Auszeit in der Natur

Sechs kleine Wanderziele für den Frühling

Passend zur schönen Frühjahrszeit im April und Mai hat Autor Joachim Burghardt einige kurze Wanderungen und Spaziergänge zusammengestellt und ist dabei bis an die Grenzen des Erzbistums München und Freising gegangen.

Der Kirchturm von St. Alto ist mit 62 Metern Höhe der höchste Kirchturm im Landkreis Dachau. © Joachim Burghardt

Von Altomünster zum Altobrunnen

Immer einen Ausflug wert ist Altomünster im Dachauer Hinterland. Sehenswert ist hier vor allem die einzigartige Pfarrkirche St. Alto und St. Birgitta mit ihrer architektonischen Besonderheit von vier hintereinander angeordneten Innenräumen, die früher die Möglichkeit boten, Nonnen, Mönche und Laien voneinander abzugrenzen.

Das benachbarte Klostermuseum liefert interessante Einblicke in die Geschichte des Birgittinnen-Ordens sowie in Kunst und Kultur. Aber auch kulinarisch ist mit zwei Brauereigasthöfen einiges geboten. Anreisen lässt sich übrigens bequem mit der S-Bahn von München und Dachau her…

Doch um Altomünster wirklich kennenzulernen, muss man es auch von außen sehen, wandernd durchs malerische Hügelland streifen und den Kirchturm von St. Alto aus der Ferne aufragen sehen (Foto) – mit 62 Metern Höhe übrigens der höchste Kirchturm im Landkreis Dachau; König Ludwig I. soll ihn sogar als den schönsten im ganzen Königreich Bayern bezeichnet haben. Eine ausgeschilderte Wanderroute führt nordwärts aus dem Ort hinaus und durch Felder zum Altoforst hinauf. Immer geradeaus und erst im Wald leicht nach rechts abdrehend, gelangt man nach insgesamt 2,5 Kilometern Wegstrecke in ein geheimnisvolles kleines Tälchen – und schließlich zu einer Quelle, Altoquelle oder Altobrunnen genannt. Unter einer großen Figur des Heiligen entspringt hier das Wasser direkt aus dem Waldboden.

Wanderwege rund um Scheyern

Wunderbare Wandermöglichkeiten bietet die Umgebung des Klosters Scheyern. Wer nicht mit dem Auto hinfahren mag, kann bereits die Anreise zu Fuß gestalten: Los geht‘s am Bahnhof von Pfaffenhofen an der Ilm. Von der Schrobenhausener Straße spaziert man südwärts kurz an der Ilm entlang und zum Krankenhaus hinauf. Links (südlich) unterhalb des Klinikums führt ein Feldweg in den Wald – hält man sich am Ende des Waldstücks links, kann man auf einem schmalen Weg aussichtsreich immer auf der Scheitellinie des Hügelzugs dahinwandern; auf einer Straße geht es dann – bei guter Sicht sogar mit Blick zu den Bergen Tirols – durch Plöcking und nach Scheyern (einfache Gehstrecke sechs Kilometer).

Nach dem späteren Papstnamen von Joseph Ratzinger, der oft zur Erholung in Scheyern weilte, ist der Benediktusweg (Foto) benannt, eine schöne Rundtour, die vom Kloster in den Scheyerer Forst und wieder zurückführt (rund sechs Kilometer). Ganz ähnlich der Panoramaweg, ebenfalls ein Rundweg, der sich im Auf und Ab durch die auf der Westseite Scheyerns gelegenen Hügel zieht (ebenfalls rund sechs Kilometer). Zurück im Kloster, sollte man es nicht versäumen, der Klosterkirche und schließlich auch der Klosterschenke einen würdigen Besuch abzustatten!

Hoher Peißenberg

Mit 988 Meter Höhe bildet der Hohe Peißenberg die höchste Erhebung im Voralpenland. Obwohl noch kein „richtiger“ Berg, ragt er derart frei und dominant aus seiner Umgebung auf, dass er einen erstklassigen Aussichtspunkt darstellt. Auf seinem Gipfel steht eine Reihe von Gebäuden, darunter ein Wetterobservatorium (das als älteste Bergwetterstation weltweit gilt), die Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt und ein Gasthof. 

Die meisten Besucher kommen mit dem Auto und fahren bequem bis zum „Gipfelparkplatz“ hinauf. Aber auch einige Wanderwege führen aus allen Himmelsrichtungen nach oben und ermöglichen interessante kleine „Bergtouren“ – weit weniger anspruchsvoll und anstrengend als im Gebirge, aber dennoch mehr als ein Spaziergang. Zum Beispiel von Nordwesten her über die Herz-Jesu-Kapelle. Oder von Osten, aus dem Markt Peißenberg, vorbei an ehemaligen Bergbaustollen. Oder von Süden, aus dem Ort Hohenpeißenberg, von wo auch die Straße hinaufführt: Gleich zwei markierte Wanderrouten – einer vom Hanselweg aus, einer von der Bergstraße aus – können hier zum Aufstieg genutzt oder zu einer spannenden Rundtour kombiniert werden. 

