Ethikrat warnt

Robotik darf Beziehungen in der Pflege nicht ersetzen

Roboter können in der Pflege positive Auswirkungen auf Patienten und Mitarbeiter haben. Die Assistenzsysteme bergen aber auch Risiken.

Begleitroboter können positive Auswirkungen auf Patienten haben, sollen aber nicht einseitig eingesetzt werden. © imago images / biky

Berlin – Der Deutsche Ethikrat sieht in einem verantwortlichen Einsatz von Robotern Chancen für eine bessere Pflege. Die Robotik könne einen wertvollen Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität pflegebedürftiger Menschen und der Arbeitsqualität im Pflegebereich leisten, heißt es in einer am Dienstag in Berlin vorgestellten Stellungnahme "Robotik für gute Pflege". Die Technik dürfe aber zwischenmenschliche Beziehungen nicht ersetzen und nicht gegen den Willen der Betroffenen erfolgen, betonen die Experten.

Wachsende Bedeutung der Robotik in der Pflege

Der Ethikrat lehnt den Einsatz in der Pflege zur bloßen Effizienzmaximierung ebenso ab und mahnt an, die Betroffenen in die Entwicklung der Techniken einzubeziehen. Angesichts einer steigenden Zahl an Pflegebedürftigen bei gleichzeitigem Mangel an Pflegekräften wird der Robotik eine wachsende Bedeutung beigemessen. Der Ethikrat sieht ihren Beitrag aber nicht in der Beseitigung von Personalengpässen oder Pflegenotstand, sondern in ihrer Hilfe für eine gute Pflege.

Die Robotik könne die Selbstständigkeit sowie die körperlichen und kognitiven Fähigkeiten und rehabilitative Maßnahmen unterstützen, betont die Studie. Sie könne etwa Körperfunktionen wie Puls, Zuckerspiegel und Blutdruck aus der Ferne überwachen und im Notfall - etwa bei Stürzen - rasche Hilfe gewährleisten.

Ethische Aspekte berücksichtigen

Sogenannte Begleitroboter - etwa in Gestalt von Tieren -, könnten positive Auswirkungen etwa auf demenzkranke Patienten haben und "vor allem kommunikative und emotionale Bedürfnisse" erfüllen. Es wäre aus Sicht des Ethikrates aber äußerst fragwürdig, "wenn pflegebedürftige Menschen soziale und emotionale Bedürfnisse zukünftig überwiegend im Umgang mit Begleitrobotern stillen würden, die Gefühle lediglich simulieren". Die Ethiker warnen auch vor sozialer Isolation, wenn einseitig auf Roboter gesetzt würde.

Die Experten äußern auch die Sorge, dass die Einführung von robotischen Assistenzsystemen zu Mittelkürzungen im Personalwesen oder anderen wichtigen Pflegebereichen führen könne. "Das Wohl der zu pflegenden Person in ihrer Individualität soll stets im Zentrum der Pflege stehen, auch wenn der Einsatz von Technik die Standardisierung und Schematisierung von Prozessen erforderlich macht", betonen die Ratsmitglieder. Sie empfehlen, Pflegekräfte sowohl in der Ausbildung als auch in der Fort- und Weiterbildung gezielt im Umgang mit Robotertechniken zu schulen und dabei ethische Aspekte zu berücksichtigen. (kna)