Verwöhnt ist die 16jährige Paola nicht, was Wertschätzung betrifft. Ihre Mutter stellt ihr eine smarte elektronische Waage an die Seite zur Bewältigung ihres Übergewichts. Wo doch sogar Paolas Oma noch aussieht wie aus einem Frauenmagazin entstiegen. Doch eigentlich ist Paola nicht der echte Problemfall der Familie. ihr jüngerer Bruder Ricchi ist behindert, er sitzt im Rollstuhl, besucht aber eine Regelschule und will sich nicht behindern lassen in seiner Lust an der Entfaltung.
Mit ihm zusammen begibt sich Paola nachmittags auf kleinen Fluchten. Raus aus dem Villenviertel, wo die wohlhabende Bauunternehmersfamilie de Giorgi eine Traum-Villa mit Pool bewohnt. Die beiden begeben sich bewusst auf verbotenes Terrain, an einer Tankstelle versorgen sie sich mit Zucker-und Fetthaltigem und dann wandern sie ins Tabu-Gebiet zu einer Sozialbausiedlung. Aber warum ist die Mutter so allergisch gegen das Viertel? Als die Eltern sich allabendlich zurückziehen und Geschäftliches heftig diskutieren, Tage später sogar die Carabinieri zu einer Durchsuchung anrücken, will Paola sich nicht mehr abspeisen lassen.
Raffaella Romagnolo wurde international bekannt mit dem Auswandererroman „Bella Ciao“. Er spielt im Piemont der Heimatregion der Autorin wo sie immer noch lebt. Raffaella Romagnolo unterrichtet Geschichte und Italienisch an einem Gymnasium. Von Jugendlichen versteht sie also etwas. Sie habe beim Schreiben aber auch viel an ihre eigene Jugend mit 16 gedacht, heißt es im Nachwort.
Mit Schwung, Witz und großer Sensibilität formt Raffaella Romagnolo die Figur von Paola, die immer mehr zu einer Persönlichkeit auf Augenhöhe der Erwachsenen heranreift. Überzeugend stellt die Autorin die Jugendlichen in den Mittelpunkt und deren kompromisslose Suche nach der Wahrheit, die schließlich die Lebenslügen der Erwachsenen auffliegen lässt.
