Katholische Kirche in Deutschland

Synodaler Weg setzt weiter auf Reformen

Kein Pflichtzölibat, Zulassung von Frauen zu Weiheämtern, Mitbestimmungsrecht bei der Bischofsbestellung - am zweiten Tag der Vollversammlung haben sich die Teilnehmer an die heißen Eisen gewagt. Dabei haben sie sich für weitreichende Reformen ausgesprochen.

Die Teilnehmer des Synodalen Weges haben sich mehrheitlich für Reformen ausgesprochen. © Synodaler Weg/Max von Lachner

Frankfurt – Das katholische Reformvorhaben Synodaler Weg hat sich am Freitag mit zwei innerkirchlich heißen Eisen befasst und dabei eine klare Mehrheit für Veränderungen erkennen lassen. Zum einen sprachen sich die mehr als 200 Teilnehmenden in Frankfurt für eine Zulassung von Frauen zu Weiheämtern aus. Auch die Forderung nach einer Lockerung der Vorschrift zur Ehelosigkeit der Priester fand sehr viel Zustimmung. Beide Papiere können auch nach einer Verabschiedung in Zweiter Lesung keine praktische Veränderungskraft entfalten, da die entsprechenden Regelungen nur auf Ebene der Weltkirche veränderbar sind.

Mehrheit für Zulassung von Frauen zu Weiheämtern

In einer von Teilnehmern als historisch bezeichneten Abstimmung hat sich der Synodale Weg mit großer Mehrheit für die Zulassung von Frauen zu Weiheämtern ausgesprochen. Am Freitag beriet der in Frankfurt tagende Reformdialog zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland in Erster Lesung über einen entsprechende Grundtext. Das Papier befasst sich mit der Geschlechtergerechtigkeit in der katholischen Kirche und betont: "Nicht die Teilhabe von Frauen an allen kirchlichen Diensten und Ämtern ist begründungspflichtig, sondern der Ausschluss von Frauen vom sakramentalen Amt."

Für den Ausschluss von Frauen aus der Verkündigung gebe es "keine klare Traditionslinie". Neben "vermeintlich eindeutigen Aussagen im Mainstream der Tradition zu Ungunsten von Frauen" habe es immer auch gegenläufige Entwicklungen gegeben. Ferner wird eine "grundlegende Befragung und Veränderung der herrschenden Strukturen und Machtverhältnisse" gefordert.

Synodaler Weg für verheiratete Priester in katholischer Kirche

Bereits vor dem Frankfurter Treffen hatte unter anderen der Münchner Kardinal Reinhard Marx für Öffnungsschritte bei der verpflichtenden Ehelosigkeit von Priestern geworben. Der mit den Worten "Zölibat der Priester - Stärkung und Öffnung" überschriebene Text betont den Wert der Ehelosigkeit. Gefordert wird aber zugleich die Zulassung verheirateter Priester durch den Papst oder durch ein Konzil. Außerdem wird gefordert, der Papst solle es katholischen Priestern gestatten, zu heiraten und im Amt zu bleiben.

Mehr Mitbestimmungsrecht bei Bischofsbestellung

Künftig soll es auch mehr Mitbestimmungsrechte bei der Wahl katholischer Bischöfe in Deutschland geben. Das Reformvorhaben Synodaler Weg einigte sich darauf verbindlich am Freitagabend in Frankfurt. In Zweiter Lesung votierten 177 Teilnehmer (88 Prozent) mit Ja, 24 mit Nein, 6 enthielten sich. Von den anwesenden Bischöfe stimmten 42 dafür (79 Prozent) und 11 dagegen. Damit erhielt der Text die gemäß Satzung notwendige doppelte Zweidrittelmehrheit.

Laut dem Papier mit dem Titel "Einbeziehung der Gläubigen in die Bestellung des Diözesanbischofs" soll "das Volk Gottes insgesamt als handelndes Subjekt in Erscheinung treten". Erarbeitet werden soll eine "Musterordnung für die freiwillige Selbstbindung der jeweiligen Domkapitel bei der Bestellung von Bischöfen". Vorgesehen ist ein zusätzliches beratendes Gremium, das mit dem Domkapitel gemeinsam eine Liste geeigneter Kandidaten erstellt, die nach Rom gesandt wird.

Missbrauchsskandal beherrschendes Thema

Neben Reformen bleibt die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals ein beherrschendes Thema der dritten Synodalversammlung, die noch bis Samstag dauert. Viel Raum nahm in der Diskussion die Idee eines öffentlichen Schuldeingeständnisses der katholischen Kirche zu dem Thema ein. Dabei äußerten sich alle Mitwirkenden grundsätzlich positiv. (kna)