Es folgt eine Podiumsdiskussion. Themen der Diskussion sind die Rolle der Frau in der Kirche, Fragen zu Homosexualität und Abtreibung. Die Jugendlichen bringen ihre Anliegen und Forderungen nach einer Modernisierung der Kirche vor den Weihbischof und wünschen sich Antworten, die Wörner nicht immer geben kann. Die Ansichten der Jugendlichen und des Weihbischofs gehen weit auseinander. So reagiert Wörner auf Forderungen nach einer Heirat homosexueller Paaren in der Kirche und einer Weihe von Frauen mit Ablehnung und versucht, seinen Standpunkt den Jugendlichen zu verdeutlichen. Die Stimmung im Raum wird zunehmend schlechter, bei einigen Jugendlichen wird deutlich, dass der Puls ansteigt und sie sich andere Antworten vom Weihbischof erhofft haben. Veronica Seidel vom Diözesanausschuss des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) berichtet nach der Diskussion: „Es macht mich wütend, weil viele Sachen gesagt wurden, die wir alle, außer dem Bischof, anders sehen.“ Und auch Apfelbacher findet, dass die Diskussion und die Antworten von Weihbischof Wörner zu einem „extremen Downer“ geführt haben.
Forderung, die Kirche mit Hinblick auf junge Menschen zu gestalten
Seidel würde sich wünschen, dass der Bischof seine Rolle so interpretiert, dass er sich für die Anliegen der Kirche und auch der jungen Menschen einsetzt. Sie ist der Meinung, dass die Bischöfe die Kirche nicht nur für sich selbst gestalten sollten, sondern im Hinblick auf die Jugend, und fügt hinzu: „Wenn wir diese Anliegen haben und auch weitergeben, sollten die Bischöfe ihre Stimme der Jugend geben und sich für die Jugendlichen einsetzen und die Veränderungen mit einbringen, die wir haben wollen.“ Die BDKJlerin bedauert es, dass Kardinal Reinhard Marx krankheitsbedingt nicht anwesend sein kann. Sie könnte sich vorstellen, dass dieser eine andere Meinung eingebracht hätte, so dass eine bessere Diskussion möglich gewesen wäre. Dennoch möchte Seidel weiterkämpfen, denn: „Wenn alle austreten, wird sich keiner mehr für unsere Anliegen einsetzen.“
Der Austausch muss weiter gehen
Der Weihbischof sagt im Anschluss an die Veranstaltung: „Ich fand diese Diskussion sehr anregend, auch wenn wir nicht immer einer Meinung waren.“ Die Jugendlichen habe er als sehr interessiert, kreativ und nachdenklich wahrgenommen. Sie hätten viele Fragen gestellt und deutlich geäußert, was sie dächten. Eines steht für die Jugendlichen am Ende des Tages fest: Der Austausch muss weitergehen. Mit der Aussage des Weihbischofs, dass es wichtig sei, den Jugendlichen zuzuhören, geben sie sich nicht zufrieden. Nur zuhören und reden trieben die Wünsche und Forderungen der Jugendlichen nicht voran. Melanie Kutzera aus der Neutraublinger Pfarrei St. Michael (Bistum Regensburg) hilft es zu wissen, dass es anderen ähnlich geht wie ihr und Zweifel manchmal dazugehören. Für die Theologie-Studentin ist der Tag sehr aufschlussreich gewesen und er hat ihr Freude bereitet. Auch wenn die Meinung des Weihbischofs sich nicht mit den Meinungen der Jugendlichen deckt, findet sie es gut, dass er seine Position den Jugendlichen erklärt hat. Die Jugendlichen bieten Weihbischof Wörner ihre Hilfe an. Sie seien erreichbar und würden sich wünschen, dass mehr auf sie zugegangen werde, damit gemeinsam ein Konzept umgesetzt werden könne, wie es in Zukunft mit der Kirche weitergehe. Sie machen durch ihr Auftreten deutlich, dass ihnen „ihre“ Kirche nicht egal ist und sie sich weiter für sie einsetzen möchten. Die Ergebnisse werden im Anschluss an Kardinal Marx übermittelt. Das Konzept des Jugendgipfels soll beibehalten werden. (Pauline Erdmann, Volontärin beim Michaelsbund)