Bonn – Rechtzeitig vor dem Start der Aktion hat die Kölner Kultband Brings eine "Rainbow-Edition" des Videos zu ihrem Song "Liebe gewinnt" abgedreht. "Liebe gewinnt" - so heißt auch die Initiative, bei der katholische Seelsorger in Gemeinden zwischen Buxtehude, Berlin und Baden-Baden rund um den 10. Mai zu "Segensgottesdiensten für Liebende" einladen. Den Anfang machte Hamburg am gestrigen Samstag.
Man wolle niemanden ausschließen, heißt es auf der dazugehörigen Homepage. Es gehe vielmehr darum, "die Vielfalt der verschiedenen Lebensentwürfe und Liebesgeschichten von Menschen" zu feiern und um Gottes Segen zu bitten - "ganz ohne Heimlichkeit". Eingeladen sind damit auch schwule und lesbische Paare - übrigens ohne, dass dies auf der Website ausdrücklich erwähnt wird.
Vatikan sagt Nein zu Segnung homosexueller Paare
Genau das aber sichert der Aktion schon jetzt eine hohe öffentliche Aufmerksamkeit. Denn die katholische Kirche, so erklärte es Mitte März die Römische Glaubenskongregation, habe keine Vollmacht, gleichgeschlechtliche Beziehungen zu segnen. Diese Verbindungen entsprächen nicht dem göttlichen Willen. Seither gärt es im deutschen Kirchenvolk. "Ich habe Häuser und Zuckerrüben-Erntemaschinen gesegnet", meinte etwa der Würzburger Hochschulpfarrer Burkhard Hose. "Warum denn nicht auch Menschen, die sich lieben?"
Mit Bernd Mönkebüscher, Pfarrer im nordrhein-westfälischen Hamm, sammelte Hose Unterschriften gegen das Nein aus dem Vatikan; die von der Zeitschrift "Publik Forum" fortgeführte Liste zählt inzwischen mehr als 10.700 Unterzeichner. Theologen wie der Erfurter Liturgiewissenschaftler Benedikt Kranemann sprechen sich für Segensfeiern für homosexuelle Partnerschaften aus.
Homosexualität ist Thema beim Synodalen Weg
Birgit Mock, Vizepräsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB) sagt: "Die aktuelle Diskussion könnte in einen historischen Schritt münden: einer positiven Würdigung verantwortungsvoll gelebter Sexualität in der katholischen Kirche in Deutschland." Mock blickt dabei vor allem auf den Synodalen Weg. Mit dem Aachener Bischof Helmut Dieser leitet sie eine von vier Arbeitsgruppen des Reformdialogs. Der Umgang mit Homosexualität ist ein wichtiges Thema in diesem Forum, das sich mit der Sexualmoral auseinandersetzt.
Bischof Dieser stellte seinerseits klar, dass er kraft seines Amtes keinen Auftrag zur Segnung schwuler und lesbischer Paare erteilen könne. Zugleich fügte er hinzu: "Bei Segnungsanfragen gleichgeschlechtlicher Paare sind die Seelsorgerinnen und Seelsorger ihrem Gewissen verpflichtet."
Kritik an Segnungsgottesdiensten
Ein Verbot klingt anders. Gleichwohl kritisiert die Deutsche Bischofskonferenz die aktuellen Segnungsgottesdienste. Diese hätten "ihre eigene theologische Würde und pastorale Bedeutung. Sie sind nicht als Instrument für kirchenpolitische Manifestationen oder Protestaktionen geeignet", erklärte der Konferenzvorsitzende Georg Bätzing.
Der Limburger Bischof befindet sich in einer delikaten Situation: Der Vatikan beäugt zunehmend kritisch die Debatten in Deutschland - während die Basis immer deutlicher nach Reformen ruft. Die Beharrungskräfte auf Ebene der Weltkirche sind allerdings groß. So mahnte der australische Kardinal George Pell die deutschen Bischöfe "die Lehren der Schrift und die Lehren der Kirche aufrechtzuerhalten". Ein Teil der Kirche in Deutschland gehe "in die entschieden falsche Richtung".