München – „Senioren sind so oder so und brauchen das und das.“ Solche Aussagen hört Adelheid Widmann oft von Kollegen, die nicht mit älteren Menschen arbeiten. Doch Widmann hat sich bewusst dafür entschieden, als Leiterin der Abteilung Seniorenpastoral im Erzbistum München und Freising Angebote für ältere Menschen zu entwickeln, die auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnitten sind. „Das Alter ist eine ganz spannende Lebensphase und es ist sehr bereichernd für mich, von ihren Lebensschätzen und -erkenntnissen zu erfahren.“
Gerade für ältere Menschen ist es wichtig, sich nach Möglichkeit viel zu bewegen. Für die, die ihr Leben lang Sport gemacht haben, ist das kein Problem, doch Widmann und ihre Kollegen kennen auch viele Bewegungsmuffel. Schließlich wurden die wenigsten im Laufe ihres Lebens gefragt, auf welche Sportart sie Lust haben. Deshalb bietet zum Beispiel die Seniorenpastoral in den Dekanaten Rottenbuch und Werdenfels in Kooperation mit dem Katholischen Kreisbildungswerk Garmisch-Partenkirchen den Kurs „Meditative Tänze“ an. Durch Tanz oder Bewegung im Sitzen können sich die Menschen neu erspüren und wahrnehmen, auch wenn sie vielleicht bewegungseingeschränkt sind. Musik, Lieder, Gesang und Tanz helfen dabei, neue Lebensenergie zu tanken und mit sich selbst verbunden zu sein.
Blick für das Schöne im Alltag
Das Angebot „Fitness für Leib & Seele auf der grünen Wiese“ im Münchner Stadtteil Berg am Laim richtet sich an Menschen, die Freude daran haben, in Bewegung zu sein. Dazu gibt es spirituelle Impulse, die sich entweder am Kirchenjahr, Bibelstellen oder an Themen orientieren, die Senioren in ihrem Alltag beschäftigen. Ihr Blick für das Schöne im Alltag soll geschärft werden, aber auch das Abschiednehmen wird thematisiert.
„Wie nehme ich die Schöpfung wahr? An einem regnerischen Apriltag denken vielleicht viele: Was für ein grausiger Tag! Eine gute Übung wäre jedoch, sich zu sagen: Das ist aber eine lustige Wolkenformation! Oder: Wie schön, für eine halbe Stunde hat mal wieder die Sonne geschienen!“ Für diesen Blick auf die Welt, der das Gute im Alltag schätzt, möchte die Seniorenpastoral die Menschen öffnen.
So wie ich bin, bin ich Gottes geliebtes Geschöpf! So sollen sich die älteren Menschen wahrnehmen. Dazu gehört auch, sich mit den Brüchen in der eigenen Biografie zu versöhnen, anstatt sich darüber zu grämen und an der Vorstellung festzuhalten, die die Gesellschaft von einem gelungenen Leben vorgibt. Der Blick auf das eigene Leben soll den älteren Menschen klarmachen, wie viel sie durchgestanden haben. Daraus sollen sie Kraft gewinnen.