Islam-Unterricht

Religionspädagogin: „Am Ende etwas anderes gewünscht“

In Zukunft kann an den Schulen das Fach „Islamischer Unterricht“ gewählt werden. Die Vize-Direktorin der islamischen Gemeinde Penzberg, Gönül Yerli, kritisiert die Einführung. Damit ist sie nicht allein.

Ab dem kommenden Schuljahr kann das Fach " „Islamischer Unterricht“ gewählt werden. © Thomanas - stock.adobe.com

München – Ab dem kommenden Schuljahr wird es an den Bayerischen Schulen das neue Wahlpflichtfach „Islamischer Unterricht“ geben. Das hat der Landtag am Dienstagabend in München gegen die Stimmen der Grünen und der AfD beschlossen.

Während die AFD gegen die Entscheidung klagen will, geht den Grünen das Wahlpflichtfach nicht weit genug. Denn der "Islamische Unterricht" ist kein bekenntnisgebundener Religionsunterricht im Sinne des Grundgesetzes, sondern wird in staatlicher Verantwortung erteilt. Er vermittelt in deutscher Sprache Wissen über den Islam sowie eine grundlegende Werteorientierung.

Wunsch nach bekenntnisorientiertem Unterricht

Genau daran stören sich auch viele Muslime, unter ihnen die Vize-Direktorin der islamischen Gemeinde Penzberg und Religionspädagogin Gönül Yerli. Gerade nach der 10-jährigen Probephase, die es im Anlauf gegeben hat, hätte sie sich gewünscht, „dass man tatsächlich einen bekenntnisorientierten Unterricht anbietet“.

Trotz der Kritik begrüßt sie die Einführung, gerade angesichts der Tatsache, dass die Zahl der Muslime und der jungen muslimischen Generation in Deutschland steigt. „Ich glaube, dass es ganz wichtig ist, dass man jungen Muslimen auch die Chance gibt, eine muslimische Identität zu prägen“, so Yerli. In ihrer Arbeit erlebe sie, dass die Frage dieser ungeklärten Identität ‚wer bin ich, was macht mich aus‘ tatsächlich auch mehr an der Religion ausgemacht werden würden. Genau deshalb sei dieser Unterricht an der Schule wichtig. „Viel wichtiger wäre auch zu sagen, es ist nicht nur eine Unterweisung im islamischen Glauben, sondern ich kann diesen Glauben auch mit allen Sinnen im Unterricht begreifen, beziehungsweise erlenen.“

Alternative zum Ethikunterricht

Der Islam-Unterricht richtet sich vorwiegend an Schüler*innen muslimischen Glaubens, denen damit eine Alternative zum Ethikunterricht angeboten wird. Er vermittelt in deutscher Sprache Wissen über den Islam sowie eine grundlegende Werteorientierung. Damit soll auch Radikalisierungstendenzen begegnet und die Integration bestärkt werden. Dafür solle der Unterricht nicht herhalten, so Yerli. Vielmehr sollte den Schülern in einem bekenntnisoriertiert arbeitenden Unterricht gezeigt werden, dass die Werte des Islams sehr kompatibel seien mit den Werten in unserer Gesellschaft hier in Deutschland.

Ab September wird es an rund fünf Prozent der bayerischen Schulen bis zur 10. Klasse den Islam-Unterricht geben. Gegenwärtig stehen bayernweit rund 100 entsprechend ausgebildete Lehrkräfte zur Verfügung. Der CSU-Landtagsabgeordnete und Antisemitismusbeauftragte der Staatsregierung, Ludwig Spaenle (CSU), sagte, das neue Schulfach müsse bedarfsgerecht weiterentwickelt werden. Dafür sollte neben der Universität Erlangen-Nürnberg ein weiterer Standort zur Ausbildung einer ausreichenden Zahl von Lehrkräften ins Auge gefasst werden. (lb/kna)