Heartbeatz-Festival in München

Tanzen im Namen der Barmherzigkeit

Die Jugendeinrichtungen des Erzbistums haben am Samstag zum „Heartbeatz Festival für mehr Menschlichkeit“ geladen. Im Mittelpunkt standen Aktionen rund um das Thema Barmherzigkeit – und am Abend vier Gewinner, die das Tanzbein schwangen.

Wie barmherzig bist du? Am Barm-O-Meter findet es diese Teilnehmerin gerade heraus. (Bild: Berninger) © Berninger

München – Mit dem „Heiligen Jahr“ macht es Papst Franziskus vor – und das „Heartbeatz Festival für mehr Menschlichkeit“ hat es ihm am Samstag nachgemacht: Ein Festival für junge Erwachsene rund um das Thema Barmherzigkeit, organisiert vom Erzbischöflichen Jugendamt München und Freising und dem BDKJ in der Region München. „Ohne das Jahr der Barmherzigkeit und dem Aufruf des Papstes, sich damit auseinanderzusetzten, wär keiner auf die Idee gekommen“, gesteht Stadtjugendpfarrer Tobias Hartmann vom BDKJ München. Umso stolzer hinzu er aber hnizu: „Dafür machen wir jetzt ein riesiges Fest daraus.“

Deshalb haben sich die beiden Jugendeinrichtungen auch die Münchner Muffathalle als Festivalgelände ausgesucht: Rund 200 Karten wurden verkauft, 200 weitere an jugendliche Flüchtlinge verschenkt. Los ging es am frühen Nachmittag mit verschiedenen „Aktions-Inseln“, an denen die Jugendlichen für Barmherzigkeit sensibilisiert wurden. Tobias Hartmann erklärt, was ihm bei der Organisation des Festivals wichtig war: „Dass man sich jugendgerecht mit dem Thema auseinandersetzt. Und nicht einfach nur theoretisch, indem man einen kirchlichen Lehrtext oder das Gleichnis vom barmherzigen Samariter hört – und das war’s dann! Sondern ganzheitlich.“

So konnten die Jugendlichen etwa an einem „barm-o-Meter“ testen, wie barmherzig sie schon sind und wo sie vielleicht noch nachbessern können. „Etwas in den Fokus nehmen“ konnten die Jugendlichen bei einem Fotoworkshop – und dass das Zielobjekt auch Barmherzigkeit sein kann, haben die Aussteller auf dem Festival am Beispiel ihres eigenen Einsatzes für mehr Menschlichkeit gezeigt: Vor Ort waren nämlich auch jugendliche Vertreter unter anderem der Malteser, dem Jungen Bündnis für Geflüchtete oder der Freiwilligen-Agentur Tatendrang, die über ihren Dienst am Nächsten berichteten.

Für die Festivalbesucher, die auch bei dem „Wettbewerb für mehr Menschlichkeit“ teilgenommen haben, kam der Höhepunkt des Festivals noch vor dem Auftritt der Hamburger Band „Tonbandgerät“ und DJ Pankone mit der Preisverleihung am frühen Abend: Frei nach dem Wettbewerbs-Motto „Handle barmherzig“ nahm eine fünfköpfige Jury im Vorfeld des „Heartbeatz Festivals“ konkrete Aktions-Ideen „für mehr Menschlichkeit“ entgegen. Dafür hatte Tobias Hartmann mit seinem Festival-Team zuvor an Schulen und in Jugendgruppen geworben. Dabei ging es aber nicht einfach darum, „eine verrückte Idee zu haben“, betont der Stadtjugendpfarrer. „Es sollte tatsächlich umsetzbar sein. Und die Leute, die es eingesendet haben, mussten es auch umsetzen wollen.“ Damit sie ihre Idee auch tatsächlich verwirklichen können, bekamen die Erstplatzierten auch immerhin 1.500 Euro Preisgeld.

Das können die vier Sieger der Gruppe „Ebanisation“ auch nur allzu gut gebrauchen: Serhat, Marvin, Jawad und Mikel aus München tanzen – und das nicht nur in ihrer Heimat, wo Jungs und Mädchen in ihrem Alter kaum etwas zu lachen haben. „Wir reisen in Länder wie Brasilien oder Laos und helfen den Kindern, indem wir ihnen das Tanzen beibringen und zeigen ihnen so, dass sie nichts brauchen als ihren eigenen Körper, um ihre Emotionen zu verarbeiten“, erklärt der 19-jährige Serhat. Tanzen verbinde – egal, welche Sprache man spreche. Deshalb bringen die Jungs von „Ebanisation“ derzeit auch in München jugendlichen Flüchtlingen das Tanzen. Die fühlten sich dadurch vom ersten Tanzschritt an gewertschätzt und angenommen.

Umso lobenswerter für Tobias Hartmann, „da Flüchtlinge ja doch momentan in vielen Bereichen in Deutschland nicht angenommen sind.“ Der Stadtjugendpfarrer saß mit in der Jury und hat die Idee von „Ebanisation“ mit ausgewählt. „Eine Idee, die ich zutiefst christlich finde, auch wenn die Jungs nicht unbedingt einen christlichen Hintergrund haben“, findet er. Und mit dem westafrikanischen Wort „Eban“, das übersetzt so viel wie „Liebe“ heißt, tragen die Jungs von „Ebanisation“ schließlich auch im Namen, was längst nicht nur auf dem Festival der beiden Jugendeinrichtungen des Erzbistums Programm gewesen ist. Simon Berninger