Weihbischof Bischof besucht Dekanate

Tiefe Gespräche, hohe Erwartungen

Kurz vor Weihnachten hat Weihbischof Wolfgang Bischof seine Tour durch die Region Süd des Erzbistums München und Freising beendet. Seit dem Frühjahr hat er Haupt- und Ehrenamtliche, Landräte und Kommunalpolitiker getroffen. Dabei ging es um die drängenden Fragen der Pfarrgemeinden und Dekanate.

Weihbischof Wolfgang Bischof bei seiner letzten Station in Waakirchen mit stellvertr. Dekanatsratsvorsitzende Barbara Weingand, Dekan Michael Mannhardt und Regionalgeschäftsführer Süd des Diözesanrats Michael Bayer (v.l.n.r.). © SMB/ww

Waakirchen – „Ins Gespräch kommen“, so könnte man kurz den Sinn der Besuche von Weihbischof Wolfgang Bischof in seiner Region umreißen. Denn: Miteinander reden ist dringend notwendig in der Kirche, hat der Weihbischof bei diesen Besuchen festgestellt. Viele Themen würden den Gläubigen auf den Nägeln brennen: der Stellenwert der Kirche in der Gesellschaft, der Verlust des Glaubens bei vielen Menschen. Oder auch die drängende Frage bei den Seelsorgern, wie es in Zeiten immer knapper werdender Ressourcen weitergehen soll. Und Lokalpolitiker betonten, wie wichtig das Miteinander von Kirche und Kommune sei, da man sich doch an dieselbe Klientel wende. Bei allen Fragen und Sorgen war der Weihbischof bemüht, seinen Gesprächspartnern Zuversicht zu geben: „Das geht nur mit einer Grundehrlichkeit, mit Offenheit. Mir war es wichtig zuzuhören, was da ist.“ Auf die Gefühle und Sorgen jedes einzelnen Dekanats wollte Bischof damit eingehen. Dabei stellte er in den Gesprächen mit Erstaunen fest, wie wenig an der Basis zum Beispiel ankomme, was Kirche gerade bei der Aufklärung des Missbrauchs leiste.

Ruf nach Veränderung, weil ihnen der Glaube wertvoll ist

Ein Kommunikationsproblem, aber auch Zeichen von Ungeduld und Verunsicherung in vielen Pfarreien. Der Regionalgeschäftsführer Süd des Diözesanrates, Michael Bayer, war bei vielen der Dekanatsbesuche dabei. Und stellte einerseits fest, dass „es eine Aufbruchsstimmung“ gibt, nämlich das Bewusstsein, dass alle sich auf den Weg machen müssten, nicht nur Seelsorger, sondern auch Gläubige und Ehrenamtliche. Das sei auch beim Treffen mit Pfarrgemeinderatsvertretern des Dekanats in Waakirchen herausgekommen. Ärger über Missstände in der Kirche habe es immer gegeben: „Neu ist, dass es jetzt offen geäußert wird, und zwar quer durch die Generationen“, meinte Bayer. Der Grund ist für ihn eigentlich ein positiver: „Die Menschen wollen die Veränderung, weil ihnen Kirche und Glaube am Herzen liegen!“

Strahlkraft des Glaubens

Diese Ungeduld und die nach ihrer Meinung oft sehr negative Grundeinstellung konnte die stellvertretende Dekanatsratsvorsitzende Barbara Weingand nur bedingt nachvollziehen: Sie finde auch Dinge innerhalb der Kirche nicht in Ordnung, die um sie herum geschehen würden. Aber wer sich in seinem Glauben zurechtfinde – und der sei immer noch das Wichtigste – habe so viel Strahlkraft, dass er auch auf Menschen, die negativ eingestellt seien, wirken könne und müsse. Positiv für Barbara Weingand: dass sich bei der Diskussion im Waakirchener Pfarrheim so viele engagiert beteiligt und mitgedacht hätten.

Schere klafft auseinander, Seelsorge muss reagieren

Das betreffe auch oder gerade soziale Themen, die sich unmittelbar auf die Seelsorge auswirken würden, sagte Dekan Michael Mannhardt. Obwohl der Landkreis Miesbach einer der reichsten Bayerns sei, stelle er fest, dass sehr wohlhabende neben sehr armen Menschen leben würden und in die gleiche Kirche gingen. Wenn beide Gruppen vom gleichen Pastoralteam betreut würden, sei das eine große Herausforderung. Damit hängt für Mannhardt auch der steigende Wohnungsmangel zusammen: immer mehr einheimische Familien müssten wegziehen. Das Auseinanderklaffen der Schere, der Wegfall des Mittelbereichs in der Gesellschaft mache ihm große Sorgen.

Sorgen, die dem Dekan auch der Weihbischof bei seinem Besuch nicht nehmen konnte. Aber bei diesem und vielen anderen Problemen herrschte am Ende des Abends Einigkeit bei den Teilnehmern: das Wichtigste wird sein, sie gemeinsam anzugehen. (Willi Witte, Redakteur beim Sankt Michaelsbund)