Flüchtlingskinder in der Kita

Vielfalt beim Puzzeln, Toben und Rutschen

Syrische Kinder die bayerische Volkslieder singen und kleine Afrikanerinnen die ein Nemo-Memory spielen - im Kindergarten Sankt Martin in Geisenhausen ein ganz gewohntes Bild. Hier sind zehn Prozent Flüchtlingskinder, in der Krippe sogar zwanzig Prozent...

Vielfalt in der Krippe Sankt Martin in Geisenhausen (Bild: Sankt Michaelsbund) © Sankt Michaelsbund

Geisenhausen – Es geht laut und lustig zu, im Kindergarten Sankt Martin in Geisenhausen. Zwei Jungs hämmern auf der neuen Werkbank, nebenan spielt eine Gruppe von Mädchen Memory und die orangene Gruppe ist gerade mit dem Morgenkreis fertig. Eigentlich nichts besonderes, nur wenn man auf die Hautfarbe schaut erkennt man, dass die vielleicht bei mehr Kindern dunkel ist, als in der „Durchschnitts-Kita“. Im Kindergarten habe man einen Anteil von etwa 10% Flüchtlingskindern, in der Krippe, die gleich nebenan ist, sogar 20%, erzählt mit Leiterin Irmi Blümel.

"Nehmt alle, für die ihr Plätze habt!"

Flüchtlingskinder, die ein Jahr alt sind, haben Anspruch auf einen Betreuungsplatz. Das gilt für sie genauso wie für jedes andere Kind in Deutschland. Dass in Geisenhausen der Prozentsatz so hoch ist liegt daran, dass hier schon vor etwa drei Jahren eine Flüchtlingsunterkunft eingerichtet wurde. Und es dauerte gar nicht lange, da standen die Eltern vor der Kindergartentür und fragten nach einem Platz. Irmi Blümel und ihr Team sei erst mal ein bisschen überfordert gewesen, erinnert sie sich. „Es gab damals noch keinerlei Erfahrungswerte, weder die Gemeinde noch die Regierung von Niederbayern wussten, was zu tun ist. Schließlich hat man uns gesagt, nehmt alle, für die ihr Plätze habt“.

Die Krippe war damals erst relativ neu gebaut worden, der Kindergarten bekam eine neue Gruppe, so war das bislang glücklicherweise nie ein Problem, sagt die Leitung. Anfängliche Bedenken, zum Beispiel ob Kinder, die Krieg und Flucht erlebt haben, gleich wieder weg von Mama und Papa und in eine Kita müssen, sind längst ausgeräumt. Man merke, wie gut es den Kindern tut, raus aus der Gemeinschaftsunterkunft zu kommen, ein ganz normales Leben zu führen, mit Freunden zu spielen und einfach Kind sein zu dürfen, sagt Irmi Blümel. Und auch für die Familien sei es eine große Hilfe. Oft hätten die nicht viele Aufgaben und der Kita Besuch des Kindes mit regelmäßigem Bringen und Abholen und der Kontakt zu Personal und anderen Eltern gäbe ihrem Leben eine Struktur.

Mittlerweile ist Sankt Martin in Geisenhausen eine richtige Vorzeigeeinrichtung, denn so viel Erfahrung wie hier hat man in kaum einer anderen Kita. Eines sei schon festzustellen, ein bisschen mehr Personal brauche man, meint Irmi Blümel. Aber da habe man das Glück, dass der Kindergarten und die Krippe Sankt Martin vom Träger sehr unterstützt werde.

Herkunft und Hautfarbe kein Thema

So richtig sagen, was sonst im Alltag anders sei, kann sie nicht, denn eigentlich, meint sie lachend, falle es gar nicht mehr auf, dass soviele Flüchtlingskinder in der Einrichtung seien. Auch den Kindern sei es völlig egal, woher der Spielpartner komme, meint Erzieherin Maria Eberl. Als ich ein kleines Mädchen frage, woher sie käme, schaut sie mich verwundert an. „Aus Syrien“, antwortet ihre vierjährige, deutsche Freundin und weiter geht es mit dem puzzlen. Unsere Kinder fragen fast nie nach der Herkunft ihrer Spielkameraden, erzählt Irmi Blümel. Klar würde mal jemandem auffallen, wenn ein Kind eine andere Hautfarbe habe oder noch nicht gut deutsch spräche, aber ein wirkliches Thema sei es nie.

Und das hat sich auch das Team ein Stück weit abgeschaut.“Wenn eine Familie neu zu uns kommt“, meint die Kita-Leiterin, „fragen wir nie nach, was sie erlebt haben. Es ist leichter, auch für uns, wenn wir die tragischen Geschichten gar nicht kennen. Oft erfahren wir das im Laufe der Zeit, und natürlich freuen wir uns über soviel Vertrauen, erst mal ist es aber gut, unvoreingenommen auf Kind und Familie zuzugehen.“ Mehr zum Thema „Flüchtlingskinder in der Kita auf kitaradio.de (sts)