Gloria hat gerade für sich und ihre beiden Töchter eine wichtige Entscheidung getroffen. Man rutscht beim Lesen ganz beiläufig in die Geschichte, als würde man eine neue Nachbarin kennenlernen. Eine sympathische Frau, die ihr Leben offenbar gut im Griff hat, für ihre Töchter sorgt und unglaublich selbständig wirkt. Allerdings hat sie auch eine Waffe im Haushalt, aber das würde sie einem natürlich nicht beim Kaffeetrinken erzählen und außerdem - „Niemand hat Angst vor Leuten, die lächeln“ so lautet der Titel des Romans von Veronique Ovaldé und diese neue Bekannte lächelt viel. Nur scheint es in ihrem Leben etwas gegeben zu haben, das sich nicht weglächeln lässt.
Gleich zu Beginn schlägt die Autorin einen dunklen Ton an, der nun ständig unter allem schwingt. Wer ist dieser Pierre, vor dem Gloria flieht? Was kann er ihr und den Mädchen antun? Je näher man Gloria kennenlernt, desto mehr Fragen stellten sich. Ist sexuelle Gewalt im Spiel, geht es um Geld, und warum hat sie die Beretta ihre Geliebten mitgenommen? Gloria ist schutzbedürftig und angriffslustig zugleich, eine faszinierende Figur, die sich eindeutigen Zuordnungen zu entziehen scheint und Klischeevorstellungen auflaufen lässt
Schon ziemlich jung, mit Ende zwanzig hat Véronique Ovaldé ihren ersten Roman veröffentlicht, seitdem acht weitere und mehrere Kinderbücher. „Sanfte Irritationen“ des Lesers sind ihr Markenzeichen. In Frankreich ist sie sehr bekannt, bei uns eher ein Geheimtipp. Die Autorin arbeitet selbst als Lektorin im Verlag und lebt mit ihren drei Kindern in Paris.
