Kulturveranstaltung

Tag des offenen Denkmals erneut unter Corona-Bedingungen

Beim Tag des offenen Denkmals soll es in diesem Jahr einen Mix aus digitalen Formaten und Live-Erlebnissen geben. Auch Kirchen im Erzbistum München und Freising beteiligen sich.

Am Tag des Denkmals kann man die Münchner Paulskirche bei einer Führung kennenlernen. © IMAGO / imagebroker

Bonn/Wittenberg – Zum zweiten Mal hintereinander muss Deutschlands größte Kulturveranstaltung im Corona-Modus stattfinden. Dabei hat die Pandemie dem bundesweiten Tag des offenen Denkmals, der am Sonntag, 12. September, stattfindet, den Denkmalfreunden zu einer steilen Lernkurve verholfen. Fand die Veranstaltung im vergangenen Jahr fast komplett digital statt, so erwartet die Deutsche Stiftung Denkmalschutz als Veranstalter in diesem Jahr eine gute Mischung aus Denkmal-Veranstaltungen vor Ort und digitalen Formaten.

Der weitgehend virtuelle Denkmaltag 2020 war aus Sicht der Veranstalter zu einem Überraschungserfolg geworden. Über 1.200 Beiträge - von virtuellen Rundgängen über Foto-Collagen bis zu Audiobeiträgen - hatten kreative Denkmalfreunde aus dem gesamten Bundesgebiet damals auf der Veranstaltungs-Plattform platziert.

Vor Ort und von Zuhause

In diesem Jahr lassen sich fast 4.000 historische Bauwerke und Veranstaltungen bundesweit entdecken - vor Ort und per Mausklick im Internet. Das ist zwar deutlich weniger als die vor der Corona-Zeit üblichen 8.000 zugänglichen Denkmäler. "Doch nach einem ersten zögerlichen Start haben viele private und öffentliche Veranstalter nach einer verlängerten Anmeldefrist im Sommer Mut gefasst, historische Bauwerke, Gartendenkmale und archäologischen Stätten in diesem Jahr wieder für Besucher zu öffnen", freuen sich die Veranstalter.

Steffen Skudelny, Vorstand der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, will auf den Erfahrungen des vergangenen Jahres aufbauen: "Indem wir digitale Denkmal-Formate fest in das Programm integrieren, machen wir Denkmale und damit Kulturerlebnisse barrierefrei", freut er sich über die Weiterentwicklung. Interessierte können Denkmäler vor Ort live erleben, aber auch vom Sofa aus digital erkunden. Fahrradtouren, Stadtrundgänge oder Audioguide-Führungen über das eigene Handy erlauben Corona-gerechten Kulturgenuss.

Sein & Schein

Der Denkmaltag 2021 steht unter dem Motto "Sein & Schein - in Geschichte, Architektur und Denkmalpflege". Die Veranstalter rücken damit Mythen und Legenden sowie Handwerkskünste in den Fokus, die das menschliche Auge hinters Licht führen - ob illusionistische Malerei des Barock, Nachahmungen der Natur, Materialimitate oder die Wiedererrichtung von Bauwerken wie dem Berliner Schloss, die aus früheren Zeiten zu stammen scheinen.

Theaterbauten mit aufwendig gefertigten Requisiten, Lichtspieltheater oder Bahnhofkinos vereint ebenfalls die Eigenschaft, Orte der Illusion und Inszenierung zu sein. Das Gleiche gilt für Schlossparks oder Kirchenräume. Die Stiftung hat auch zu einer Foto-Aktion aufgerufen. Gesucht werden "Denkmal-Schnappschüsse", die das Motto "Sein & Schein" aufgreifen. Die Gewinner-Fotos werden in der November-Ausgabe der Zeitschrift "Monumente" veröffentlicht.

Denkmalgerechte Nutzung in der Gegenwart

Wie für 2020 zum 30. Jahrestag der Deutschen Einheit geplant, soll der Denkmaltag in Wittenberg bundesweit eröffnet werden. "In Wittenbergs Altstadt finden wir nicht nur großartige Zeugnisse für den sorgsamen Erhalt originaler Denkmalsubstanz, sondern auch gute Lösungen für deren denkmalgerechte Nutzung in der Gegenwart", begründet Skudelny die Wahl. "Die Wertschätzung und sanfte Nutzung der historischen Bauten ist wegweisend für die moderne Denkmalpflege."

Künstlerische Illusionen und raffinierte Handwerkstechniken rücken dabei in den Fokus: Was etwa auf den ersten Blick wie eine aus Holz geschnitzte Kassettendecke in dem Wohnhaus des Malers Lucas Cranach erscheint, entpuppt sich als perfekt inszenierte malerische Sinnestäuschung. Auch die Frage, was an den Denkmälern original ist und was sich über die Jahrhunderte veränderte, ist an vielen Beispielen in Wittenberg darstellbar. "Mit der Frage nach der Originalität möchte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz aufzeigen, dass Denkmalpflege mehr ist als reine Fassadengestaltung", so die Veranstalter. (kna)

Tag des offenen Denkmals im Erzbistum München und Freising

Um 14 Uhr beginnt eine Führung durch die Münchner Paulskirche (St.-Pauls-Platz 11, Anmeldung: pv-westend.muenchen@ebmuc.de), die Pfarr- und Klosterkirche St. Alto und St. Birgitta (St. Birgittenhof 3) in Altomünster, die Pfarrkirche St. Zeno (St.-Zeno-Platz 1) in Isen sowie die Filialkirche St. Erasmus (Trenbachstraße 10) in Waldkraiburg, um 16.30 Uhr durch die Leonhardikirche in Grafing (Münchener Straße/Ecke Kapellenstraße). Ein ganzes Rahmenprogramm bietet die Alte Dorfkirche St. Martin in Germering (Augsburger Straße 22). Mehr Informationen auf der Website von Tag des offenen Denkmals.