Rechtsextreme Tat

Religionsvertreter in Bayern: Gewalt und Terror bekämpfen

Mindestens zehn Menschen wurden in Hanau erschossen. Es wird von einem rassistischen Hintergrund ausgegangen. Vertreter der Kirche in Bayern fordern Konsequenzen.

Bei zwei Schießereien in Hanau werden mindestens zehn Menschen tödlich verletzt. © imago images / 7aktuell

München – Religionsvertreter aus Bayern haben nach dem Anschlag von Hanau zu einem entschiedenen Einsatz gegen Gewalt und Terror aufgerufen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sagte: "Dies fängt bereits im Kleinen an: im Widerspruch gegen rechtspopulistische und gewalttätige Äußerungen im Netz und auch im direkten Gegenüber mit Menschen, die christliche Werte von Nächstenliebe und Solidarität für ihre Zwecke missbrauchen." Aus christlicher Perspektive seien ausgrenzender und aggressiver Nationalismus und Rassismus durch nichts zu rechtfertigen, erklärte der Erzbischof von München und Freising.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, kritisierte, "zu lange ist die Gefahr durch den wachsenden Rechtsextremismus verharmlost und vernachlässigt worden". Weiter fügte der Würzburger hinzu: "Polizei und Justiz scheinen zudem häufig auf dem rechten Auge eine Sehschwäche zu haben. Das rächt sich jetzt." Schuster rief alle demokratischen Kräfte auf, zusammenzustehen, um die Bedrohung durch den Rechtsextremismus und weiterhin auch durch islamistischen Terror einzudämmen.

Trost, Frieden und Zusammenhalt

Der evangelische Landesbischof und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, erklärte, wenn sich bewahrheite, was jetzt bekannt geworden sei, "dann ist diese Gewalttat ein trauriger Beleg für die brutalen Konsequenzen des Gifts, das rechtspopulistische und rechtsextreme Kreise zu streuen versuchen". Er fügte hinzu: "Wer Rassismus und Ausländerfeindlichkeit sät, der muss auch damit rechnen, dass daraus brutale Gewalt erwächst."

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick twitterte, ihn erschüttere der Anschlag. Er sei in seiner Zeit im Bistum Fulda oft in Hanau gewesen, schrieb er aus Kenia, wo er sich mit christlichen und muslimischen Gruppen treffe. Er erbitte "Trost, Frieden und Zusammenhalt". Passaus Bischof Stefan Oster erklärte über den Kurznachrichtendienst: "Sprachlos wegen Hanau! Wie kommt so viel Dunkelheit in das Herz eines Menschen? Schweigend, fragend, klagend im Gebet - bei den Toten und den Trauernden."

Feierlichkeiten abgesagt

Der Freistaat Bayern ordnete bis Freitag Trauerbeflaggung an öffentlichen Gebäuden an. In mehreren Städten, darunter München und Nürnberg, sind Mahnwachen angekündigt. Mehrere Faschingsveranstaltungen wurden abgesagt, unter anderem der Unsinnige Donnerstag auf dem Münchner Viktualienmarkt, eine Veranstaltung im Bayerischen Landtag und der Empfang der Abordnungen der Karnevals-, Faschings- und Fastnachtsverbände in der Staatskanzlei.

Am späten Mittwochabend hatte nach Polizeiangaben ein Täter mindestens zehn Menschen in der hessischen Stadt erschossen. Die Ermittler gehen Medienberichten zufolge von einem rassistischen Hintergrund aus. Der mutmaßliche Täter wurde demnach später in seiner Wohnung tot entdeckt. Die Ermittlungen zu dem Fall hat der Generalbundesanwalt in Karlsruhe an sich gezogen. (kna)