Grenzpolizei als Ansprechpartner für Flüchtlinge

Teddybären für die Kinder

Nach einer stundenlangen Fahrt im fensterlosen Transporter wollen die Flüchtlinge erst einmal wissen, wo sie eigentlich sind und welche Tageszeit es ist. Die Grenzpolizisten in Piding helfen ihnen als erste Ansprechpartner. Wir haben uns mit einem von ihnen unterhalten.

Syrische Flüchtlinge kurz nach ihrer Ankunft in Deutschland (Bild: imago/epd-bild) © imago

Piding - Die „Polizeiinspektion Fahndung Traunstein“ in Piding hat vier große Aufgabenbereiche. Einer davon ist die „irreguläre Migration“, wie es im Behördendeutsch heißt. Johannes Reiter arbeitet seit 2009 als Polizist in diesem Bereich. Der 27-jährige macht seinen Job sehr gerne, da er von Beginn an „Leuten helfen“ wollte und dies im Falle der Flüchtlinge natürlich Tag für Tag auch tun kann. Denn gerade in diesen Wochen tritt das eigentliche Ziel der Fahnder – die Festsetzung von Schleusern – hinter den humanitären Aspekt zurück, sich um die vielen Flüchtlinge zu kümmern.

35 Menschen in einem fensterlosen Transporter

Die haben oftmals schon einiges hinter sich, wenn sie die deutsch-österreichische Grenze überqueren. In fensterlosen Transportern liegen bis zu 35 Menschen ineinander verschränkt auf dem Boden und haben bisweilen jegliche Orientierung verloren. „Sie wissen nicht, wo sie hinfahren. Sie wissen nicht, wo sie sind. […] Sie wissen nicht mal, ob Tag oder Nacht ist“. Und dann kommt natürlich der „Schock“ dazu, nach dem Öffnen der Tür in die Augen eines Polizisten zu blicken. Besonders die Kinder tun den Beamten leid. Und so wurden der Pidinger Dienststelle erst vor Kurzem Kuscheltiere angeliefert, um die emotionale Extremsituation für die Kleinen zumindest etwas mildern zu können.

Nach der Ankunft auf der Polizeiinspektion erhalten die Flüchtlinge zunächst einmal Essen, Decken und warme Getränke und können sich wenigstens für ein paar Stunden auf bereitgestellten Liegen ausruhen. Dann erfolgt so schnell wie möglich die Registrierung, die Abnahme der Fingerabdrücke und ein Foto, bevor es vom Berchtesgadener Land direkt weitergeht zur Zentralen Aufnahmestelle nach München.

Großer Einsatz trotz Beschimpfungen

Der persönliche Einsatz der Polizisten für die Ankommenden ist groß. Umso mehr belastet es die Beamten, dass einige Landsleute nur Beschimpfungen für sie übrig haben. Laut Landespolizeiseelsorger Msgr. Andreas Simbeck gibt es viel „Unflätiges“ zu hören – aus dem rechten wie dem linken Lager. Auf diese Anfeindungen könnten die Polizisten aber nicht reagieren, da sie mit der Betreuung der Flüchtlinge bereits komplett ausgelastet seien. So würden sie quasi „zwischen den Stühlen“ sitzen.

Eine besondere emotionale Belastung der Polizisten durch die fast tägliche Konfrontation mit dem Leid der Flüchtlinge sieht Simbeck aber nicht. Diese seien dafür ausgebildet, sich genug professionelle Distanz zum Erlebten zu bewahren. Als weitere Beispiele dafür nennt er Kriminalpolizisten, die Kinderpornografie auswerten oder Beamte der Sittenpolizei, die Vergewaltigungen verfolgen müssen. Seelsorgerisch sieht sich Andreas Simbeck in der Pflicht, für die Polizisten da und „vor Ort“ zu sein. Er ist sich sicher, dass Polizisten aber auch den Schritt auf ihn zu machen, wenn sie seine Hilfe in Anspruch nehmen möchten.