Pilgern nach Santiago de Compostela

Pilger sind zurück auf den Jakobsweg

In schwierigen Zeiten hat der Jakobsweg eine Trendwende geschafft: Nach dem coronabedingten Einbruch kamen im Vorjahr annähernd 180.000 Pilger nach Santiago de Compostela - viel mehr als erwartet. Hält der Trend?

Nach dem Corona-Jahr 2020 waren wieder mehr Pilger auf dem Jakobsweg unterwegs. © Martin Schütz - stock.adobe.com

Santiago de Compostela – Der Jakobsweg hat Wiederauferstehung gefeiert. Die 178.900 Pilger, die im Heiligen Jakobusjahr 2021 in Santiago de Compostela ihre Urkunde erhielten, waren mehr als dreimal so viele wie im ersten Corona-Jahr 2020 (54.143). Das ist in der erfolgsverwöhnten Pilgerbewegung zwar weit weg von Rekorden, aber ein klares Signal des Neuaufbruchs. Der sprunghafte Anstieg war zu Beginn nicht abzusehen: "Im Januar, Februar hatten wir das Pilgerjahr schon komplett abgeschrieben, nun sind wir erstaunlich zufrieden", bilanziert Enrique Valentin, Vorsitzender einer Vereinigung aus 92 privat geführten Herbergen am Jakobsweg.

Die Zahlen für die ersten Monate 2021 waren tatsächlich katastrophal: 60 Ankünfte im Januar, 14 im Februar, 194 im März. Mit dem Start der eigentlichen Pilgersaison im Frühjahr ging die Kurve nach oben: 1.024 im April und 4.295 im Mai. Danach folgte eine regelrechte Explosion der Pilgerzahlen, die sich von Juni (14.824) und Juli (33.963) über August (43.575) bis in den September (37.463) zog.

Jakobsweg


Der Jakobsweg ist ein europaweites Netz von Straßen und Wegen. Seit dem neunten Jahrhundert führt er Pilger vom Baltikum über Polen, Deutschland, die Schweiz und Frankreich zum angeblichen Grab des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela im äußersten Nordwesten Spaniens. Im Mittelalter erstreckten sich die Tagesetappen meist von einem "heiligen Ort", an dem Reliquien verehrt wurden, zum nächsten. Die angebliche Grabstätte des heiligen Jakobus entwickelte sich neben Rom und Jerusalem im Mittelalter zu einem der drei Hauptziele der christlichen Pilgerfahrt. Seit 1982 Papst Johannes Paul II. und 1987 der Europarat zur Wiederbelebung der Jakobswege aufriefen, hat eine Renaissance dieser "europäischen Kulturbewegung" eingesetzt, wie die steigende Zahl von Pilgern belegt. (kna)