Heizen der Kirche

Statt frieren: Mit Decken im Gottesdienst wärmen

Kalte Kirchen – klingt im Sommer einladend, im Winter ist das aber kein Spaß. Doch in Zeiten des Krieges und der Energiekrise müssen sich auch Kirchen beim Heizen einschränken.

Decken könnten diesen Winter auch im Gottesdienst zum Einsatz kommen. © manuta - stock.adobe.com

München – Vergangene Woche wurde vom Erzbistum München und Freising die Handlungsempfehlung „Verantwortungsbewusstes temperieren“ veröffentlicht. Auf acht Seiten werden dort die wichtigsten Tipps zum Heizen und Energiesparen zusammengefasst. Denn eines ist klar: dieser Winter wird Veränderungen erfordern. „So unterschiedlich wie die Voraussetzungen in den Kirchen seien auch die Heizsysteme. So muss die Heizsituation dort auch sehr differenziert betrachtet werden.“, erklärt Christos Spathas, Fachreferent der Abteilung Beratung Facility-Management. Eine Kirche werde nicht wie ein Wohnzimmer beheizt, die Temperaturen lägen bei etwa 12 °C während eines Gottesdienstes.

Richtiges Heizen schützt Kunstgegenstände und Orgel

Matthias Rößner vom Ressort Bauwesen und Kunst, Stabstelle Fachmanagementsysteme im Erzbistum München und Freising, fügt hinzu, dass es bei der Heizung von Gotteshäusern weniger um den Komfort der Gottesdienstbesucher als um Kunstgegenstände oder Orgeln ginge. Um diese zu schützen sei nicht allein die Temperatur, sondern vor allem die relative Luftfeuchte im Gotteshaus entscheidend. Diese solle stets zwischen 45 und 70 Prozent liegen. Beeinflussen ließe sie sich nicht allein durch das Heizen, sondern durch ganz einfache Maßnahmen, wie beispielsweise weniger Wischen oder weniger Topfpflanzen im Kirchenraum. Auch das richtige Lüften will in der Kirche, genau wie in einer Wohnung, gelernt sein. Gefährlich sei hier besonders das Lüften im Frühjahr, wenn die Temperaturen draußen bereits angestiegen sind, es in der Kirche aber noch kühl sei. Unterschiede von mehr als fünf Grad seien zu viel.

„Generell empfehlen wir, gar nicht oder nur sehr wenig zu heizen“, erklärt Matthias Rößner von der Stabstelle Bau und Kunst im Erzbistum München und Freising.  „Aber natürlich muss der Frostschutz sowohl für das Gebäude als auch das Heizsystem eingehalten werden. Die Grundtemperatur einer Kirche sollte bei 5 °C liegen und in langsamen Schritten, das heißt nicht mehr als ein Grad pro Stunde, darf sie auf etwa 12 °C Grad zum Gottesdienst erwärmt werden. Dazu ist es sinnvoll, sich die Heizungsanlage und die Programmierung genauer anzuschauen."

Heizung in Kirche prüfen

Thomas Bauer ist Verwaltungsleiter im Pfarrverband Haidhausen und hat schon vor einigen Wochen mit einem auf Kirchenheizungen spezialisierten Unternehmen alle Heizungen der sehr unterschiedlichen fünf Kirchen im Pfarrverband überprüft. „Manche Gottesdienste, die programmiert waren, gibt es gar nicht mehr. Außerdem haben Mesner früher manchmal den Fehler gemacht, den Zeitpunkt, an dem die Heizung aufheizen soll, viel zu früh einzustellen. Hier ist der wirkliche Beginn des Gottesdienstes einzugeben.“ Das alles hat Bauer mit seinem Team nun optimiert.

Decken sorgen für Wärme

Er ist sich sicher, dass alle gut durch den Winter kommen, wenn es notwendig ist sich umzustellen. „Es wird Beschwerden geben. Auch Musiker bei Orchestermessen werden sich umstellen müssen und vielleicht sogar mit fingerfreien Handschuhen spielen müssen.“ Der Verwaltungsleiter hat sich umfassend eingelesen. Es gäbe sogar aufladbare Gürtel, die induktiv geladen werden können und Wärme geben sollen, erklärt er. Eine in der Anschaffung sehr kostenintensive Methode, weshalb erstmal auch in Haidhausen der Trend zu gewöhnlichen Decken geht.

Etwas, wo sich manch ein Gottesdienstbesucher vielleicht erstmal etwas scheut. Dazu gäbe es keinen Grund, meint Ralph Regensburger, Pfarrvikar im Pfarrverband Laim: „Die Menschen machen sich immer wieder Sorgen, was sie im Gottesdienst falsch machen könnten. Aber, wer im Gottesdienst friert, der macht definitiv etwas falsch. Ich kann dafür sorgen, dass ich es einigermaßen warm habe und da ist eine Decke ein adäquates Mittel. Vom warmen Tee in der Bank würde ich Abstand nehmen, weil das den gottesdienstlichen Rahmen und die Form sprengt, aber warum keine Decke?“

Ganz auf große Kirchen verzichten und stattdessen Gottesdienste in leichter beheizbaren Pfarrsälen zu feiern, wie es manche evangelischen Gemeinden bereits praktizieren, will man im Erzbistum München und Freising nicht. Matthias Rößner meint: „Uns ist es wichtig, dass Kirchen weiterhin als Gottesdienstorte genutzt werden. Das ist ihr ureigener Zweck. Oft sind sie großartige Zeugnisse des Glaubens und da wäre es schön, sie weiterhin als Gottesdienstort zu nutzen.“

Die Autorin
Stefanie Schmid
Radio-Redaktion
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