München – Die Bundesrepublik hat seit einigen Wochen eine neue Regierung. Eigentlich hätte ja eine Mitteilung genügt, wie der Kanzler und die Minister heißen. So könnte man meinen, wenn man rein „wissenschaftlich“ denkt. Aber es genügt eben nicht. Es braucht den feierlichen Akt der Vereidigung, ein Ritual. Dazu gehört zum Sprechen des Eides das Erheben der Hand vor dem höchsten Vertreter des Volkes. Es geht um die Bedeutung dieses Amtes. Der Schwur soll die letzte Gewissheit vermitteln, zumal, wenn er mit der Anrufung Gottes verbunden ist.
Gefühle kann man nicht unmittelbar verändern
Wir leben nicht nur von äußeren Fakten, etwa, ob wir genug zum Essen haben. Sondern wir leben von dem, was wir einander bedeuten, was wir füreinander empfinden. Wie tief uns die Nähe und das Schicksal der Menschen um uns herum berührt. Stellen wir uns die menschliche Existenz wie eine Erdkugel vor. Unser denkendes Ich ist hier nur eine Insel im Ozean des Unbewussten. Die maßgebenden Motivationen, die unser Denken, unsere Entscheidungen und unser Schicksal bestimmen, sind im Bereich der unbewussten Seele zu finden. Wir haben dazu keinen unmittelbaren Zugang. Wir können Gefühle nicht unmittelbar verändern. Rituale sind es, die einen Zugang zu diesem Bereich schaffen, dorthin, wo Gefühle, Liebe und Glück, Trauer und Schmerz ihren Sitz haben.