?