Studientag zum Heiligen Land

Schalom, Israel – und Palästina!

Israel und Palästina standen im Mittelpunkt eines Studientages vom Ökumenischen Netz Bayern, Pax Christi München und dem Arbeitskreis Palästina-Israel „Salam Shalom“: „Dem Zusammenleben Zukunft geben. Wem gehört das Heilige Land?“

Norman Paech (links) und Clemens Ronnefeldt (rechts) beim Studientag zu Palästina und Israel. (Bild: SMB/Beringer) © SMB/Beringer

München – „Jeder Staat hat eine Grenze, und die Grenze ist bestimmt nicht in meinem Garten“, sagt die Palästinenserin in dem Video, das Clemens Ronnefeldt während seines Vortrages abspielt. Der Referent für Friedensfragen beim Internationalen Versöhnungsbund hat die deutschsprachige Palästinenserin gefilmt, nachdem Israel die Sperrmauer, die den freien Zugang der Palästinenser nach Israel verhindert, quer durch ihren Garten gebaut hat. „Das ist Unrecht“, sagt die Palästinenserin in dem Video.

Sicherheit durch Mauern?

Die israelische Regierung betone immer wieder, die Mauer diene der Sicherheit vor palästinensischen Übergriffen, erklärte Clemens Ronnefeldt. So, wie der Hamas-regierte Gaza-Streifen am Mittelmeer heute schon vollständig umzäunt ist, bewillige Israels Regierung, auch die Grenze zum östlichen Palästina immer weiter zuzumauern. Israel wittere die Gefahr von allen Seiten, die Hamas habe die Vernichtung des Staates Israel zumindest auch noch offiziell in ihrer Charta. „Raketen der Hamas auf die Zivilbevölkerung in Israel sind ein Kriegs- und Völkerrechtsverbrechen“, sagt der Friedensaktivist, „aber wir haben einen unausgeglichenen Konflikt mit der israelischen Regierung als weitaus stärkerer Partei.“

Selbst wenn Palästinenser wie die Hamas-Partei den Staat Israel offiziell nicht anerkennen und Israel das als Gefahrenquelle anführen könne, fragte der Völkerrechtler Norman Paech: „Wen soll man anerkennen, wenn er nicht bereit ist, die Grenzen anzuerkennen, die international eigentlich vorgegeben sind?“ Israel halte sich nicht an die Grenzen, „die sie einmal zugewiesen bekommen haben und die durch die Grüne Linie fixiert sind.“ Stattdessen bauen sie die Mauer jenseits der Grünen Linie, die Israel seit dem Sechs-Tage Krieg 1967 mit der Annexion unter anderem der Golan-Höhen und der Westbank als Ergebnis längst nicht mehr einhalte.

„Viel wird zerstört“

Der emeritierte Professor an der Universität Hamburg stellte fest: „Die Palästinenser werden Stück für Stück zurück gedrängt, ihr Land wird konfisziert, viel wird zerstört.“ Mit dem Siedlungsbau festigten die Israelis die Besatzung, deshalb sprach der Völkerrechtler von einem „Prozess des Landraubs und Kolonialisierung“, der die Palästinenser zu einer Bevölkerung der zweiten Klasse ohne gleichberechtigten politischen und staatsrechtlichen Status mache.

Was das für den Alltag in Palästina bedeutet, berichteten acht palästinensische Frauen vom „Arab Educational Institute“ in Bethlehem, die derzeit zwölf Tage in Deutschland sind, „um einfach mal etwas anderes zu sehen“, so Rosemarie Wechsler von Pax Christi. Eine der Frauen habe ihren Sohn verloren, den ein israelischer Soldat „einfach so“ erschossen habe. Kaum ein Trost, dass Schüsse aus israelischen Gewähren auf Wassertanks, die auf den Hausdächern der Palästinenser stehen, zumindest niemandem das Leben kosteten.

„Breaking the silence“ - israelische Friedensinitiative

Von Begegnungen mit israelischen Soldaten, die nicht immer leicht seien, berichtete auch Clemens Ronnefeldt. „Es ist nicht einfach, mit israelischen Soldaten ins Gespräch zu kommen“, kommentierte er die Aufnahme eines uniformierten Israelis, den er bei einem Besuch in Hebron fotografiert hat. Er sei aber offen gewesen für ein Gespräch, wie auch viele andere, denen er bei seiner Arbeit vor Ort schon begegnet sei. Von den Soldaten habe er dann zuweilen auch schon gehört: „Ich mache diesen Job nicht gerne.“„Breaking the silence“ war dann auch eine der israelischen Friedensinitiativen, auf die Clemens Ronnefeldt näher einging: Der Zusammenschluss von ehemaligen Soldaten der israelischen Armee kritisiert das Vorgehen der Streitkräfte gegen die Palästinenser öffentlich. Neben ihnen stellte der Referent noch weitere Friedenskräfte in der israelischen Zivilbevölkerung vor, die aufbegehren gegen den „kriminellen Gang der Spitze Israels“, von dem Norman Paech in seinem Vortrag sprach.

Für die rund 50 Gäste sowie die Veranstalter stand am Ende des Studientages aber fest, dass auch die übrige Welt einen Beitrag für den Frieden im Heiligen Land leisten müsse: Jeder einzelne könne heute schon Gemüse und Obst im Supermarkt liegen lassen, die Israel auf den besetzten Palästinenser-Gebieten anbaut und exportiert. Aber auch die Mächtigen in der Politik seien laut der gemeinsam verabschiedeten Resolution am Zuge, „sich der Verantwortung zu stellen, die sie nicht nur gegenüber der jüdischen Bevölkerung Israels, sondern auch gegenüber den Opfern der Politik des Staates Israels hat.“ (Simon Berninger)