Meinung
WLAN in Kirchen

Pro

Im Vorhaben der Evangelischen Kirche in Berlin und Brandenburg, in ihren Gebäuden kostenloses WLAN anzubieten, sieht Georg Walser, Leiter der Online-Redaktion des Sankt Michaelsbundes, einen Beitrag zur urbanen Infrastruktur und eine Möglichkeit, um religiöse Inhalte zu streuen. Aber nicht nur das.

Georg Walser ist Leiter der Online-Redaktion des Sankt Michaelsbundes. (Bild: SMB) © SMB

Das Internet, kurz „das Netz“, ist eine Realität unseres Lebens. Eine sich sehr schnell entwickelnde Erscheinung obendrein. So sind die Zeiten, als „online sein“ etwas mit einem PC und einem Internetanschluss daheim oder im Büro zu tun hatte, längst vorbei. Das Netz ist mobil, aber kein Selbstläufer. Es braucht Knoten und Zugangsmöglichkeiten. Wer diese bereitstellt, tut dies für den privaten Bedarf oder aus Idealismus. Er sieht dies als kommunale Aufgabe an oder will mit einem freien Zugang Menschen in sein Areal locken, wie dies beispielsweise die Betreiber des Münchner Einkaufsquartiers „Hofstatt“ machen. Und die Evangelische Kirche in Berlin und Brandenburg bald machen wird.

Man wolle damit explizit Menschen außerhalb der Kirche erreichen. Wie ernst dies gemeint ist, wird sich spätestens dann zeigen, wenn die Anlagen in Betrieb gehen. Werden die Sender so eingerichtet, dass man sich in den Gebäuden befinden muss, um kostenlos Youtube-Videos anzuschauen oder ganz altmodisch E-Mails abzufragen? Oder will man in Berlin einen Beitrag zur urbanen Infrastruktur leisten, zu der auch eine ubiquitäre und kostenlose Verfügbarkeit des Netzes gehört? Auch auf der Straße vor dem Pfarrheim? Dies wird sicherlich mit Pluspunkten der Menschen quittiert werden, vermutlich mehr als Glockengeläut.

Wird dadurch Beschaulichkeit, Besinnung und Gebet in Kirchenräumen gestört? Möglicherweise, aber nichts daran ist neu. Smartphones sind per Definition online. Wer also während der Predigt beim Vorabendgottesdienst offen oder verstohlen das Ergebnis des Samstag-Abend-Spiels abfragen will – kann dies längst schon tun. Und, machen wir uns doch nichts vor, dies ist sicherlich hier und da der Fall.

Ob es gelingen wird, über diesen Weg religiöse Inhalte zu verbreiten, das muss sich erst noch zeigen. Ebenso muss die Frage erlaubt sein, ob der freie Zugang zu (bestehenden) Toiletten oder Wickelecken nicht dringender wäre. Doch soll das nicht gegeneinander ausgespielt werden. Beides hat seine Berechtigung.