Trump-Anhänger stürmten Kapitol in Washington

US-Bischöfe verurteilen gewaltsame Ausschreitungen

Nachdem Anhänger des scheidenden amerikanischen Präsidenten das Kapitol in Washington gestürmt hatten, distanzieren sich nun die US-Bischöfe. Sie fordern eine Rückbesinnung auf die Werte der Demokratie.

Anhänger des US-Präsidenten stürmen dicht gedrängt mit Trump-Fahnen das Kapitol in Washington. © imago images / ZUMA Wire

Washington - Der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz, Erzbischof Jose Gomez von Los Angeles, hat die gewaltsamen Proteste und den Sturm des Kapitols durch Trump-Anhänger in Washington verurteilt."Das ist nicht das, was wir als Amerikaner sind. Ich bete für die Mitglieder des Kongresses und die Mitarbeiter des Kapitols sowie für die Polizei und alle, die daran arbeiten, die Ordnung und die öffentliche Sicherheit wiederherzustellen", so Gomez laut einer am Mittwochabend Ortszeit veröffentlichten Mitteilung der Bischofskonferenz. "Der friedliche Übergang der Macht ist eines der Markenzeichen dieser großen Nation", betonte der Bischofskonferenz-Vorsitzende. "In diesem beunruhigenden Moment müssen wir uns wieder auf die Werte und Prinzipien unserer Demokratie besinnen und als eine Nation unter Gott zusammenkommen."

Washingtons Erzbischof mahnt zu Einheit und Frieden

Der Erzbischof von Washington, Kardinal Wilton Gregory, rief zu Frieden und Einheit auf. Zugleich übte er Kritik an der Politik. "Der spaltende Ton, der in letzter Zeit unsere nationalen Gespräche so dominiert hat, muss sich ändern. Diejenigen, die zu hetzerischer Rhetorik greifen, müssen eine gewisse Verantwortung für die zunehmende Gewalt in unserer Nation übernehmen", betonte Gregory in einer von der Erzdiözese veröffentlichten Mitteilung. Die USA seien zur Demokratie berufen, so der Erzbischof. Dazu gehöre, die Meinung anderer zu respektieren und die Menschenwürde derjenigen anerkennen, mit denen man nicht übereinstimme.

Zuvor hatten hunderte Unterstützer von US-Präsident Donald Trump das Kapitol in Washington gestürmt, offenbar um das Kongressverfahren zur Bestätigung des gewählten Präsidenten Joe Biden zu stören. Beide Kammern des Kongresses unterbrachen ihre Sitzungen. Washingtons Bürgermeisterin Muriel Bowser rief den Notstand aus und verhängte eine Ausgangssperre für die Nacht; später verlängerte sie den Notstand um 15 Tage bis nach der Amtseinführung Bidens.

Einige Verletzte und Tote

Gegen 18.00 Uhr Ortszeit räumten Sicherheitskräfte das Gebäude. Die unterbrochene Sitzung zur Zertifizierung der Wahlergebnisse wurde fortgesetzt. Nach Polizeiangaben starben im Zusammenhang mit den Ausschreitungen vier Menschen, weitere wurden zum Teil schwer verletzt. 52 Menschen seien bei den Ausschreitungen rund um das Kapitol festgenommen worden. Die Online-Dienste Facebook, Twitter und Youtube sperrten vorübergehend die Accounts von Donald Trump - dieser hatte seine Anhänger zwar aufgefordert, nach Hause zu gehen, jedoch auch Behauptungen zu vermeintlichem Wahlbetrug wiederholt. (kna)