Meinung
Burka-Verbot in Deutschland CONTRA

Unverhältnismäßig

Ein Stück Stoff hat für viel Wirbel gesorgt: Dürfen muslimische Frauen sich hierzulande ungestraft verschleiern oder muss man die Burka verbieten? Sicherheitsrelevant ist sie keinesfalls. Außerdem wäre ein Verbot eine völlig überzogene Reaktion.

Susanne Holzapfel ist Chefin vom Dienst bei der Münchner Kirchenzeitung. (Bild: Sankt MIchaelsbund) © Sankt MIchaelsbund

Was für ein Riesengegacker um ein so mickriges Ei, das uns jetzt in Form der so genannten „Berliner Erklärung“ aufgetischt worden ist. Während es offiziell darum gehen sollte, „Sicherheit und Zusammenhalt in Deutschland“ zu verbessern, wurden im Vorfeld unsägliche, um nicht zu sagen, lächerliche Diskussionen geführt. Stellvertretend für des Kaisers Bart klammerten sich viele an die verschiedenen Verschleierungs-Formen muslimischer Frauen. Wobei, nicht zum ersten Mal übrigens, wieder alles sozusagen in ein- und denselben Wäschekorb gestopft wurde: Burkini und Burka, Kopftuch und Tschador, Äpfel und Birnen, Tohu und Wabohu.

Wozu das alles? Glaubt wirklich irgendwer, dass unsere in der Tat ziemlich angeschlagene Sicherheit hinter dunklen Schals, Tüchern und Gewändern verschwindet? Lauern Maschinengewehre und Sprengstoffgürtel unter den Stoffbahnen? Die Fakten sprechen eine andere Sprache: Nicht Frauen in bodenlangen, unpraktischen Tüchern sprengen Menschen in die Luft. Männer sind es, und die tragen Hosen und zeigen ihr Gesicht meist recht offen, weil sie – wie sie es selbst sehen – nichts mehr zu verlieren haben. Ärgerlich, für wie dumm uns Politiker bisweilen halten: Sicherheitsrisiko Burka – nein, das glaubt doch nun wirklich niemand.

Ganz abgesehen davon, dass man vollverschleierte Frauen in unseren Gefilden nach wie vor mit der Lupe suchen muss. Zugegeben, am Münchner Stachus begegnet man solchen Frauen hin und wieder, aber prozentual gesehen, ist ihre Anzahl so verschwindend gering, dass ein wie auch immer geartetes Burka-Verbot einfach über alle Maßen unverhältnismäßig ist.

Außerdem verbietet sich das Verbot ganz einfach in einer freiheitlich lebenden und denkenden Gesellschaft. Ist es nicht das, was uns immer gesagt wird: Terroristen wollen uns unsere Freiheit nehmen und das müssen wir auf alle Fälle verhindern. Leben wir also weiter in Freiheit und verzichten auf sinnlose Verbote. Oder um es mit dem Bundesinnenminister zu sagen: „Man kann nicht alles verbieten, was einem nicht gefällt.“

Susanne Holzapfel ist Chefin vom Dienst bei der Münchner Kirchenzeitung.