Blogger Martin berichtet

Valborg/Walpurgisnacht am 59,8586 Breitengrad

Eine aufregende Woche für Praktikant Martin. Er besuchte das Kloster in Vadstena und erlebt Valborg, die Walpurgisnacht, ein riesiges Fest in Schweden mit:

Bootrennen anlässlich Valborg auf dem Fyriså in Uppsala (Bilder: privat) © privat

Teil 6 – Diese Woche weiß ich gar nicht an welcher Stelle ich anfangen sollte zu berichten – ein Highlight jagte das Andere. Am Donnerstagnachmittag sind wir (alle Praktikanten aus Uppsala) in das circa 260 Kilometer entfernte Vadstena aufgebrochen. Eine Kleinstadt am Vätternsee die in schönster Landschaft ein Kloster der Birgittaschwestern beheimatet). Insgesamt leben im Kloster acht Schwestern zwischen 50 und 90 Jahren, die den aus aller Herren Ländern, wie Neuseeland, den Niederlanden, Deutschland und natürlich auch Schweden, zusammengesetzten Konvent bilden. Da der Orden in Deutschland eher wenig verbreitet ist, war mir auch der Habit gänzlich neu. Über dem Schleier tragen die Schwestern eine weise Krone mit roten Punkten. Sie ist eine Erinnerung an die Dornenkrone Christi mit seinen fünf Wundmalen: Hände, Füße und Seite.

Auf dem Weg über den Flughafen Stockholm-Arlanda hatten wir auch noch Melanie aus Olching eingesammelt, die in den nächsten Monaten im Gästehaus der Schwestern als Volontärin mitarbeiten wird. In der herzlichen Atmosphäre, die dort vor allem durch Schwester Monika zum Ausdruck kommt, stelle ich mir auch das als eine tolle Aufgabe vor. Da das Wetter in Vadstena sich von seiner besten Seite zeigte, haben wir uns gleich auch noch ein Eis gegönnt. Meine persönliche Empfehlung: Rote Beete Eis mit Pfeffer. Muss ich nicht jeden Tag essen, aber lecker war es auf jeden Fall! Auch das nur unweit von Vadstena liegende Benediktinerinnenkloster Omberg besuchten wir am nächsten Tag. In Deutschland nahezu unvorstellbar, haben die dortigen Schwestern ? die in den 80er Jahren von der evangelisch-lutherischen Kirche zum Katholizismus konvertiert sind ? vor rund 20 Jahren aufgrund des schnell wachsenden Konvents eine komplette Klosteranlage neu erbaut. Trotz der weiten Entfernung merkt man hier wie klein die katholische Welt in Schweden ist. Kurz erklärt, dass man vom 300 Kilometer entfernten Newmaninstitut aus Uppsala kommt, wird man empfangen, wie wenn man sich schon eine halbe Ewigkeit kennen würde und zu einer kurzen Kirchenführung und anschließendem Kaffee eingeladen.

Kaum aus Vadstena und Omberg zurückgekehrt begannen in Uppsala direkt die Feierlichkeiten zu „Valborg“ (Walpurgisnacht). Ein gerade in der Studentenstadt Uppsala ausgiebig zelebriertes Fest. Wer in Büchern über Schweden liest, dass „der Schwede“ für gewöhnlich eher ruhig und zurückhaltend ist, wird an diesen Tagen eines besseren belehrt. Die ganze Stadt ist außer Rand und Band. Wir Praktikanten starteten in diesen Samstag zusammen mit der katholischen Studentengemeinde bei selbstgebackenen Waffeln. Vom Gebäude der Studentengemeinde hatten wir einen hervorragenden Blick auf das Floßrennen auf dem durch Uppsala fließenden Fyrisån. Dort versuchten verschiedenen Studentengruppen mit selbstgebauten Motivfloßen – wenn überhaupt – einigermaßen schnell und trocken die vorgegebenen Strecke zurückzulegen.

Zur Mittagszeit wurde dann im Garten der Jesutitenkommunität gegrillt, wobei dies schon fast in Stress ausartete, da um 15 Uhr vom Balkon der Universitätsbibliothekt der Frühling begrüßt wurde. Dabei jubelten Zehntausende Schaulustige mit Ihren Kappen den Frühling herbei. Abends schließlich ging es noch zum großen Lagerfeuer und Feuerwerk nach Gamla Uppsala. Groß ist bezüglich des Lagerfeuers dabei fast schon untertrieben – ein Student des Newmaninstituts hat es mit seinem Ausspruch ”so ein großes Feuer habe ich in real life noch nie gesehen, nur im Kino bei Herr der Ringe und Troja” wohl auf den Punkt gebracht.

Auch am Sonntag wurde uns nicht langweilig. Unsere Mitbewohnerin Martha, die aus der Ukraine stammt und der griechisch katholischen Kirche angehört, lud uns mittags zum Osteressen ein. Ostern? Das war doch schon denkt man zuerst – die Ostkirchen feiern Ostern, da der julianische Kalender maßgeblich ist, allerdings regelmäßig einige Wochen nach dem Osterfest der Westkirchen. Zum Essen kann ich nur eines sagen: Hut ab! Ein derart gutes Vier-Gänge Menü für 12 Personen zu zaubern hat mir den höchsten Respekt abverlangt.