Übrigens: Hohenpeißenberg hat auch einen Bahnhof, je nach Gehtempo dauert es von dort etwa knapp zwei Stunden bis zur Wallfahrtskirche. So oder so ist oben immer großes Staunen und Genießen angesagt. Der Besuch in einer wunderschönen Wallfahrtskirche, danach ein Apfelstrudel mit Bergblick, das hat schon was…Das Foto zeigt einen Blick bei wildem Föhnwetter in die Allgäuer Alpen.

Landshut und Burg Trausnitz

Kenner wissen: Landshut ist die vielleicht schönste Stadt im Erzbistum. Ihre ausgedehnte Altstadt mit vielen sehenswerten Plätzen, Gassen und Geschäften und nicht zuletzt der riesigen Stiftskirche St. Martin lädt zu ausgedehnten Erkundungs- und Spaziergängen ein. Der Turm von St. Martin ist übrigens der höchste Backsteinturm der Welt und mehr als doppelt so hoch wie der von St. Alto in Altomünster. In einen Stadtrundgang sollte man unbedingt auch den Uferweg an der Isar miteinbeziehen – und die Burg Trausnitz, die hoch über der Stadt thront. Auch ohne Burgführung lohnt sich der Aufstieg, allein schon wegen des spektakulären Tiefblicks (Foto). Und der neben der Burg gelegene Hofgarten bietet idyllische Spazierwege im Grünen, bevor man wieder ins betörende Getümmel der Stadt hinabsteigt…

Tittmoning

Hand aufs Herz: Waren Sie schon mal in Tittmoning? Wenn nein, dann wird’s Zeit. Es ist einer jener liebenswürdigen altbayerischen Orte, die in Ermangelung größerer Sensationen gern mal links liegen bleiben, aber wenn man dann doch mal hinkommt, ist klar: Gut, dass man endlich da ist! Im Mittelpunkt steht das historische Ortszentrum, der Stadtplatz mit seinen charakteristischen Häuserzeilen und den sehenswerten Fassaden, vor denen es sich gut flanieren lässt. Nun kann man entweder ostwärts in die Bürgerau, den Auwald an der Salzach, spazieren und vom Ufer hinüber ins Salzburgische schauen. 

Oder aber – und das ist nun wirklich Pflicht – man hält sich vom Stadtplatz westwärts, besichtigt die Pfarrkirche St. Laurentius und wandert steil, aber kurz hinauf zur Burg Tittmoning. Die Burg ist nicht nur schön anzuschauen (Foto: im Burghof), sondern beherbergt auch das Museum Rupertiwinkel und eine tolle Aussichtsterrasse. Westwärts weiter gelangt man auf dem Papst-Benedikt-XVI.-Weg zur Wallfahrtskirche Maria Ponlach (auch Maria-Brunn genannt) und kann von dort durch das tief eingeschnittene Tal des Ponlachgrabens auf spannenden Waldwegen wieder hinab nach Tittmoning wandern.

Marktschellenberg und die Barmsteine

Wie eine Enklave liegt zu Füßen des sagenumwobenen Untersbergs der Ort Marktschellenberg. Eingebettet in die Berge des Berchtesgadener Landes kann man hier durchaus den Eindruck gewinnen, sich in einer abgeschirmten Welt zu befinden, in der die Uhren anders ticken als „draußen“. Während Berchtesgaden selbst aufgrund des nahe gelegenen Nationalparks mit Königssee und Watzmann sehr viele Touristen abbekommt, ist es rund um Marktschellenberg eher ruhig geblieben. Einzelne, über die Berghänge verstreute Gehöfte erfreuen das Auge, und die liebliche Kulturlandschaft mit ihrer Abfolge aus Wäldern und Wiesen wird durch gewaltige Bergmassive im Hintergrund komplettiert.

Vom Marktplatz mit der Pfarrkirche St. Nikolaus – übrigens gut mit dem Bus von Berchtesgaden oder von Salzburg her erreichbar – kann man die Messerergasse hinaufspazieren und schon nach Kurzem links auf einen Weg für Wanderer abzweigen. Steil und sehr direkt angelegt, bringt er einen schnell ins Schnaufen, doch schon nach fünf Minuten ist ein wunderbarer Aussichtspunkt erreicht (Foto rechts). Viel weiter oben (und von Marktschellenberg auch bis zu einem gewissen Punkt mit dem Auto erreichbar) warten die Barmsteine, zwei kuriose Felsgipfel, die mit ihren senkrechten Wänden unersteigbar aussehen, für geübte Wanderer jedoch ohne größere Schwierigkeiten besteigbar sind. Am einfachsten ist der Kleine Barmstein (841 m) zu erklimmen: Über Treppen steigen Schwindelfreie in Kürze hinauf und haben am Gipfel das Salzachtal mit der Stadt Hallein zu ihren Füßen, während nebenan der Große Barmstein aufragt.

Der Redakteur
Joachim Burghardt
Münchner Kirchenzeitung
j.burghardt@michaelsbund.de