Papst auf Lesbos

Schlimmste Katastrophe seit Zweitem Weltkrieg

Papst Franziskus ist am Samstagvormittag zu seinem rund fünfstündigen Besuch auf der griechischen Insel Lesbos eingetroffen. Was er dort genau macht, wen er trifft und welche Eindrücke er bei seinem Besuch gewinnt...

Eine Frau im Flüchtlingslager Moria (Bild: KNA) © KNA

Mytilini – Papst Franziskus hat die gegenwärtige Flüchtlingskrise als "die schlimmste Katastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg" bezeichnet. Er reise nach Lesbos, um die Flüchtlinge zu treffen und sie zu umarmen, sagte er während des Fluges von Rom auf die griechische Insel gegenüber den mitreisenden Journalisten.

Franziskus traf am Vormittag zu seinem rund fünfstündigen Flüchtlingsbesuch auf der griechischen Insel Lesbos ein. Bei seinem Besuch will der Papst gemeinsam mit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. und dem Athener Erzbischof Hieronymos II. das Flüchtlingslager Moria besuchen und eine gemeinsame Erklärung unterzeichnen. Im Hafen der Inselhauptstadt gedenken die drei Religionsführer der Opfer der Flüchtlingsströme.

Angespannt und ernst

Bei seiner Ankunft auf Lesbos wurde das Kirchenoberhaupt vom griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras empfangen. Mit angespanntem und ernstem Gesicht stieg Franziskus die Gangway hinab. Nach einem Händedruck und einigen freundlichen Worten mit Tsipras begrüßte Franziskus den Patriarchen sowie den Athener Erzbischof Hieronymos: Anschließend zog er sich mit Tsipras zu einem kurzen privaten Gespräch auf dem Flughafengelände zurück.

Tsipras dankte dem Papst für dessen "historischen Besuch". Trotz enormer eigener Schwierigkeiten hätten die Bewohner der griechischen Inseln den Flüchtlingen ihre Solidarität gezeigt. Darauf sei er "sehr stolz", so Tsipras. Dies gelte umso mehr, als einige "im Namen eines christlichen Europa Mauern errichten und die Überfahrt verletzlicher Menschen behindern".

Dank für die Großzügigkeit

Franziskus bedankte sich seinerseits bei Tsipras für die Aufnahme. Er sei "vor allem gekommen, um dem griechischen Volk für seine Großzügigkeit zu danken". Griechenland sei "die Wiege der Kultur"; es gebe der Welt weiterhin ein Beispiel und zeige "mutig seine Großzügigkeit".

Anschließend begaben sich die Kirchenführer und Tsipras ins 16 Kilometer entfernte Lager Moria, wo sie mit Migranten, Mitarbeitern und Einwohnern sprechen wollten. Auch ein gemeinsames Mittagessen mit Flüchtlingen ist vorgesehen.

Bartholomaios I. bezeichnete den ökumenischen Besuch im Vorfeld als einen Solidaritätsappell; es brauche mehr Einsatz für Bedürftige. Die Visite von Papst Franziskus werde "die Herzen von Millionen bewegen". Ausdrücklich lobte Bartholomaios I. die Bevölkerung von Lesbos, die den Flüchtlingen ihre Häuser und Herzen öffne.

Bereits am Vorabend war Bartholomaios I. auf der Insel eingetroffen. Zwischen ihm als Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie und Hieronymos II. war noch am Abend ein Austausch geplant. Das Verhältnis zwischen der Nationalkirche Griechenlands und dem Patriarchat von Konstantinopel war in der Vergangenheit nicht spannungsfrei.

Appell zur Flüchtlingskrise

In dem Flüchtlingszentrum wollen die Religionsführer einen gemeinsamen Appell zur Flüchtlingskrise unterzeichnen. Anschließend findet im Hafen des Ortes ein Gedenken für ertrunkene Migranten statt. Dabei wollen die Kirchenvertreter Blumengebinde ins Meer werfen. Die Zeremonie am Hafen von Mytilini markiert den Höhepunkt des Blitzbesuchs. Gegen 16.30 Uhr wird Franziskus in Rom zurückerwartet.

Im Juli 2013 hatte der damals neu gewählte Papst aus Argentinien seine erste Reise auf die italienische Insel Lampedusa unternommen, damals eine Hauptetappe der Flüchtlingsströme. Der Gang "zu den Rändern der Gesellschaft" ist der erklärte Schwerpunkt seines Pontifikates. (kna)