Freilassing – Es ist ein Bild, das an einen klischeebeladenen Hollywoodfilm über traumatisierte Kinder erinnert. Darauf zu sehen ist ein mit Buntstiften gemaltes, einsames Haus, das von einem Panzer, von Bomben und Raketen beschossen wird. Neben dem Haus steht ein Soldat, rechts oben ist die ukrainische Flagge zu sehen. Das offenbar von Kinderhänden gezeichnete Bild hängt in einer improvisierten Wartehalle für ankommende Geflüchtete aus der Ukraine in der Nähe des Freilassinger Bahnhofs. Und es zeigt keine düstere Vision aus einem Film, sondern die erschreckende kriegerische Realität, die derzeit ganz Europa überwältigt.
Erschöpfte Frauen und Kinder
Dort, wo früher Lokomotiven repariert wurden und Rockkonzerte stattfanden, führen jetzt Bundespolizisten Corona-Schnelltests durch und nehmen die Personalien der Geflüchteten auf, bevor sie dann zurück zum Bahnhof gebracht werden und weiterreisen dürfen. Das kann schnell gehen, sich in manchem Fall aber auch in die Länge ziehen. Auf Bierbänken sitzen erschöpfte Kinder und Frauen, denen man die Reisestrapazen und die Sorgen um ihre zurückgelassenen Männer und Angehörigen ansieht. Zwei junge Frauen stehen rauchend vor dem Gebäude und spielen mit einem kleinen Hund, der die Reise auf den ersten Blick auch gut überstanden hat.
"Das geht unter die Haut"
Ehrenamtliche Helfer und Mitarbeiter der Caritas kümmern sich um die Wartenden, verteilen Lebensmittel sowie Windeln und beschäftigen die Kinder, malen etwa mit ihnen. „Wir helfen mit, dass die Atmosphäre möglichst menschlich bleibt“, betont Rainer Hoffmann, Kreisgeschäftsführer der Caritas im Berchtesgadener Land. Der Einsatz für die Geflüchteten gehe „unter die Haut“. Hofmann berichtet von einer ukrainischen Frau, die während eines Telefonats mit ihrem Mann in Tränen ausgebrochen sei und einen Schreikrampf bekommen habe. „Unsere Ehrenamtlichen versuchten dann, sie zu trösten, obwohl sie ihre Sprache nicht sprechen, das ist irre.“