Für Balkon oder Beet

Schwester Adelgundes Gartltipps

Kompost, Dünger, Pflanzenauswahl - Die Missionsbenediktinerin aus Bernried betreibt ökologischen Landbau im Kloster und teilt ihre Erfahrung.

Schwester Adelgunde kümmert sich um Gemüse, Obst und Kräuter im Kloster Bernried am Starnberger See. © Altmann

Bernried – Gemüse, Obst und Kräuter gedeihen im Innenhof und dem weitläufigen Park von Kloster Bernried am Starnberger See besonders gut. Ob es an der sonnigen Position liegt, der guten Luft, der Feuchtigkeit, die vom See herüberweht, oder dem Zuspruch der Schwestern? Wahrscheinlich ist es eine Mischung aus all diesen Faktoren.

Schwester Adelgunde Aumüller betont aber einen wesentlichen Aspekt: „Unsere Pflanzen erhalten viel Zuwendung, wir schauen sie jeden Tag an, säubern sie, wenn es notwendig ist, und lockern die Erde regelmäßig.“ Die 78-jährige Missionsbenediktinerin ist den ganzen Tag im Garten, wenn es das Wetter erlaubt. In Bernried wird seit jeher ökologischer Anbau betrieben.

Eigene biologische Komposterde

Für die Beete wird zwei Jahre alte biologische Komposterde aus den Abfällen von Küche und Garten verwendet. Eine solch wertvolle Erde kann man sich auch auf dem eigenen Balkon oder im Garten herstellen.

Schwester Adelgunde empfiehlt:

  • Die Abfälle von Küche und Garten wie Salat, Kräuter, Beerensträucher, Obst, Blumen und Gras in einer Holzkiste oder einem Tonkrug sammeln. Auch Wildkräuter, die man am Wegesrand findet, kann man dem Kompost beimischen und so in den Gartenkreislauf einbeziehen.
  • Wichtig ist, dass diese Kompostbestandteile ungespritzt sind und nur mit natürlichem Dünger behandelt wurden.
  • Das Behältnis, in dem sie aufbewahrt werden, muss luftdurchlässig sein.
  • Nach einem Jahr muss der Kompost gewendet und abgedeckt werden, beispielsweise mit Blättern oder Kürbisstücken. Nach einem weiteren Jahr und erneutem Wenden ist die entstandene Erde verwendbar.
  • Brennesseljauche beschleunigt den Kompostiervorgang. Bei hoher Sonneneinstrahlung muss dem Kompost Flüssigkeit beigemischt werden. Dafür kann man auch Bio-Tee-Reste oder Regenwasser verwenden.

Wer keinen Platz zum Kompostieren hat, sollte Bio-Pflanzerde kaufen, rät Schwester Adelgunde.

Richtig düngen

Zum Düngen eignet sich Bio-Dünger aus dem Handel, zum Beispiel Engelharts, oder selbst angesetzte Brennesseljauche. Dafür sollte man ein abdeckbares Behältnis zu einem Drittel mit kleingehackten Brennesseln befüllen und dann das Gefäß bis zum Rand mit Wasser auffüllen. Nach etwa vier bis fünf Tagen ist die entstandene, streng riechende Jauche bereits als Flüssigdünger verwendbar.

Schwester Adelgunde empfiehlt:

  • Düngen sollte man vom Frühjahr bis zum Spätsommer etwa alle zwei bis drei Wochen. Bei Sträuchern sollte das Düngen nach dem Schnitt erfolgen.
  • Sinnvoll ist es auch, regelmäßig zu mulchen, indem man zum Beispiel Grasschnitt auf den Beeten oder Kästen verteilt.

Beete sollten im Herbst umgegraben werden. Die Schwestern im Kloster Bernried mischen dann noch Pferde und Kuhmist unter. In einem Privathaushalt ist dies kaum durchführbar. Wichtig ist es in jedem Fall, im Frühjahr zum Pflanzen frische Erde zu verwenden.

Pflanzerfolg auch mit wenig Platz

Was man auf dem eigenen Balkon oder im Garten anbaut, ist natürlich dem individuellen Geschmack überlassen.

Schwester Adelgunde empfiehlt folgende Kräuter- und Pflanzenselektion bei wenig Platz:

  • Schnittlauch, Petersilie, Liebstöckel, Dill, Majoran, Basilikum.
  • Kapuzinerkresse ist kostbar, da sie sowohl essbar ist als auch Schutz gegen Pflanzenkrankheiten wie Mehltau bietet. Auch Lavendel ist gut gegen Ungeziefer.
  • In einem Topf kann man Pflücksalat anbauen und ihn über viele Wochen ernten.
  • Beim Gemüse kann man eine kleine Mischkultur aus schnell wachsenden Pflanzen anlegen, bestehend beispielsweise aus Kohlrabi, Radieschen, Rettich, Möhren, Gurken, Tomaten, Paprika.
  • Bei entsprechendem Platz kann man auch einen Himbeer- oder Johannisbeerstrauch oder einen Weinstock jeweils im Topf auf dem Balkon unterbringen und so eigene Früchte ernten.
  • Wer weder Garten noch Balkon hat, kann eine Kräuterauswahl am Küchenfenster ziehen.

Pflanzen, die starker Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind, sollte man mit Schattiernetzen, die im Handel erhältlich sind, schützen. Dies empfiehlt sich vor allem, wenn frisch gepflanzt wurde. Ein Behälter für Regenwasser darf nicht fehlen. „Es macht Freude, einfach einmal auszuprobieren, was am eigenen Standort besonders gut gedeiht“, sagt Schwester Adelgunde, „selbst angebaute Kräuter, eigenes Obst und Gemüse schmecken doch besonders gut.“ (Dr. Petra Altmann, Buchautorin und Journalistin mit Schwerpunkt „Klösterliche Traditionen“)

 

Dieser Artikel wurde am 30.09.2020 zum ersten Mal veröffentlicht.