Buch zum Jubiläum

Prachtband zu 900 Jahre Kloster Beuerberg präsentiert

Das Diözesanmuseum Freising stellt das Buch „1121 – 900 Jahre Kloster Beuerberg“ vor. In 28 Aufsätzen wird die Geschichte des Klosters erzählt, von der Gründungslegende bis zur Klosterauflösung.

Christoph Kürzeder und Anna-Laura de la Iglesia y Nikolaus präsentierten die Beuerberg-Chronik. © Prestele

Sommerlich und sehr warm scheint die Sonne vom strahlend blauen Himmel, die prächtige Voralpenlandschaft leuchtet in bunten Farben, ein Teil des Klostergebäudes glänzt schon frisch restauriert und im Klostergarten und um die Häuser des Ortes blühen üppig zahllose Rosen und andere Sommerblumen – einen besseren und schöneren Rahmen hätten sich die vielen Besucher in Kloster Beuerberg nicht denken können, als das Diözesanmuseum Freising dort sein neuestes Buch „1121 – 900 Jahre Kloster Beuerberg“ der Öffentlichkeit vorstellt.

900-jähriges Bestehen des Klosters Beuerberg

Wegen des herrlichen Wetters hat man diese Veranstaltung in den Garten hinter dem Ausstellungs-Pavillon verlegt, um den prallen Sonnenschein im Schatten ein wenig erträglicher zu machen. Sichtlich stolz präsentieren Museumsdirektor Christoph Kürzeder und seine Mitherausgeberin Anna-Laura de la Iglesia y Nikolaus den kiloschweren und großen Prachtband mit 504 Seiten, der im Buchhandel 50 Euro kostet. Den Anlass zu dieser Ausgabe bietet das 900-jährige Bestehen des Klosters Beuerberg, das im Vorjahr mit einer großen Ausstellung gefeiert worden ist.

Die 28 Aufsätze von 18 verschiedenen Autoren und Autorinnen greifen noch einmal alle Themen-Kapitel dieser umfassenden Schau auf, vertiefen diese und beleuchten Kloster und Ort aus unterschiedlichen Blickwinkeln, um das Phänomen „Beuerberg“ von allen Seiten zu betrachten. Es beginnt mit dem Ordensgründer Augustinus und den Augustiner-Chorherren im alten Bayern, behandelt die Geschichte des Stifts St. Peter und Paul in Beuerberg, die Gründungs-Legende des Klosters und das Klosterleben, seine Pfarreien, die Landwirtschaft und die Weinversorgung der Mönche. Es setzt sich fort mit der Bibliothek, mit Schule und Bildung, mit Musik und Theater, Wetter und Wissenschaft, analysiert die Architektur und Kunst des Klosters und endet schließlich mit der Säkularisation und der Klosterauflösung 1803.

Alles verfügbare Wissen über Beuerberg ist hier komprimiert versammelt – und wie für die Ewigkeit festgehalten. Das ist wohl auch der Grund, dass Bürgermeister Moritz Sappl  gleich tausend Exemplare für die Gemeinde gekauft hat.

Gründungslegende von Beuerberg

Blättert man in dem edel gestalteten Band, stößt man in fast jedem Kapitel auf aufschlussreiche und manchmal auch erstaunliche Geschichten. Wie etwa auf ein Foto der Bestätigungsurkunde von Papst Calixtus II. zur Gründung des Chorherrenstifts vom 30. März 1121. Oder auf die Gründungslegende: Auf einem Bauplatz, wo bereits große Mengen Baumaterial gelagert waren, hatten sich Zimmerleute bei der Arbeit verletzt und die Holzspäne mit Blut befleckt. Dann seien Vögel gekommen und hätten diese blutigen Späne an den von Gott ausgewählten Platz, eben Beuerberg, getragen. Und Ochsen hätten von selbst die Bausteine herbeigezogen.

Auf einem Votivbild von 1795 verlobt sich eine Bäuerin den Viehpatronen Leonhard und Silvester. Ein Bild mit der Vermählung Mariens (18. Jahrhundert) interpretiert die biblische Zeremonie als eine christliche Eheschließung, wie sie so erst seit dem 16. Jahrhundert vorgeschrieben war: mit Zeugen, Ring und öffentlichem Ritus. Ein anderes Gemälde zeigt die beiden Wetterheiligen Johannes und Paulus. Am 26. Juni, dem Gedenktag der zwei frühchristlichen Märtyrer, schlägt das Wetter oft um, mit Gewittern und Hagel. Sie wurden daher zu beliebten bäuerlichen Schutzpatronen gegen Unwetter. Das Ossuarium im Totengang des Klosters stammt von 1632/34. Die Gebeine der Chorherren wurden nach einigen Jahren ihren Gräbern entnommen und in dieser Nische als „Memento Mori“ sichtbar präsentiert.

Klosterbau wird zu öffentlichem Ort

Mit der Säkularisation im Jahre 1803 war aber die Geschichte von Kloster Beuerberg nach 682 Jahren klösterlichen Lebens noch nicht zu Ende. 43 Jahre später zog die Schwesterngemeinschaft der Salesianerinnen aus dem nahen Dietramszell hier ein. Doch 2014 verließen schließlich auch sie das Kloster – diesmal nicht auf staatliche Anordnung, sondern weil es keinen Nachwuchs mehr gab.

Daraufhin hat sich die Erzdiözese München und Freising mit ihrem damaligen Generalvikar Peter Beer zur Übernahme des Gebäudes entschlossen. Auf diese Weise ist das Kloster nach 900 Jahren von einem nur für die Ordensgemeinschaft zugänglichen Haus zu einem öffentlichen Ort geworden, an dem in Ausstellungen und Veranstaltungen „immer wieder die Frage nach dem Vertiefen von christlichen Idealen und realer Welterfahrung verhandelt und diskutiert wird“, wie Kürzeder in seinem Vorwort schreibt.

Lebendiger Ort

Wie lebendig dieser Ort bis heute ist, zeigt sich an besagtem Wochenende: Vor dem Kirchplatz feiert die Gemeinde nicht nur ihr Patrozinium Peter und Paul mit einem feierlichen Gottesdienst, mit Prozession, Blasmusik und Jahrmarktsbuden, auch auf dem Klostergelände gibt es neben der Buchpräsentation zahlreiche Angebote: einen Flohmarkt mit – nicht nur – religiösen Gegenständen, Workshops wie „Rosen-Aquarelle“ oder „Paradiesgarten“-Sticken, einen geführten Spaziergang „Rosenpfade rund ums Kloster“, Kunstführungen und ein Barockkonzert in der ehemaligen Stifts- und jetzigen Pfarrkirche. Und natürlich hat auch der Klosterladen offen, der sonst aber bis zum Abschluss der Kloster-Restaurierung geschlossen bleibt. (Karl Honorat Prestele, freier MK-Mitarbeiter)

Buchtipp

1121 – 900 Jahre Kloster Beuerberg

Seit 900 Jahren thront Kloster Beuerberg über der Loisach, hat über Jahrhunderte Land und Leute geprägt. Das Diözesanmuseum Freising hat dieses große Jubiläum zum Anlass genommen und den Augustiner-Chorherren eine Sonderausstellung gewidmet. Die Begleitpublikation erschließt in 28 Beiträgen renommierter Autorinnen und Autoren grundlegende Aspekte monastischen Lebens in Beuerberg, die weltlichen Probleme einer bayerischen Klosterhofmark oder das kulturelle Wirken der Chorherren.

50 € inkl. MwSt.

Hier bestellen