Frömmigkeit zum Fasching

Triduum und 40-stündiges Gebet als Vorbereitung auf die Fastenzeit

Nicht jeder will ein Narr sein an den tollen Tagen. Wir haben zwei Tipps für Sie, wie Sie die Zeit bis Aschermittwoch mit geistlichem Leben füllen können.

Wer kein Fasching feiern mag, findet in der Jesuitenkirche Sankt Michael in München und der Wallfahrtskirche Maria Birnbaum Alternativen. © IMAGO / McPHOTO

Kirche und Fasching: lange Zeit herrschte zwischen den beiden ein schwieriges Verhältnis. Seit jeher akzeptierten die kirchlichen Verantwortungsträger die „Fastnacht“, also den Abend vor Aschermittwoch. Bevor 40 Tage gefastet wurde, sollten die Gläubigen noch einmal lustvoll feiern, viel essen und trinken. Das hatte ganz praktische Gründe: Vor dem Fasten mussten Nahrungsmittel wie Fleisch, Fett und Eier verzehrt werden, da sie sonst über die Fastenzeit verderben würden. Und die Kirche verfolgte mit dem Treiben ein Lernziel für die Gläubigen: Schon Augustinus hatte die "civitas diaboli" (das Reich des Teufels) und die "civitas dei" (das Reich Gottes) unterschieden. In der Fastnacht sollten die Menschen der "civitas diaboli" frönen, um am Aschermittwoch umzukehren und sich der "civitas dei" anzuschließen.

Das Konzept wurde obsolet, als sich die Tradition verselbständigte: Zu dem Mahl am Fastabend kam Musik dazu, man tanzte und trieb es mit dem Gegenstück zum Gottesreich aus Sicht der Kirche dann doch zu weit. Hinzu kam, dass aus der Nacht vor dem Aschermittwoch schließlich mehrere Tage wurden, an denen hemmungslos gefeiert wurde. Neben dem Verbot des närrischen Treibens rief die Kirche an vielen Orten die Gläubigen dazu auf, „gegen den Fasching anzubeten“, erklärt der Rektor der Münchner Jesuitenkirche St. Michael, Pater Martin Stark. Das sei die Tradition, aus der das Faschingstriduum in St. Michael komme, das auch heuer wieder vom Faschingssonntag bis Faschingsdienstag begangen wird.

Triduum mit Predigt-Schwerpunkt und Mozarts Krönungsmesse

Allerdings habe sich die ursprüngliche Intention des „Fasching-Wegbetens“ mittlerweile überlebt, so Stark. Die Jesuiten hätten nichts gegen das Faschingstreiben und die damit verbundene Freude am Leben einzuwenden. „Das würde ich nicht als Gegensatz sehen, sondern als befruchtend“. Ein Gläubiger könne problemlos abends auf einen Faschingsball gehen und am nächsten Tag am Triduum teilnehmen, findet Stark. Das Triduum in St. Michael leite sich aus den drei österlichen Tagen ab und soll dementsprechend der geistlichen Vorbereitung auf eine besondere Zeit des Kirchenjahres dienen, in diesem Fall auf die vorösterliche Bußzeit. Das Triduum selbst besteht aus einem Mix aus Heiliger Messe und Anbetungszeit.

Und wie jedes Jahr werde es in den Predigten wieder ein Schwerpunktthema geben. Dieses Mal geht es um die Ressourcen des Christentums. Der Jesuit Pater Dag Heinrichowski werde extra aus Hamburg anreisen, um in seinen Predigten aus einem säkularen-philosophischen Blickwinkel aufzuzeigen, welche Ressourcen die Kirche hat, die den Menschen helfen, besser zu leben. Die Jesuiten erlebten, dass viele Menschen ohne religiösen Hintergrund in die Michaelskirche kämen, betont Stark. „Denen zu vermitteln, was Gott bedeutet für unser Leben, das finde ich eine wichtige Sache, und da erwarte ich mir in den Predigten spannende Anregungen“. Eine kleine Brücke zum Fasching schlägt das Triduum in St. Michael zum Schluss dann doch noch. Am Abend des Faschingsdienstags ziehe man alle liturgischen Register, um vor der Fastenzeit noch einmal mit großer Freude Gottesdienst zu feiern, erklärt Stark. Mozarts Krönungsmesse soll den Gläubigen ein letztes Hochgefühl bescheren, bevor dann am Aschermittwoch der Akzent auf Umkehr, Besinnung und Stille gelegt werde.

Faschingskrapfen als Belohnung für die Beter

Ebenfalls auf eine lange Tradition kann das 40-stündige Gebet in der Wallfahrtskirche Maria Birnbaum in Sielenbach bei Altomünster zurückblicken. Heuer findet es von Faschingssonntag bis Faschingsdienstag bereits zum 153. Mal statt, berichtet Wallfahrtsseelsorger und Deutschordenspriester Pater Norbert Rasim. Es seien die Kapuziner gewesen, die in ihrer gut 100-jährigen Wirkungszeit in Maria Birnbaum das 40-stündige Gebet ins Leben gerufen haben. Sie hätten dafür gesorgt, dass in den drei Tagen vor Aschermittwoch das Stundengebet im Vordergrund steht.

Ähnlich wie beim Triduum in St. Michael sei das 40-stündige Gebet in seinen Anfangsjahren eher als Gegenentwurf zum Faschingstreiben verstanden worden, so P. Rasim. Und einige Gläubige sähen das wohl bis heute so. Für Rasim selbst, der aus der „Fassenachts-Hochburg“ Mainz stammt, kommt die strikte Abgrenzung vom Fasching aber nicht in Frage. Eine Gegenveranstaltung sei das 40-stündige Gebet in Maria Birnbaum nicht, diese Auffassung habe man auch nie in den Mittelpunkt gestellt, so P. Rasim. „Leben und leben lassen, ich denke, das trifft die Situation sehr gut“. Er plädiere dafür, die drei Tage als Vorbereitung für die nahende Fastenzeit zu nutzen. Mit täglich Heiliger Messe, Anbetung, Rosenkranzgebet und Beichtgelegenheit sei man für dieses geistliche Ziel in Maria Birnbaum gut aufgehoben, findet P. Rasim, der heuer auch die Schwerpunktpredigten halten wird zu den Themen Jesus Christus, Heiliger Geist und Maria. Auch hier endet die besondere liturgische Zeit feierlich: mit der Prozession der Bruderschaft und eucharistischem Segen. Und danach gibt es vor der Wallfahrtskirche noch Krapfen, das könnten selbst die größten Faschingsmuffel nicht ausschlagen, meint P. Rasim mit einem Augenzwinkern.

Der Autor
Paul Hasel
Radio-Redaktion
p.hasel@michaelsbund.de