Meinung
Warum Menschen flüchten

Schutz für Leib und Leben

Während der mediale Fokus auf anderen Staaten liegt, spricht der Pressereferent des Osteuropa-Hilfswerks Renovabis, Thomas Schumann, das Thema Binnenflüchtlinge in der Ukraine und die immer stärker werdende Armutsmigration.

Thomas Schumann ist Pressereferent bei Renovabis, dem Osteuropa-Hilfswerk der Katholischen Kirche in Deutschland. (Bild: MK) © MK

Weil ihr nacktes Überleben in akuter Gefahr ist, weil sie nicht menschenwürdig leben dürfen: Deshalb flüchten Menschen! Suchen nach Asyl, nach Schutz für Leib und Leben. Sie kommen zu uns aus Syrien,
Afghanistan, dem Irak, aus Pakistan, Somalia, um nur die bekanntesten ihrer Heimatländer aufzuzählen – und einige kommen auch aus der Ostukraine. In der Ukraine werden 1,3 Millionen Binnenflüchtlinge mit Unterkünften, Lebensmitteln, psychosozial und pastoral versorgt: mit Unterstützung durch das Hilfswerk Renovabis. Die Menschen aus Syrien oder Afghanistan flüchten über den Südosten unseres Kontinents mit Ziel Nordwesten. In den Durchgangsländern – etwa Mazedonien – tut Hilfe Not, das Flüchtlingsdrama zu überstehen. Renovabis unterstützt auch dort die örtlichen Partner, etwa den Jesuitenflüchtlingsdienst. Aus den sogenannten sicheren Drittstaaten des „Westbalkans“ kommt, wie es heißt, ebenfalls ein Drittel der heuer in Deutschland Schutzsuchenden. Nur diese bis zu 150.000 von ihrer Heimat Enttäuschten gelten bei uns als nicht berechtigte Arbeitsmigranten oder als Armutszuwanderer. Viele von ihnen werden jetzt in ihre Herkunftsländer rückgeführt. Auch diese Menschen waren notgedrungen aufgebrochen, auf der Suche nach einem Dach über dem Kopf und einer Arbeit, die sie und die Ihren ernährt und ihrem Dasein Hoffnung gibt. Wer wollte es ihnen verdenken?

Die katholische Soziallehre kennt einen Anspruch auf Migration, an den Papst Johannes Paul II. eindringlich erinnert hat: Das Recht auf Migration bestehe darin, dass Menschen, die in ihrem Herkunftsland ihre Grundbedürfnisse nicht decken können und so zur Auswanderung gezwungen seien, die „Güter dieser Welt von universaler Bestimmung“ anderswo bekommen müssten. Flüchten oder abwandern müssen: Wer wollte in der Haut dieser Mitmenschen stecken?