Osteuropahilfswerk

Renovabis-Pfingstaktion bangt um Spenden

Die Aktion kann wegen der Corona-Krise nur in kleinem Umfang stattfinden. Doch die Not in der Ukraine ist groß. Seit sechs Jahren herrscht Krieg und nun ist auch noch Corona da.

Bereits 300.000 Euro sind zur Bekämpfung der Corona-Pandemie in die Ukraine geflossen. © Renovabis

Freising – Valentin haben sie den jungen Mann genannt, der dieses Jahr das Gesicht der Pfingstaktion von Renovabis ist. Mit seiner Tochter auf dem Arm vermittelt das Plakat eine Art Familienidyll. Doch es gibt Nächte, in denen wacht der 36-jährige Ukrainer schreiend aus seinen Albträumen auf. Die Bilder von den Gefechten, in denen er gegen die prorussischen Separatisten kämpfte, verfolgen ihn: die schmerzverzerrten Gesichter der Verwundeten und die Kugeln, die neben ihm einschlugen. Valentin ist einer von vielen, die versuchen mit diesen Erinnerungen fertig zu werden. Hilfe erhält er von der Caritas Ukraine, die Therapiegespräche für Betroffene anbietet.

Fehlende soziale Abfederung

Der kirchliche Wohlfahrtsverband ist einer von mehreren Kooperationspartnern des katholischen Osteuropahilfswerks Renovabis. Die Ukraine steht als Beispielland im Mittelpunkt der diesjährigen Pfingstaktion von Renovabis. Das Motto lautet: "Selig, die Frieden stiften". Seit 2014 leiden die Menschen in der Ukraine unter dem Krieg mit Russland, der bisher mehr als 13.000 Tote forderte. Traumatisiert sind nicht nur die Soldaten, sondern auch 1,5 Millionen Familien, die Flucht und Vertreibung erlebten.

Und als ob die Not durch die Folgen des Kriegs nicht schon groß genug wäre, kam nun noch Corona. "Die Ukraine kämpft an zwei Fronten", fasst Renovabis-Hauptgeschäftsführer Christian Hartl die Problematik zusammen. Wie die meisten ehemals kommunistischen Staaten verfüge das Land über kein gutes Gesundheitssystem, die soziale Abfederung fehle komplett. Schon die militärischen Auseinandersetzungen hätten es zurückgeworfen, nun drohe sich durch das Virus die Lage weiter zu verschlechtern. Finanzielle und auch ideelle Hilfe seien deshalb umso notwendiger.

300.000 Euro nach Osteuropa

Mit 50.000 Euro Soforthilfe unterstützt Renovabis ausgewählte Projekte in der Ukraine. So kam unter anderem ein Betrag von 10.000 Euro der Patriarchalkurie der Ukrainisch Griechisch-Katholischen Kirche in Kiew zugute. Mit dem Geld konnten 100 Ärzte und Krankenschwestern für einen Monat untergebracht und verpflegt werden. Dabei ging es um die Belegschaft einer Intensiv- oder Infektionsstation eines Krankenhauses, die im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie im Einsatz war.

Weitere 19.800 Euro erhielt die Erzeparchie Ivano-Frankivsk für eine medizinische Online-Beratung chronisch kranker älterer und bedürftiger Menschen. Im Priesterseminar war dafür geplant, für zwei Monate 53 Ärzte und Krankenschwestern unterzubringen. 14.800 Euro wiederum dienten dazu, in den kommenden zwei Monaten 120 ältere und bedürftige Menschen täglich mit Mittagessen zu verpflegen, die wegen der Pandemie ihre Wohnungen nicht verlassen konnten. Doch nicht nur die Ukraine wurde in diesen außergewöhnlichen Krisenzeiten eigens unterstützt, insgesamt flossen von Renovabis bis Ende April insgesamt 300.000 Euro in osteuropäische Länder.

Nicht mit großer Kollekte zu rechnen

Wäre alles normal gelaufen, hätte die Pfingstaktion am Sonntag in Heidelberg mit hohen kirchlichen Würdenträgern eröffnet werden sollen. Parallel waren Infoveranstaltungen geplant. Doch nun findet in Berlin ein Festgottesdienst im kleineren Rahmen statt. Am Pfingstsonntag (31. Mai) wird dann zum Abschluss im Freiburger Münster auf die Arbeit des Hilfswerks aufmerksam gemacht. Außerdem soll in katholischen Fernseh- und Rundfunkgottesdiensten immer wieder auf Renovabis verwiesen werden.

Die Teilnahme an Gottesdiensten ist zwar den Gläubigen seit Anfang Mai unter Auflagen wieder erlaubt. Doch mit einer großen Kollekte rechnet das Hilfswerk eher nicht. Renovabis-Hauptgeschäftsführer Hartl bittet deshalb um Überweisungen und Online-Spenden - in der Hoffnung, dass sein Aufruf Gehör findet. Da geht es ihm wie dem Hilfswerk Misereor, dessen Fastenaktion zuletzt ebenfalls unter den Corona-Maßnahmen zu leiden hatte.

Wer in der Krise auch an andere denke, der diene dem Frieden, lautet Hartls Appell. Er jedenfalls ist überzeugt: "Unsere jetzt gelebte Solidarität fördert langfristig den Frieden. Verweigerte Solidarität aber nährt den Boden für zukünftige Zwietracht und Neid." (kna)

Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Corona - Pandemie