Kirche und Fasching: lange Zeit herrschte zwischen den beiden ein schwieriges Verhältnis. Seit jeher akzeptierten die kirchlichen Verantwortungsträger die „Fastnacht“, also den Abend vor Aschermittwoch. Bevor 40 Tage gefastet wurde, sollten die Gläubigen noch einmal lustvoll feiern, viel essen und trinken. Das hatte ganz praktische Gründe: Vor dem Fasten mussten Nahrungsmittel wie Fleisch, Fett und Eier verzehrt werden, da sie sonst über die Fastenzeit verderben würden. Und die Kirche verfolgte mit dem Treiben ein Lernziel für die Gläubigen: Schon Augustinus hatte die "civitas diaboli" (das Reich des Teufels) und die "civitas dei" (das Reich Gottes) unterschieden. In der Fastnacht sollten die Menschen der "civitas diaboli" frönen, um am Aschermittwoch umzukehren und sich der "civitas dei" anzuschließen.
Das Konzept wurde obsolet, als sich die Tradition verselbständigte: Zu dem Mahl am Fastabend kam Musik dazu, man tanzte und trieb es mit dem Gegenstück zum Gottesreich aus Sicht der Kirche dann doch zu weit. Hinzu kam, dass aus der Nacht vor dem Aschermittwoch schließlich mehrere Tage wurden, an denen hemmungslos gefeiert wurde. Neben dem Verbot des närrischen Treibens rief die Kirche an vielen Orten die Gläubigen dazu auf, „gegen den Fasching anzubeten“, erklärt der Rektor der Münchner Jesuitenkirche St. Michael, Pater Martin Stark. Das sei die Tradition, aus der das Faschingstriduum in St. Michael komme, das auch heuer wieder vom Faschingssonntag bis Faschingsdienstag begangen wird.