Erstkommunionvorbereitung heute

Sektempfang für die Eltern - Basteln und Geschichten für die Kinder

Streng und ernst ging es zu, bei der Erkommunionvorbereitung in unserer Kindheit - das hat sich grundlegend geändert. Die Kinder sollen mit Freude und Spaß auf das Sakrament vorbereitet werden und die Familien den Weg (zurück) in die Gemeinde finden...

Andreas Sedlmaier bei der Kommunionfeier 2015 (Bild: privat) © privat

München/Lochhausen - Andreas Sedlmaier ist schon in Lochhausen aufgewachsen. Der Vater dreier Kinder ist erfolgreich im Berufsleben, engagiert sich aber auch aktiv in der Gemeinde Sankt Michael Lochhausen. Er ist im dritten Jahr Tischvater bei er Erstkommunion in der Pfarrei und macht seit zwei Jahren die Gesamtleitung.  Wir wollten von ihm wissen, wie die Erstkommunionvorbeireitung im Jahr 2016 aussieht:

mkn: Wie sind sie dazu gekommen „Tischpapa“ bei der Erstkommunion zu werden?

Sedlmaier: Ich habe vorher schon viel in der Pfarrei gemacht. Ich hatte so die klassische Laufbahn: Ministrant, Gruppenleiter und Pfarrjugendleiter. Dann war ich in der Firmvorbereitung und dann habe ich vor drei Jahren gesagt, jetzt wo mein erster Sohn dabei ist, möchte ich bei der Kommunionvorbereitung mitmachen, habe die Firmung dann aufgehört und mache jetzt Kommunion.

mkn: Wie ist das als Mann, als Papa, zwischen lauter Tischmüttern, ist man da ein bisschen der Exot?

Sedlmaier: Nein, ich glaube man ist nichts besonderes und auch nicht der Exot. Man kennt sich ja meistens über die Kinder sowieso schon, weil man ja auch in der Schule schon miteinander zu tun hat, also Exot würde ich nicht sagen. Und ich war auch nicht der Erste, wir hatten vor vier oder fünf Jahren schon mal einen Vater, der die Kommunionvorbereitung mitgemacht hat. Also es ist gar nicht so unüblich.

mkn: Was bringt man denn als „Tischvater“ den Kinder bei, also gehen Sie Themen auch anders an als die klassische „Tischmutter“?

Sedlmaier: (lacht) Papas gehen Dinge immer anders an als Mamas. Wir haben zehn Gruppenstunden und zehn vorgegebene Themen. Ich glaube als Mann geht man da einfach manchmal pragmatischer ran, vielleicht auch cooler. Wenn man sagt, heute haben wir die Gruppenstunde „Beten“, dann denkt man manchmal, jetzt müssen wir aber alle zehn Sachen, die wir heute besprochen haben abdecken. Vielleicht merkt man dann aber, dass jetzt die Stimmung nicht mehr so vorhanden ist, die Kindern sind unkonzentriert, jetzt hören wir eben einfach auf oder versuchen, das Thema in ein Spiel einzubinden, ich glaube das ist anders bei Männern.

mkn: Sie haben gesagt, zehn Gruppenstunden – um was geht es da?

Sedlmaier: In der ersten Stunde geht es um mich als Kind selbst, wer bin ich und in welcher Verbindung zu Gott stehe ich? Wir machen in der zweiten Stunde dann immer eine Kirchenführung, um die Kinder in die Gemeinde zu bringen. Wir sehen ja, dass die Kinder in der Vorbereitungszeit viele Gottesdienste besuchen und da sollen sie sich auch auskennen. Was stehen da für Heilige? Warum sind die da? Warum ist in unserer Kirche dies und jenes so? Da ist es natürlich auch schön, dass wir ein Pfarrverband sind, weil man da aus mehreren Kirchen schöpfen kann und sagen kann, also bei uns in der Kirche ist das so, in der anderen sieht es anders aus usw. Das macht es für die Kinder auch interessanter. Dann haben wir einmal Brot backen, ganz klassisch, wie es vermutlich alle Kommunionvorbereitungen machen. Dann geht es um das Thema Versöhnung. Ein größerer Block ist die Vorbereitung auf die Taufe, wir haben das Thema Beten, wir sprechen über „ein Fest feiern“, was passiert da. Wir haben vor Ostern alle Kar- und Osterfeiertage besprochen, das ist es eigentlich.

mkn: Merken Sie, dass die Kinder weniger religiöses Wissen mitbringen als früher?

Sedlmaier: Ich glaube eher, dass es ein Tabuthema ist, dass sich viele Eltern nicht so trauen. Es gibt viele „Kirchenferne“, die denken oft, nein ich kenne mich da nicht so hundertprozentig aus, dann sage ich lieber nichts dazu zu meinen Kindern. Wir bedienen uns da einer Familienkerze. Das ist eine Kerze, die jede Familie am Anfang der Vorbereitung geschenkt bekommt und die Kinder bekommen nach jeder Stunde ein Wachssymbol, das zur Thematik der Gruppenstunde passt, um den Bogen nachhause zu spannen. Zum Beispiel hatten wir diesmal das Thema „Beten“, da ist das Symbol eine Glocke als Wachs. Und dann kann ich ja als Eltern anknüpfen und fragen: „Warum hast du denn eine Glocke Bekommen?“ „Ja, wir haben übers Beten gesprochen“. „Ja, was habt ihr denn da besprochen?“ usw. So klingt das Thema in der Familie weiter und die Eltern erinnern sich dann vielleicht auch an manches aus ihrer Kindheit. Dass man so versucht die Familien ein bisschen mitzunehmen, das ist das Schöne daran.

mkn: Sind heutzutage die Kinder schwerer für den Kommunionunterricht zu begeistern als in unserer Kindheit (in den 80er Jahren)?

