Konflikt um Sarah-Buch

Vatikan bestätigt einstweilig andere Aufgaben für Gänswein

Der bisherige Präfekt des Päpstlichen Hauses äußert sich weiter nicht dazu. Anstoss soll der Wirbel rund um das Buch von Kardinal Sarah über Priestertum und Zölibat sein.

Papst Franziskus soll Erzbischof Gänswein von seinem Dienst als Leiter des Päpstlichen Hauses beurlaubt haben. © imago

Würzburg/Vatikanstadt – Erzbischof Georg Gänswein konzentriert sich bis auf weiteres auf seine Aufgabe als Privatsekretär des emeritierten Papstes Benedikt XVI. Medienberichte über einen veränderten Aufgabenschwerpunkt des Präfekten des Päpstlichen Hauses bestätigte die vatikanische Pressestelle am Mittwoch auf Anfrage. Die Tatsache, dass Gänswein seit einigen Wochen nicht mehr wie üblich bei Papstaudienzen zu sehen sei, beruhe auf einer "normalen Umverteilung der verschiedenen Aufgaben und Funktionen". Dazu gehöre "wie bekannt auch die Rolle des Privatsekretärs des emeritierten Papstes". Von einer Entlassung sei nichts bekannt, heißt es in der Antwort.

 

Zuvor hatte die Zeitung "Die Tagespost" berichtet, Gänswein sei von seinem Amt als Leiter des Päpstlichen Hauses beurlaubt worden. Statt öffentliche Aufgaben bei Audienzen wahrzunehmen, solle er auf Wunsch von Franziskus dem emeritierten Benedikt XVI. mehr Zeit widmen können. Gänswein selber äußerte sich bislang nicht zu dem Bericht.

Unglückliche Präsentation

Möglicher Grund der vorübergehenden Beurlaubung ist laut der Zeitung eine "unglückliche Präsentation" eines Buches von Kardinal Robert Sarah über Priestertum und Zölibat, zu dem Benedikt XVI. einen Aufsatz besteuerte. Die Publikation wurde von Beobachtern als Affront gegen Franziskus aufgefasst, der möglicherweise eine begrenzte Lockerung der Zölibatspflicht in bestimmten Regionen und unter bestimmten Bedingungen anstrebt.

Gänswein trat seit einigen Wochen nicht mehr öffentlich auf. Als Präfekt des Päpstlichen Hauses begleitet er Franziskus bei den wöchentlichen Generalaudienzen. Zudem empfängt er im Apostolischen Palast Staatsgäste, die zu einer Privataudienz mit Franziskus in den Vatikan kommen. Daneben betreut er Benedikt XVI. weiter als Privatsekretär. (kna)