Religiöse Diskriminierung in Flüchtlingsheimen

Schutzmaßnahmen für christliche Flüchtlinge und andere religiöse Minderheiten

Auf Grund ihrer religiösen Überzeugung werden viele Flüchtlinge weiterhin diskriminiert und bedroht. Welche Maßnahmen nun getroffen werden sollen erfahren Sie hier.

Auf Grund ihrer Religion werden viele Flüchtlinge diskriminiert. NUn sind Maßnahmen und Hilfe erforderlich. (Bild: fotolia) © fotolia

Die Kirchen in Deutschland fordern einen besseren Schutz religiöser Minderheiten in Flüchtlingsunterkünften. Die katholische Kirche sprach sich für die Entwicklung "besonderer Schutzmaßnahmen" aus, wie die Deutsche Bischofskonferenz am Dienstag in Bonn mitteilte.          

Die Bischofskonferenz berichtete über die Situation von christlichen Flüchtlingen in den deutschen Bistümern. Einschüchterung und Diskriminierung (bis hin zu Gewalt) gegenüber christlichen Bewohnern von Flüchtlingseinrichtungen seien kein geläufiges, wohl aber ein immer wieder auftretendes Problem, das ernst genommen werden müsse.                 

Darunter fallen sowohl Beleidigungen, Körperverletzung, Todesdrohungen als auch Übergriffe durch das Wachpersonal. Viele Flüchtlinge verzichteten jedoch auf Anzeigen, um ihre Situation nicht zu verschlimmern. Volker Baumann von der Aktion für verfolgte Christen und Notleidende (AVC) ging von einer Dunkelziffer von bis zu 40.000 Flüchtlingen aus, die wegen ihrer Zugehörigkeit zu einer religiösen Minderheit drangsaliert würden.                      

Das größte Problem in den Unterkünften sei jedoch die Diskriminierung von Frauen und Kindern, unabhängig von Religion und kultureller Herkunft.                

„Die Spitze des Eisbergs“          

Am Montag hatten mehrere Menschenrechtsorganisationen von anhaltender Gewalt gegen Christen und Angehörige anderer religiöser Minderheiten in deutschen Flüchtlingsunterkünften berichtet. In einer eigenen Erhebung hatten sie 231 Fälle aus Deutschland dokumentiert, die von Diskriminierung über Körperverletzung bis hin zu sexuellen Übergriffen und Todesdrohungen gingen. Nach Einschätzung von Markus Rode von "Open Doors" ist dies nur "die Spitze des Eisbergs".                        

Die befragten Flüchtlinge kamen großenteils aus dem Irak, Afghanistan und Syrien. 199 Personen davon waren Konvertiten zum Christentum. 204 gaben an, von anderen Flüchtlingen aus religiösen Gründen angegriffen worden zu sein.                  

Flächendeckendes Phänomen oder Einzelfall?           

Der Präsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF), Frank-Jürgen Weise, erklärte auf Nachfrage von Journalisten in Nürnberg, Kirchenvertreter hätten ihm berichtet, dass immer wieder solche Fälle gemeldet würden. Diesen müsse selbstverständlich nachgegangen werden. Es handle sich aber auch nach Einschätzung der Bischöfe "um kein flächendeckendes Phänomen". Für seine Behörde gebe es keinen Grund, das Verfahren zu ändern. Der evangelische Berliner Pfarrer Gottfried Martens kritisierte, dass weiterhin von Einzelfällen ausgegangen werde.                   

Glaubens- und Gewissensfreiheit         

Bei der Weiterentwicklung von Standards für Flüchtlingsunterkünfte empfehlen die Bischöfe, "insbesondere die Erfahrungen jener zahlreichen Einrichtungen zu berücksichtigen, in denen das Zusammenleben von Menschen verschiedener religiöser und kultureller Prägung gut funktioniert". Dazu wollen sie auch eigene Empfehlungen erarbeiten und vorlegen.              

Ähnlich äußerte sich der Berliner evangelische Bischof Markus Dröge. Jede einzelne Flüchtlingsunterkunft müsse dafür Sorge tragen, dass alle Formen von Diskriminierung aufmerksam wahrgenommen und dokumentiert würden, erklärte er in Berlin. Schutzkonzepte zu erstellen, müsse zu den selbstverständlichen Anforderungen an jeden Betreiber einer Unterkunft gehören.                   

Weitere Vorschläge von Helfern sind, die Religionszugehörigkeit von Flüchtlingen bei der Erstaufnahme zu registrieren. Der Anteil von Christen oder anderen religiösen Minderheiten solle in Heimen ebenso groß sein wie jener von Muslimen.               

Karl Hafen von der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte forderte mehr nichtmuslimische Übersetzer. Ferner solle der Anteil an nichtmuslimischem Wachpersonal erhöht werden. Des Weiteren solle es Vertrauenspersonen christlichen Glaubens für hilfesuchende Flüchtlinge geben. Der kirchen- und religionspolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, Franz Josef Jung (CDU), betonte: "Geflüchtete dürfen bei uns nicht das Gefühl haben, den gleichen Repressalien ausgeliefert zu sein wie in ihren Heimatländern". Der Rechtsstaat müsse die Betroffenen schützen und die Täter verfolgen, besonders "wenn es um die Rechte unseres Grundgesetzes wie die Glauben- und Gewissensfreiheit geht". (mf/kna)