Zum Missbrauchsgutachten

Schießler: Marx geht es nicht um sein Amt

Kardinal Reinhard Marx hat sich am Donnerstag zu dem Münchner Missbrauchsgutachten geäußert. Der Münchner Pfarrer Rainer Maria Schießler und er sind sich einig, was das für die Kirche in Zukunft bedeutet.

Pfarrer Rainer Maria Schießler sieht die Kirche in einem Lernprozess. © SMB

München – Pfarrer Rainer Maria Schießler hat Kardinal Reinhard Marx auf der Pressekonferenz zum Missbrauchsgutachten als einen Menschen erlebt, der deutlich gemacht habe, „dass wir als Kirche gerade einen Lernprozess durchmachen“. Kardinal Marx gehe es nicht darum „krampfhaft an Ämtern festzuhalten, sondern den ganzen Prozess zu verstehen“, sagte Schießler gegenüber mk online. Auch Kardinal Marx selbst schließt ein weiteres Rücktrittsangebot nicht aus.

Kirche muss auf dunkle Seiten schauen und lernen

Wir müssten eine Kirche sein, die bereit sei zurückzuschauen, auch auf die dunklen Seiten, und daraus zu lernen, sagte Schießler. Als „Lernerfolg“ definiert er eine Kirche, die versteht, dass sie für die Menschen da zu sein hat. Den Weg zu solch einer tiefgreifenden Erneuerung der Kirche bezeichnet Schießler, wie auch Kardinal Marx, als „synodalen Weg“. Das bedeutet „zuhören und miteinander reden“. Prävention, Aufarbeitung und Reform dürften auf einem solchen Weg nicht getrennt voneinander betrachtet werden.

Am heutigen Donnerstag hat sich das Erzbistum München und Freising erstmals zu dem von ihm selbst in Auftrag gegebenen Missbrauchsgutachten geäußert. Es wurde am 20. Januar von der Münchner Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl vorgestellt. Darin ist von 235 mutmaßlichen Tätern und 497 Betroffenen im Erzbistum für den Zeitraum 1945 bis 2019 die Rede. (smb)