Sedlmaier: Nein, das glaube ich nicht. Man hat heute andere Methoden, aber die Bereitschaft von den Kindern, das zu hören und zu erfahren ist ungebrochen. Es sind ja viele Geschichten, man liest viel vor, man liest aus der Bibel. Während man vielleicht in unserer Kindheit eher aus der klassischen Übersetzung gelesen hat, liest man heutzutage eher aus der Kinderbibel. Aber die Bereitschaft der Kinder, das aufzunehmen, zu hören und zu erfahren ist ungebrochen da.

mkn: Was liegt Ihnen besonders am Herzen bei der Erstkommunionvorbereitung?

Sedlmaier: Die Gemeinschaft, das Hineinwachsen in die Gemeinschaft und die Pfarrgemeinde, dass man vielleicht später auch in den Gruppenstunden oder ei den Ministranten hängen bleibt. Einfach weil ich selbst da eine unheimlich gute Zeit gehabt habe und viel erlebt habe. Das ist etwas, was ich weitergeben mag und was mir wichtig ist.

mkn: Dafür opfern Sie auch viel Zeit, gerade als Berufstätiger….

Sedlmaier: Ja! Es ist viel Zeit, das sagen wir auch immer am Anfang, wenn wir Gruppenleiter suchen. Es ist schon eine intensive Zeit. Es sind mit den Ferien zusammen 14 Wochen, wo man schon mindestens einmal in der Woche Gruppenstunde hält, dann die Gottesdienste, also es ist viel Arbeit, aber das ist es auf alle Fälle wert!

mkn: Sie haben bereits gesagt, es ist Ihnen wichtig, die Kinder und die Familien bei der Stange zu halten, also nicht, dass nach der Erstkommunion im Mai das Thema „Kirche“ wieder vorbei ist.

Sedlmaier: Das versuchen wir, ja. Wir wollen zeigen, dass die Gemeinde offen ist. So ist zum Beispiel unser erster Elternabend ein Sektempfang – um die Eltern willkommen zu heißen. Deshalb ist das ein ganz anderer Rahmen, etwas, was niemand von „der Kirche“ erwarten würde. Dann bieten wir immer mal wieder nach dem Gottesdienst ein Brunch an, damit die Leute sehen, da ist es auch gemütlich, da kann man sich hinsetzen und ratschen, und das wird auch gut angenommen.

mkn: Gibt es dann auch wirklich Leute, die ganz erstaunt und überrascht von „der Kirche“ sind?

Sedlmaier: Ja, auf jeden Fall, weil die meisten ja doch die Erinnerung an früher haben, wo es ganz anders war. Der Hauptpunkt, denke ich mal, ist dieses Beichten, wo viele sagen: Was, ihr geht mit den Kindern beichten?! Jeder von uns denkt da an einen alten, dunklen, verstaubten Beichtstuhl, wo man dann drin hockt und irgendwas durch so ein Gitter sagen muss. Wir dagegen bieten einen Nachmittag lang ein Beichtgespräch an. Die meisten sehen das dann sehr positiv. Viele Eltern sagen, wir hatten solche Angst vor dem Beichten, aber das war so toll. Die Kinder erzählen richtig begeistert davon und das kommt dann positiv an.

mkn: Jetzt bin ich neugierig geworden. Wie läuft das denn genau hier in Sankt Michael in Lochhausen ab?

Sedmaier: Wir nehmen alle Kinder zusammen, fangen am Nachmittag um vier Uhr im Pfarrheim an, haben eine gemeinsame Einleitung, wo wir eine Geschichte erzählen, in der es um Licht geht und es wird eben immer dunkler, weil eben etwas zwischen den Menschen und Gott steht. Dann dürfen sich die Kinder in ihre Gruppen aufteilen, wir basteln jeder seine eigene Osterkerze, wir machen Brotzeit, erzählen Geschichten, malen Mandalas aus. Und dann darf eben jedes Kind zu einem der beiden Patres gehen und mit ihm ein Gespräch führen. Sie sitzen in einem Beichtzimmer, die Kinder zünden eine Kerze an und erzählen, was alles toll ist in ihrem Leben, dann blasen sie die Kerze aus und erzählen, was eben nicht so toll ist und später wird die Kerze vom Priester wieder angezündet als Zeichen der Vergebung. Das ist für die Kinder viel Symbolik, sie kennen den Priester, fühlen sich da wohl, sie hatten zuvor ein Beichtheft, wo sie sich ein bisschen vorbereiten können, eben nicht klassisch die Zehn Gebote, sondern aus dem Lebensumfeld der Kinder. Zum Beispiel: „Habe ich ein Haustier und kümmere ich mich drum?“ Das kann man unter „Gott und Schöpfung“ sehen, und die Kinder stellen vielleicht fest „Ja, ich habe ein Kaninchen. Ja stimmt, ich kümmere mich nicht immer um darum und das tut mir leid.“ Es geht ja um das „leidtun“, denn man kann ja nur Vergebung erfahren, wenn man es vorher bereut. Und das denke ich, schaffen wir ganz gut mit den Kindern.

Die Pfarrei Sankt Michael-Lochhausen hat in diesem Jahr 36 Erstkommunionkinder und 15 Betreuer. Die Erstkommunion findet an Christi Himmelfahrt statt. (sts)